blauerfalke | Abenteuerreise mit der Deutschen Bahn (Reply)

Ich wollte mal wieder nach Dresden. Diesmal wieder mit dem Nachtzug. Zur Zeit fährt der nicht über Köln, so dass ich nur in Dortmund zusteigen konnte. 46 Minuten Zeit zum Umsteigen mitten in der Nacht, das sollte ja reichen - hat es auch, wenn auch nur knapp. Mein Zug hatte 30 Minuten Verspätung, in Düsseldorf waren es dann schon 35 und in Dortmund kamen wir 7 Minuten vor Abfahrt des CityNightLine an. Da habe ich mir schon Sorgen gemacht, denn sowohl mein RE als auch der Nachtzug waren für Gleis 8 angeschlagen. Mit anderen Worten, wenn wir auf Gleis 8 einfuhren, dann hatten sie den Nachtzug umgeleitet und denn dann innerhalb von sieben Minuten noch zu finden und zu erreichen... Wir fuhren auf Gleis 10 ein. Es ist mir bis heute nicht gelungen, die Nummerierungen der Gleise des Dortmunder Hauptbahnhofs zu verstehen, aber Gleis 8 und Gleis 10 gehören zum selben Bahnsteig. Es waren also grade mal 10 Meter vom einen Zug in den anderen, und wenn man einmal drin ist, ist es ja egal, ob er fährt, während man sein Abteil sucht, oder noch steht. Was für ein Stress. Aber geschafft.

Zurück dann ebenfalls mit dem Nachtzug. In Dresden bin ich alleine im Abteil, in Berlin steigen fünf andere zu. Drei Argentinier und zwei aus Indien, alle auf großer Europarundreise auf dem Weg nach Amsterdam und sehr nett. Es ist aber auch schon nach Mitternacht, und nachdem die Argentinier mit vereinten Kräften das Fenster aufbekommen haben, haben wir dann auch recht gut geschlafen.

Bis morgens um sechs. Da sollten wir eigentlich in Köln sein und ich aussteigen. Der Zug steht auch, aber in Bielefeld. Kurzes Erkundigen führt zutage, dass es in NRW letze Nacht ein schweres Unwetter gegeben hat und wir darum warten müssen. Es wird aber weitergehen.
Eine halbe Stunde später dann die Durchsage, dass alle Reisenden nach Amsterdam aussteigen müssen, um über Hannover nach Holland zu fahren, weil über das Ruhrgebiet da kein Durchkommen ist. Ich wecke also mein Abteil, übersetze die Durchsage - sie kommt dann aber auch nochmal auf Englisch, und fünf Minuten später bin ich wieder alleine. Ich gehe wieder schlafen, was soll ich sonst tun?

Acht Uhr. Als ich geweckt werde, stehen wir in Dortmund. Und hier ist Endstation. Die Strecke zwischen Düsseldorf und Essen ist unpassierbar, weil es da quasi keine Oberleitungen mehr gibt (das haben wir erst später erfahren, das wusste zu dem Zeitpunkt noch keiner). Was wir wussten war, dass der Zug nicht weiterkann. Die Bahn verteilt Taxigutscheine, aber das bringt morgens um 8 mitten im Berufsverkehr in einer bahntechnisch vollkommen lahmgelegten Ruhrgebietsgroßstadt natürlich überhaupt nichts. Also gehen der nette Herr aus Berlin, mit dem ich mir den Taxigutschein teile, und ich erstmal in der Innenstadt frühstücken. Er sitzt schon seit dem Vorabend fest, aber wir entscheiden beide, es gelassen zu nehmen. Ich hab ja noch frei, er muss bloß zur Arbeit... und sich aufregen bringt uns ja auch nicht weiter. Geschweige denn nach Hause.

Am Ende kaufen wir Fahrkarten für einen der Fernbusse. Auf dem Weg von Dortmund nach Köln sehen wir ganze Straßen, die so voller heruntergebrochener Äste sind, dass man denn Asphalt nicht mehr sehen kann, und Gegenden vom Ruhrgebiet, in denen ich noch nie war. Weil die Bahn nicht fahren kann, sind natürlich die Nord/Süd-Autobahnen rettungslos zugestaut, aber unser Fahrer bringt uns doch recht staufrei nach Köln. Dort steigen wir aus dem Bus, gehen zur S-Bahn, steigen ein und sie fährt los. Perfekte Verbindung, keine Minute Wartezeit. Ich komme also doch noch nach Hause, wenn auch mit acht Stunden Verspätung. Aber wie gesagt, ich hatte eh nichts vor an dem Tag, und die Bahn hat sich all die Schäden von dem Unwetter sicher nicht gefragt. Da kann jetzt keiner was für.

Vielleicht kriege ich den Preis für den Bus zurück, mal sehen. Wenn nicht, ist es auch kein Weltuntergang. Und nochmal danke an den netten Herrn aus Berlin für die gute Laune, die Geduld und das Durchhalten.