blauerfalke: (erzählen)
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Dieses Jahr habe ich immerhin den ersten Vorentscheid gesehen. Beim zweiten hatte ich keinen Fernseher mit passendem Sender. Also nur einen Teil der Teilnehmer schonmal gesehen... insgesamt fand ich es stark balladenlastig. Vielleicht kam's mir auch nur so vor, weil nur bei sehr wenigen Leuten etwas auf der Bühne passierte. Ihre Projektionen waren toll, gar keine Frage, aber letztes Jahr als eine einzeln auftretenden Frau gewonnen, die eine Powerballade gesungen hat. Also hatten wir dieses Jahr sehr viele einzeln auftretende Frauen, die Powerballaden sangen. Überhaupt fand ich's erstaunlich, wie viele Leute alleine auftraten. Früher gab's doch immer wenigstens einen oder zwei Backgroundsänger.

Auch sangen nur Frankreich, Spanien, Italien, Montenegro und Rumänien (und natürlich Großbritannien und Australien) in ihrer Muttersprache. Und Tänzer sind leider auch out.

Dafür gab es einen echten Krimi bei der Punktevergabe. Gut, es waren fast immer dieselben drei, die die hohen Punkte bekamen - wie immer war sich Europa (und Australien) erstaunlich einig - aber Russland und Schweden haben sich lange Zeit ein echtes Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert.


Sieger: Schweden.

Persönliche Favoriten: Großbritannien und Belgien. Belgien ist sogar vierter oder fünfter geworden. Hatte anscheinend keiner mit gerechnet.

Wer der große Buchmacher-Favorit war, weiß ich nicht. Ich persönlich hatte ja drauf getippt, dass Australien gewinnt, alleine als Gag. Aber dann waren sie doch nur vierter oder fünfter. Schöner, flotter Song, mit Spaß vorgetragen. Dabei sein ist alles. ;)

Least Dressed Award: Spanien. Nicht, weil das Kleid so kurz war, sondern weil es so durchsichtig war. Nachdem sie erstmal die obere Schicht abgelegt hatte, meine ich. Die erinnerte eher an eine rote Nonnenrobe.

Deutlichster Trend: Hosen. Die Dame von Welt trägt Hosen. Auch zur Eurovision.

Noch deutlicherer Trend: Farben sind out. Schwarz oder weiß. Der Rest ist eine Ausnahme oder hat einen sturen Designer.

Bestes Gimmick: Schweden. Sänger und Hintergrundprojektionen schaffen die perfekte Illusion von Interaktion. Er hätte auch den Award für bestes Kunstwerk haben können, wäre da nicht Lettland gewesen.

Bestes Kunstwerk: Lettland. Südländisch aussehende Sängerin im roten Kleid powert eine Ballade, die alles ist, aber nicht Mainstream. Anstrengend, aber toll vorgetragen. Künstlerisch halt.

Bestes Gesamtkonzept: Belgien. An dem Auftritt stimmte einfach alles. Der Song, die Umsetzung, die Lightshow, die Attitüde des Sängers... es war vielleicht nicht der beste Sänger des Abends oder der beste Song des Abends, aber es passte einfach alles zusammen. Hut ab, da hat jemand echt viel Arbeit reingesteckt. Das funktionierte einfach.

Schlechtestes Gesamtkonzept: Großbritannien. Ich mag den Song noch immer richtig gerne, aber am Auftritt selbst stimmte gar nichts. Alles, was Belgien richtig gemacht hat, machte Großbritannien falsch. Die Tänzer gehen unter auf der Bühne, die Lichtshow ist bestenfalls verwirrend, und beiden Sängern fehlt die Selbstsicherheit und Präsenz. Lieber wieder das Promotionvideo gucken, das war klasse.

Häufigstes Instrument: Geigen. Ob vorhanden und nur simuliert. Und zum Teil auch schon im Halbfinale rausgeflogen.

Bester Text: Weissrussland. "Time is like thunder aaa / Hear it like thunder aaa / Beating like thunder aaa aaa aaa". Leider schon im Halbfinale ausgeschieden. Und ich muss zugeben, dass Belgien mit Zeilen wie "We gonna rapppabab tonight" und "On a cosmic track, love attack / I‘m gonna get that rhythm back" nicht weit weg ist.

Beste Symbolik: Estland. Weder sein Schatten noch ihr Schatten bewegen sich. Das hatte bestimmt eine Bedeutung.

Beste Choreographie: Großbritannien und Israel. In Ermangelung von Konkurrenz.

Anstrengendste Choreographie: Aserbaidschan. Ausdruckstanz im doppelten Tempo des Songs. Irgendwas mit Wölfen wahrscheinlich, der Song hieß "Hour of the Wolf".

Look-alike Contest: Griechenland, Russland und Spanien. Alle blond, alle groß, alle Powerstimmen mit Powerballaden und viel Windmaschine.

Sound-alike Contest: Georgien und Malta. Beide Songs heißen "Warrior". Ob sie gleich klingen... keine Ahnung. Malta ist im Halbfinale ausgeschieden.

Größte Überraschung: Italien. Drei italienisch aussehende Opernsänger singen italienische Operntöne auf Italienisch. Und sie werden Dritte damit.

Sinnloseste Verwendung eines Requisits: Österreich. Er zündet seinen Flügel an. Warum auch immer. Der Song heißt "I am yours" und scheint eine romantische Ballade zu sein...

Traditionellster Auftritt: Israel. Flotter Ethno-Pop mit Tanzcrew. Geht doch. Das ist Eurovision.

Beste Umsetzung des Eurovisionsgedankens: Litauen. Der Erstplazierte ihres nationalen Wettbewerbs hat sich mit der Zweitplatzierten zusammengetan, sie singen eine nette Ballade und dann wird geküsst. Er und sie, und die Tanscrew küsst gleichgeschlechtlich. Klar, dass sie das im Schnelldurchlauf zeigen, auch wenns doch eigentlich ums Singen gehen sollte.

Sympatischster Auftritt: Schweden. Sie sagen "We've done the maths...", der Saal brüllt, sein Team springt auf, und er versteht erst drei Sekunden später, was los ist. Man konnte es förmlich arbeiten sehen. Sehr menschlich.

Beste Beleuchtung: Aserbaidschan. Seine Ohrenspitzen scheinen zu leuchten, aber das war sicher ein Versehen mit den Strahlern hinter ihm.

Langweiligster Auftritt: Ungarn. Es passiert nichts. Außer, dass eine Menge Maschinengewehre in der Projektion sich in einen grünen Baum verwandeln, und das hätte ich lieber nicht gesehen.

Verwirrendste Botschaft: Frankreich. Projektionen von Ruinen und dann marschieren Trommler auf. Und Peter Urban hat uns nicht gesagt, um was es geht. Alle anderen mit Botschaft haben das entweder schon im Titel getan - Ungarn "Wars for nothing" - oder es wurde uns erklärt, bevor der Song begann (Rumänien).

Im Showteil wird mitreißend getrommelt und Zwölfton-Chor gesungen, und dann singt Conchita noch zwei Popsongs. Da hätte man dranschreiben können "Bitte nicht anrufen, gehört nicht dazu.". Aber abgesehen davon machte Conchita ihren Teil der Moderation sehr viel besser als die drei anderen Damen.

Als letztes Unterhaltungsgimmick sind drei Verbindungen bei der Punktevergabe zusammengebrochen und Russland hat versucht, sich selbst zwölf Punkte zu geben. Fand außer dem Punkte-Verleser irgendwie niemand witzig.
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