blauerfalke (
blauerfalke) wrote2018-07-16 10:20 pm
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Knights of the Rose
Musical mit einem Buch von Jennifer Marsden
Es spielt das Arts Theatre, London, Limited Summer Run
Es ist genau die Art von Stück, das man von einer Schultruppe erwarten würde. Man hat eine Schulband, die fragt man, was sie spielen können. Die sagen „Hard Rock“. Also trägt man eine größere Anzahl Hard Rock Songs zusammen. Um die herum strickt man eine mehr oder weniger epische Story, und setzt dann den Literaturkurs darauf an, Zitate aus berühmten Werken der Weltliteratur zu finden, mit denen man diese Story auf die Bühne bringen kann. Kurz, sie haben nichts selbst geschrieben. Nicht die Musik und nicht den Text. Hat ja bei „Shakespeare & Rock'n'Roll“ auch funktioniert, und wo das auf einer soliden Basis von Science Fiction B-Movies stand, gibt es genug romantische Ritterepen, um diesem Werk einen ähnlich festen Unterbau zu gewährleisten.
So geht es dann um Liebe und Krieg. Und wo wir gerade beim zusammenklauen dabei sind: Der König heißt Aethelstan, sein Sohn Gawain und einer der Ritter Palamon, ein anderer Horatio, und der Feind ist König Mordred von Avalon. Manches davon ist erheiternd, aber wahrscheinlich ist es vor allem den Zitaten geschuldet, in denen diese Namen nunmal vorkommen. Um ehrlich zu sein, fand ich die Wahl, die Prinzessin Hannah zu nennen, am seltsamsten. Kein besonders adliger Name. Zumal sie am Ende die Thronerbin ist. Königin Hannah. Okay.
Kurz zur Handlung: Das House of Rose, dessen Oberhaupt König Aethelstan ist, führt seit fünf Jahren Krieg und jetzt kommen seine Helden siegreich zurück. Schnell verlobt sich Isabella, die Ziehtochter, mit Prinz Gawain, und Prinzessin Hannah mit Sir Hugo. Beide Damen haben noch jede einen weiteren Verehrern unter den Rittern, aber während Sir Horatio bereit ist, für das Glück seiner Isabella selbst zu verzichten, entscheidet Sir Palamon, Sir Hugo bei nächster Gelegenheit nicht zur Seite zu stehen, damit er in der Schlacht fällt und Hannah wieder frei ist. Gelegenheit ist schnell gegeben, denn es geht in den Krieg gegen Avalon. Da fällt dann Prinz Gawain und am Ende kann Sir Palamon seinen besten Freund doch nicht im Stich lassen und stirbt bei dem Versuch, ihm das Leben zu retten. Isabella wendet sich Horatio zu, und damit gibt es ein Happy End.
Im Ganzen war es gut gemacht. Die erste Hälfte ist ein wenig schleppend und kommt nicht recht in Fahrt, weil die Handlung doch eher wie ein Zwischenspiel zwischen dem Singen großer Rockballaden wirkt. Meist funktionieren diese Balladen ganz gut, aber als Sir Hugo aus heiterem Himmel seine Hannah mit "Would you dance if I asked you to dance?" ansingt, ist die Reaktion des Publikums vor allem Gelächter und die der Prinzessin ein sehr verständliches "What?". Auch wenn ich zugeben muss, dass "Hero" dann so gut gesungen wird, dass man den Moment im Nachhinein eher als liebenswert empfindet.
In der zweiten Hälfte ergänzen sich Handlung und Songs sehr viel besser, sie ist straffer und funktioniert besser. Mehr Charakterisierung für einzelne Rollen, das auch. Und einzig, dass Isabella sich so schnell wieder verliebt, fand ich ein bisschen zu glatt, auch wenn ihr toter Verlobter ihr im Traum genau das geraten hat.
Persönlich fand ich die Wahl, das Stück mit „Blaze of Glory“ zu beginnen, recht gewagt – ein Haufen Ritter schwingt Schwerter und im Text kommt ständig das Wort „gun“ vor. Aber das ist Haarspalterei.
Gesungen wurde durch die Bank ausgezeichnet, wobei ich die drei Damen – Hannah, Isabella und ihre Kammerjungfer Emily – als erste erwähnen möchte. Eine gute Rock-Shouterin zu finden, ist eine Leistung, drei davon zu finden ist eine große Leistung, und wenn dann eine davon auch noch zu Musik aus „Die Hochzeit des Figaro“ einen reinen, glasklaren Sopran singt, wird es wirklich beeindruckend. Alle Bewunderung also für Katie Birtill als Hannah, die genau das getan hat. Zusammen mit Bleu Woodward (Isabella) und Kelly Hampson (Emily) singt sie weit vorne in Akt 1 eine großartige Version von „Holding Out for a Hero“, an die man sich auch am Ende der Show noch erinnert. Alle drei Rollen sind als flirtende, kokette Love Interests angelegt und bieten daher naturgemäß nicht viel Tiefe. Aber immerhin gibt es Wortgefechte und wie gesagt, tolle Stimmen.
Die vierte Dame im Bunde ist Rebecca Bainbridge als Königin Mathilda. Stimmlich nicht ganz so beeindruckend, aber spielerisch toll berührt sie mit ihrer Klage um den toten Sohn. Die Rolle bekommt nicht viel Zeit, wird aber als starke Frau und Stütze des Königs deutlich charakterisiert, und das ist vor allem der Verdienst von Frau Bainbridge.
Auf der Herrenseite punkten vor allem Oliver Savile (Hugo) und Matt Thorpe (Horatio), die deutlich zu sehen die besten im Team sind. Die besten Sänger (was bei einer so gut singenden Cast eine nicht zu unterschätzende Leistung ist), die präsentesten Schauspieler (Herr Savile ist sogar noch in der Lage, in einer 30-Sekunden-Hochzeit den aufgeregt am Altar auf seine Braut wartenden Bräutigam darzustellen) und mit Abstand die besten Tänzer. Ian Gareth-Jones als Sir Palamon fällt bereits ein wenig ab, und Andy Moss als Prinz Gawain ist deutlich zu sehen nicht im Musical ausgebildet. Er singt ausgezeichnet, aber eben als Rocksänger, was seine Lieder Tiefe und Gefühl missen lässt, und er kann nicht tanzen. Das fällt bei jeder Kampfchoreographie genauso auf wie beim Menuett. Seine Fans waren aber trotzdem begeistert, also alles in Ordnung.
Ich denke, es ist auch hier der Verdienst von Herrn Savile und Herrn Thorpe, das ich mit ihren Rollen am meisten anfangen konnte. Highlights der Show sind daher sicher Herrn Thorpes „Always“ und Herrn Savile Interpretation von „Hero“ und, im Duett mit Herrn Gareth-Jones, „Blood on Blood“.
Die Inszenierung war angenehm klassisch, mit wenigen Versatzstücken und einem Projektionsvorgang werden diverse Räume der Burg und das Schlachtfeld dargestellt. Und die Darstellung der Schlacht im zweiten Akt mit den Pferdekopf-Puppen war auch richtig gut gemacht. Alles in allem ein unterhaltsamer Theaterabend mit kleinen Längen. Nicht innovativ, aber auf eine naive Weise charmant. Eben wie eine altmodische Rittergeschichte.
Und ich bin fast sicher, dass das Königshaus nur darum „House of Rose“ heißt, damit „Bed of Roses“ nicht vollkommen zusammenhanglos klingt. Auch wenn es angemessen viele Rosen auf der Bühne zu sehen gab.
Es spielt das Arts Theatre, London, Limited Summer Run
Es ist genau die Art von Stück, das man von einer Schultruppe erwarten würde. Man hat eine Schulband, die fragt man, was sie spielen können. Die sagen „Hard Rock“. Also trägt man eine größere Anzahl Hard Rock Songs zusammen. Um die herum strickt man eine mehr oder weniger epische Story, und setzt dann den Literaturkurs darauf an, Zitate aus berühmten Werken der Weltliteratur zu finden, mit denen man diese Story auf die Bühne bringen kann. Kurz, sie haben nichts selbst geschrieben. Nicht die Musik und nicht den Text. Hat ja bei „Shakespeare & Rock'n'Roll“ auch funktioniert, und wo das auf einer soliden Basis von Science Fiction B-Movies stand, gibt es genug romantische Ritterepen, um diesem Werk einen ähnlich festen Unterbau zu gewährleisten.
So geht es dann um Liebe und Krieg. Und wo wir gerade beim zusammenklauen dabei sind: Der König heißt Aethelstan, sein Sohn Gawain und einer der Ritter Palamon, ein anderer Horatio, und der Feind ist König Mordred von Avalon. Manches davon ist erheiternd, aber wahrscheinlich ist es vor allem den Zitaten geschuldet, in denen diese Namen nunmal vorkommen. Um ehrlich zu sein, fand ich die Wahl, die Prinzessin Hannah zu nennen, am seltsamsten. Kein besonders adliger Name. Zumal sie am Ende die Thronerbin ist. Königin Hannah. Okay.
Kurz zur Handlung: Das House of Rose, dessen Oberhaupt König Aethelstan ist, führt seit fünf Jahren Krieg und jetzt kommen seine Helden siegreich zurück. Schnell verlobt sich Isabella, die Ziehtochter, mit Prinz Gawain, und Prinzessin Hannah mit Sir Hugo. Beide Damen haben noch jede einen weiteren Verehrern unter den Rittern, aber während Sir Horatio bereit ist, für das Glück seiner Isabella selbst zu verzichten, entscheidet Sir Palamon, Sir Hugo bei nächster Gelegenheit nicht zur Seite zu stehen, damit er in der Schlacht fällt und Hannah wieder frei ist. Gelegenheit ist schnell gegeben, denn es geht in den Krieg gegen Avalon. Da fällt dann Prinz Gawain und am Ende kann Sir Palamon seinen besten Freund doch nicht im Stich lassen und stirbt bei dem Versuch, ihm das Leben zu retten. Isabella wendet sich Horatio zu, und damit gibt es ein Happy End.
Im Ganzen war es gut gemacht. Die erste Hälfte ist ein wenig schleppend und kommt nicht recht in Fahrt, weil die Handlung doch eher wie ein Zwischenspiel zwischen dem Singen großer Rockballaden wirkt. Meist funktionieren diese Balladen ganz gut, aber als Sir Hugo aus heiterem Himmel seine Hannah mit "Would you dance if I asked you to dance?" ansingt, ist die Reaktion des Publikums vor allem Gelächter und die der Prinzessin ein sehr verständliches "What?". Auch wenn ich zugeben muss, dass "Hero" dann so gut gesungen wird, dass man den Moment im Nachhinein eher als liebenswert empfindet.
In der zweiten Hälfte ergänzen sich Handlung und Songs sehr viel besser, sie ist straffer und funktioniert besser. Mehr Charakterisierung für einzelne Rollen, das auch. Und einzig, dass Isabella sich so schnell wieder verliebt, fand ich ein bisschen zu glatt, auch wenn ihr toter Verlobter ihr im Traum genau das geraten hat.
Persönlich fand ich die Wahl, das Stück mit „Blaze of Glory“ zu beginnen, recht gewagt – ein Haufen Ritter schwingt Schwerter und im Text kommt ständig das Wort „gun“ vor. Aber das ist Haarspalterei.
Gesungen wurde durch die Bank ausgezeichnet, wobei ich die drei Damen – Hannah, Isabella und ihre Kammerjungfer Emily – als erste erwähnen möchte. Eine gute Rock-Shouterin zu finden, ist eine Leistung, drei davon zu finden ist eine große Leistung, und wenn dann eine davon auch noch zu Musik aus „Die Hochzeit des Figaro“ einen reinen, glasklaren Sopran singt, wird es wirklich beeindruckend. Alle Bewunderung also für Katie Birtill als Hannah, die genau das getan hat. Zusammen mit Bleu Woodward (Isabella) und Kelly Hampson (Emily) singt sie weit vorne in Akt 1 eine großartige Version von „Holding Out for a Hero“, an die man sich auch am Ende der Show noch erinnert. Alle drei Rollen sind als flirtende, kokette Love Interests angelegt und bieten daher naturgemäß nicht viel Tiefe. Aber immerhin gibt es Wortgefechte und wie gesagt, tolle Stimmen.
Die vierte Dame im Bunde ist Rebecca Bainbridge als Königin Mathilda. Stimmlich nicht ganz so beeindruckend, aber spielerisch toll berührt sie mit ihrer Klage um den toten Sohn. Die Rolle bekommt nicht viel Zeit, wird aber als starke Frau und Stütze des Königs deutlich charakterisiert, und das ist vor allem der Verdienst von Frau Bainbridge.
Auf der Herrenseite punkten vor allem Oliver Savile (Hugo) und Matt Thorpe (Horatio), die deutlich zu sehen die besten im Team sind. Die besten Sänger (was bei einer so gut singenden Cast eine nicht zu unterschätzende Leistung ist), die präsentesten Schauspieler (Herr Savile ist sogar noch in der Lage, in einer 30-Sekunden-Hochzeit den aufgeregt am Altar auf seine Braut wartenden Bräutigam darzustellen) und mit Abstand die besten Tänzer. Ian Gareth-Jones als Sir Palamon fällt bereits ein wenig ab, und Andy Moss als Prinz Gawain ist deutlich zu sehen nicht im Musical ausgebildet. Er singt ausgezeichnet, aber eben als Rocksänger, was seine Lieder Tiefe und Gefühl missen lässt, und er kann nicht tanzen. Das fällt bei jeder Kampfchoreographie genauso auf wie beim Menuett. Seine Fans waren aber trotzdem begeistert, also alles in Ordnung.
Ich denke, es ist auch hier der Verdienst von Herrn Savile und Herrn Thorpe, das ich mit ihren Rollen am meisten anfangen konnte. Highlights der Show sind daher sicher Herrn Thorpes „Always“ und Herrn Savile Interpretation von „Hero“ und, im Duett mit Herrn Gareth-Jones, „Blood on Blood“.
Die Inszenierung war angenehm klassisch, mit wenigen Versatzstücken und einem Projektionsvorgang werden diverse Räume der Burg und das Schlachtfeld dargestellt. Und die Darstellung der Schlacht im zweiten Akt mit den Pferdekopf-Puppen war auch richtig gut gemacht. Alles in allem ein unterhaltsamer Theaterabend mit kleinen Längen. Nicht innovativ, aber auf eine naive Weise charmant. Eben wie eine altmodische Rittergeschichte.
Und ich bin fast sicher, dass das Königshaus nur darum „House of Rose“ heißt, damit „Bed of Roses“ nicht vollkommen zusammenhanglos klingt. Auch wenn es angemessen viele Rosen auf der Bühne zu sehen gab.