blauerfalke: (erzählen)
blauerfalke ([personal profile] blauerfalke) wrote2015-05-17 09:37 pm
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A Cat's Diary

von Stephen Hanan

Mr. Hanan hat bei der Broadway-Premiere Gus/Growltiger/Bustopher Jones gespielt und war dafür für einen Tony nominiert, den er aber nicht gewonnen hat. Das Buch enthält Auszüge aus dem Tagebuch, das er damals bei den Proben zu eben dieser Premiere geführt hat.

Gut die Hälfte des Buches wird von Mr. Hanans Bewunderung für den Regisseur Trevor Nunn eingenommen, als Mensch und als kreativer Theatermacher. Die andere Hälfte handelt vom Probenalltag, seinen Höhen und Tiefen, von Beziehungen, Esoterik und dem Faktor Mensch. Es ist also durchaus interessant, vor allem die Beschreibung der Improvisationsarbeit. Wie immer habe ich Schwierigkeiten, die ganzen Namen zuzuordnen, aber zum Glück gibt es direkt am Anfang eine Übersicht zum Nachschlagen.

Ich fand vor allem überraschend, unter welchen Bedingungen man in den USA so eine Show probt. Vor halb zehn morgens darf man nicht anfangen, Punkt halb sieben abends muss Schluss sein, und die Mittagspausen sind lang genug, um durch halb Manhatten zu fahren und in einem Restaurant zu essen. Ein Wunder, dass die überhaupt fertig werden.
Auch fand ich seltsam, dass die Broadway-Show-Proben keinerlei Bezug auf die bereits in London laufende Produktion zu nehmen scheinen, abgesehen von der Tatsache, dass sich ihr Mistoffelees über die Choreographie beschwert, die ganz auf Wayne Sleep (London's Mistoffelees) abgestimmt ist, der einen ganz anderen Stil hat, und will, dass Gillian Lynne die Choreographie anpasst. Bei einer Show, die mehr oder weniger "geclont" übernommen wird - okay, es gibt massive Unterschiede, das weiß ich, aber die will ich jetzt nicht anführen - sollte man sich doch eigentlich bewusst sein, dass es da eine andere Cast gibt, die eben diese Show bereits spielt, und das acht Mal die Woche. Dass sie also zu spielen ist. Im Buch klingt es ein bisschen so, als sei alles vollkommen neu, würde gerade erst entwickelt und es ist unklar, ob es überhaupt menschenmöglich ist, das Durchhaltevermögen für diese Show zu haben.

Naja, immerhin bestätigt das etwas, was seit der London-Premiere immer wieder gesagt wird: Cats war etwas völlig Neues in jeder Hinsicht und setzte neue Maßstäbe in jeder Hinsicht. Auch in dem, was von der Cast verlangt wird.