blauerfalke: (geschichten)
[personal profile] blauerfalke
Luke Skywalker ist verschwunden, jemand versteckt eine Karte zu ihm in einem Droiden, der dann von einem abtrünnigen Sturmtruppler (irgendwie stört mich das Wort, hat mich schon im Film gestört) und einer Schrottsammlerin zu den Rebellen gebracht werden muss.
Es gibt einen Vater-Sohn-Konflikt, jemand fällt in einen sehr tiefen Schacht und am Ende sprengt ein Pilot eine todessternartige Waffe. Kurz, sie machen genau das, was sie immer machen. Gefühlt. Zumindest in den alten drei Filmen.


Vorab eins: Ich habe keine emotionale Verbindung zu Star Wars. Ich mag Episode IV bis VI ganz gerne, aber mal gesehen haben reicht mir. Episode III macht sowas wie Sinn, und Episode I und II habe ich gesehen, brauche ich aber nie wieder sehen. Ich würde zur Unterhaltung mal in einen reinschalten, wenn er grade läuft. Ich war also vor allem im Kino, weil es mich interessiert hat, was genau sie gemacht haben, wie es aussieht, und um mir zu all dem, was ich so höre, eine eigene Meinung zu bilden. Also weit ab dessen, was die meisten Leute so fühlen.

Ja, es sieht genau so aus, wie der Trailer es versprochen hat. Die Optik passt nahtlos zu Episode IV bis VI und sieht damit so aus, wie ich mir einen Star Wars Film vorstelle. Erdig, realistisch, gewaltig und bunt. Star Wars hatte für mich nie ein wirklich futuristisches Flair, und das hat dieser Film auch nicht. Optisch passt es also perfekt, und weil wir viel Wüstenplanet und Todesstern zu sehen bekommen, hat es auch einen gewissen déja vue-Effekt. Zurück zu den Wurzeln.

Gleiches gilt für die Handlung. Jemand stopft etwas in einen Droiden, das jemand anders unbedingt erreichen muss und total geheim ist. Dann werden irgendwelche Leute in die Sache verwickelt und müssen sich entscheiden, was sie tun. In einem davon ist die Macht stark, aber er weiß nichts davon und muss erst lernen, sie zu nutzen. Der Gegner hat eine Superwaffe gebaut, mit der man ganze Planeten sprengen kann - jetzt nicht mehr nur einen auf einmal, sondern ganz viele gleichzeitig. Darum ist die Waffe auch hundert Mal so groß wie der alte Todesstern. Also braucht der verantwortliche Pilot nicht nur einen Schuss, um sie zu vernichten, sondern muss mehrmals feuern. Und der Vater-Sohn-Konflikt findet auf einer Brücke mitten in der Waffe statt, wo man dann in den Schacht stürzen kann, auch wenns diesmal nicht windet dabei. Es hat schon was von "habe ich alles schon mal gesehen". Vor allem, wenn man wie ich während des Films die Zeit hat, darüber nachzudenken. Okay, es heißt jetzt nicht mehr Imperium, sondern Erste Ordnung, aber es sieht aus wie vorher und alle benehmen sich wie vorher. Und bauen dieselbe Art Waffen wie vorher, die die Rebellen, die jetzt "der Widerstand" heißen, genauso zerstören wie vorher. Vielleicht ist es symbolisch? Das Leben und das Universum existieren in Zyklen?

Lassen wir das, kommen wir zu der Art, wie ich Filme gucke - die Charaktere. Kurz zusammengefasst: es gibt genau einen Charakter in diesem Film, der mich interessiert. General Organa, auch bekannt als Prinzessin Leia.

Was habe ich nicht alles gehört und gelesen im Vorfeld darüber, wie entsetzlich der Auftritt von Carrie Fisher ist. Wie unmöglich sie aussieht, wie alt sie geworden ist und über ihre Weigerung, sich per CGI verjüngen zu lassen. Was für ein Wrack sie ist und wie schmerzhaft es ist, einer solchen Frau dabei zuzusehen, wie sie sich durch ihre belanglosen Sätze quält. Wie schlecht sie spielt und immer wieder, wie alt, verbraucht und furchtbar sie aussieht.
Um ehrlich zu sein, ich frage mich, welchen Film diese Leute gesehen haben. Carrie Fisher sieht aus, wie eine Frau von ca. 60 nunmal so aussieht. Ich hätte sie sogar noch 10 Jahre jünger geschätzt im Film. Sie trägt keine extravaganten Roben und keine komplizierten Frisuren oder glamouröses Makeup - sie ist ein Widerstandsgeneral! Warum sollte sie da aussehen, als würde sie zum Opernball gehen? Sie sieht realistisch aus und sie sieht gut aus. Und was ihre Schauspielkunst angeht (ich habe den Film synchronisiert gesehen), so hatte ich absolut nichts auszusetzen, im Gegenteil. Ich war sogar beeindruckt, wie nett das Skript zu Leia gewesen ist. Leia ist eine sehr starke Frau, ich neige dazu zu sagen, sie ist die stärkten Person im ganzen Film. Sie ist nicht weggelaufen, sie hat immer weiter gemacht, all die Jahre gekämpft. Für die Freiheit, gegen Imperium oder Erste Ordnung oder wen auch immer. Sie hat nie aufgegeben, sie hat nie die Hoffnung verloren. Han ist abgehauen, Luke ist abgehauen, sie hat ihren Sohn verloren, aber sie ist noch immer da und macht weiter. Sie hat ein Ziel, sie glaubt an eine bessere Welt. Sie glaubt an das Gute im Universum. Leia ist ein Fels in der Brandung - und noch beeindruckender, sie ist all das und dabei noch menschlich. Sie hat Fehler, sie hat Fehler gemacht, sie weiß das, sie steht dazu, sie kann damit leben. Klar kann man über die Sätze streiten, sie die zu Han über ihren Sohn sagt, aber ich finde das weder pathetisch noch weinerlich. Sie sind Ausdruck ihrer Hoffnung. Sie sind eine Mahnung an diesen feigen Hallodri, der mal wieder weggelaufen ist.
Nein, Leia ist für mich die stärkste und interessanteste Person im Film, eine wirklich starke Frau, und sie sieht genau passend dazu aus. Realistisch. Und Carrie Fisher spielt das ausgezeichnet.

Die andere große Frauenrolle im Film ist die Schrottsammlerin Rey, von der ich persönlich überzeugt bin, dass sie Lukes Tochter ist. Sie passt nämlich genau in die Reihe von Anakin und Luke - die Macht ist so stark in ihr, dass man sie alleine aus Sicherheitsgründen dringend ausbilden müsste. Logischerweise hat das noch niemand getan, sonst könnte man das nicht so beeindruckend zeigen. Und da haben wir schon das Hauptproblem, das ich mit ihr habe: sie ist zu mächtig. Sie spricht jede Sprache, sie kann alles intuitiv bedienen und reparieren und sie widersteht ohne jede Ausbildung Kylo Rens mentalen Angriffen, und den präsentieren sie uns ja als das non-plus-ultra auf der dunklen Seite. Nicht zu vergessen kann sie durch bloße Konzentration plötzlich perfekt mit einem Laserschwert kämpfen... Ich kann mit Charakteren, die zu mächtig sind, nichts anfangen.
Auch wenn ich ihr zugute halten muss, dass sie diese Macht nicht als "das steht mir zu" sieht. Immerhin ein Vorteil zu Anakin.
Dafür kann ich ihre Begeisterung für Han Solo als Vaterersatz beim besten Willen nicht nachvollziehen. Nur weil sie beide die Sätze des anderen vollenden können - Sätze, die sich auf die Technik des Falken beziehen, wohlgemerkt, auf sonst nichts.
A propos Falke: das ist noch Qualitätsarbeit. Steht ewig auf einem Schrottplatz und springt dann locker in den Hyperraum. Ohne auch nur tanken zu müssen.

Ist Rey ein Charakter, mit dem ich einfach nichts anfangen kann, der aber funktioniert, ist Finn, unser abtrünniger Sturmtruppler, ein Charakter, den ich im Grunde mag, der aber nicht funktioniert. Erzogen und sein ganzes Leben lang indoktriniert und programmiert von der Ersten Ordnung, stellt er auf dem ersten Außeneinsatz fest, dass er "für die" nicht töten will - knallt aber im Gegensatz dazu ohne jede Hemmungen und Gewissensbisse andere Sturmtruppler ab, auch wenn er besser als jeder andere wissen sollte, dass da Menschen mit Gedanken und Gefühlen drin stecken.
Vielleicht ist auch jemandem beim Schreiben aufgefallen, dass Finn damit jede glaubhafte Grundmotivation fehlt, und der hat das dann mit fanatischer Loyalität gegenüber denen, die er für seine Freunde hält, ersetzt. Er kennt weder Rey noch Poe wirklich, aber trotzdem würde er alles für sie tun. Gerade gegenüber Poe gibt es keinerlei Entwicklung von Freundschaft (da ist auch gar keine Zeit für), das kann man allenfalls noch mit "gemeinsam überstandene Gefahr" rechtfertigen.
Bei Rey ist es anfangs anscheinend ein für den Charakter ebenso unglaubwürdiger Beschützerinstinkt - woher sollte er den haben? Das ist sicher nicht in der Sturmtruppen-Programmierung enthalten. Aber sie ist halt eine Frau, darum muss man sie beschützen, schon klar. Ich schätze, sie haben das reingeschrieben, damit Rey als moderne Heldin, die auf sich selbst aufpassen kann, sich darüber beschweren kann. Was sie dann auch tut.
Ich halte dem Film zugute, dass es bis jetzt nichts zwischen Rey und Finn gab, was nicht auf freundschaftlicher Ebene vertretbar wäre.

Dann hätten wir da noch Han Solo, den Harrison Ford mit gewohnten rauen Charme gibt. Der übrigens wesentlich älter aussieht als Carrie Fisher und wesentlich kaputter, aber darüber hat sich meines Wissens niemand beschwert. Han ist wohl halt ein Mann und hatte ein hartes Leben, das darf man sehen. Meine Güte... Okay, Charakter. Er ist abgehauen, wann genau und warum ist mir nicht klar geworden und ist mir auch wurscht. Im Grunde genommen ist er genau da, wo ihn Episode IV aufgabelt, und alle Charakterentwicklung, die danach mal stattgefunden hat, ist zum Teufel und verloren gegangen. Mit anderen Worten, Han ist ein Typ, der nichts dazulernt und keine höheren Ideale hat. Immerhin versucht er nochmal, mit Kylo Ren zu reden, aber da bin ich mir nicht mal sicher, ob er das nicht nur macht, weil sonst selbst er nicht mehr in der Lage wäre, Leia noch in die Augen zu sehen.
Haben Episode IV bis VI uns vorgegaukelt, dass da mehr hinter der Fassade sein könnte - nein. Ist es nicht. Kein Wunder, dass Leia und er sich getrennt haben, Liebe hin oder her. Er kann ihr nicht das Wasser reichen.

Chewbacca dient einzig als lustiger Sidekick, um Lacher zu provozieren. War der schon immer so weinerlich und ich hab das nur verdrängt?
C3PO kriegt nur nervige Szenen, die alle keinerlei Sinn machen und nur dazu da sind, einen bekannten Charakter bekannte Manierismen ausführen zu lassen, damit die Fans sich freuen.
R2D2 wurde durch BB8 vollkommen ersetzt und ist damit überflüssig - es war klar, dass er den Rest der Karte hat. Schon alleine, weil C3PO gesagt hat, dass R2D2 ihn bestimmt nicht hat.
Und BB8 ist eben genau das: der R2D2 für die neue Generation.
Oh, und ich mag Poe. Auf eine amüsierte, oberflächliche Art. "Toller Pilot" und "beim Widerstand" reicht ja auch nicht für eine echte Charakterisierung.

Kommen wir jetzt zur dunklen Seite.
Andi Serkis steht hinter dem vollkommen CGI-generierten Surpreme Leader Snoke, der einzig als haushohes Hologramm in Erscheinung tritt und aussieht wie Gollum, nur mit einem weniger runden Kopf und kleineren Augen. Er macht nicht besonders viel, daher hat Andy Serkis auch keine Chance, irgendwie bedrohlich zu wirken. Er ist halt da... und die Vorliebe, einen Bösewicht als Hologramm erscheinen zu lassen, hat sich auch vom Imperium gehalten. Keine Ahnung, ob die Rolle mal mehr hergeben wird als die Rechtfertigung für einen riesigen, einschüchternden dunklen Raum, der diese Dimensionen haben muss, damit das Hologramm reinpasst. Was ja an sich schon keinen Sinn macht, den Hologramme sollten größenvariabel sein.

Unser Hauptgegner heißt Kylo Ren und bezieht seine einzige Daseinsberechtigung daraus, der Sohn von Han und Leia zu sein, der zur dunklen Seite übergelaufen ist. Das beinhaltet eine gewisse Tragik für seine Eltern, die aber von albernen Skript-Ideen fast schon wieder eingestampft wird: er redet mit Darth Vaders altem Helm und muss sich gegen die Versuchung der hellen Seite der Macht wehren. Bitte was? Die Versuchung der hellen Seite? Die Verlockung, gut, stark und altruistisch zu sein, und sich für das Wohl aller im Universum einzusetzen, anstatt egoistisch auf den eigenen Vorteil zu sehen? Okay... das ist wirklich mal was Neues. Ich glaube, darüber möchte ich einen eigenen Film. Ein Bösewicht bei Star Wars, der darum kämpft, böse bleiben zu können...
Egal. Darüber hinaus wird ist Kylo Ren das Mächtigste, was die Dunkle Seite vor Ort hat, aber er hat nicht mal seine Ausbildung abgeschlossen. Mit anderen Worten, sie haben gar keinen voll ausgebildeten was auch immer er ist?
Die Grundvoraussetzungen sind also schon mal schlecht, und dazu kommt noch, dass Kylo Ren offenbar alle wichtigen Charaktereigenschaften von seinem Vater geerbt hat. Er ist feige, er ist unbeherrscht - wie kann man jemandem ein Kommando geben, der bei der geringsten Provokation die Selbstbeherrschung verliert und seine gesamte Umgebung mit dem Laserschwert zerlegt, egal, wie teuer und wie wichtig es für die Funktion der Raumstation ist? - und er belügt sich selbst.
Ich fürchte, die Macher zielen darauf ab, dass es mit Kylo Ren den Loki-Effekt gibt und alle total auf ihn abfahren.

Was Kylo Ren übrigens noch mehr demontiert, ist die Existenz von General Hux, des Oberbefehlshabers der planetengroßen Waffe. In jedem Fall wird er als Anführer eines totalitären Systems in Szene gesetzt, komplett mit Ansprache, Fahnen und Monumentalarchitektur - mir ist nicht ganz klar, ob das optisch eher Kommunismus oder Nationalsozialismus darstellen sollte, aber das spielt auch nicht wirklich eine Rolle - und der in seinem blinden Fanatismus sehr viel bedrohlicher und erschreckender ist als Kylo Ren. Das ist jemand, um wirklich Angst vor ihm zu haben. Keine Gefühle, keine eigenen Gedanken, nur die Idee, die er folgt. Unbedingter Gehorsam zu dieser Idee und den Befehlen dahinter, und mit vollem Eifer bei der Sache. Der gibt was her - nicht als Kraft hinter dem Ganzen, aber als ernstzunehmender Gegner. Gegen ihn wirkt Kylo Ren wie ein unsicherer Jammerlappen. Aber er ist halt auch nicht tragisch.
Großes Lob übrigens an dieser Stelle für Domhnall Gleeson, den Schauspieler. Keine Ahnung, ob die Rolle noch lebt.

Ferner würde ich gerne anmerken, dass ich positiv überrascht war, dass eine Sturmtruppen-Offizier weiblich sein kann, ohne dass die Rüstung deutliche Brustschalen aufweist, und negativ, dass besagter Captain tatsächlich die Schilde deaktiviert, wenn sie die einzige im Raum ist, die mit dem Computer umgehen kann und keiner es merken würde, wenn sie stattdessen etwas anderes machen würde.
Und dass Erdrisse sich immer nur an praktischen Stellen zeigen, war ja auch klar.

Im Ganzen fand ich es unterhaltsam, hin und wieder nervig, und viel öfter lustig, es als wahrscheinlich gedacht war. Popcorn Kino eben.

Date: 2016-01-27 12:39 pm (UTC)
From: [identity profile] rabensturm.livejournal.com
Sehr schön - auch wenn ich nicht allem zustimme ;) Auch ich finde, Kylo Ren ist ein Jammerlappen, mit dem man kein Mitleid haben muss. Ich fand es auch unglaubwürdig, daß Frau Sturmtrupplerin einfach so den Schild runtergefahren hat. Ich glaube aber, daß bei Finn noch was kommt, das den Bruch der Indoktrination erklärt. Wer weiß, wer dessen Eltern waren? ;) Die Gene sind stark in Star Wars? Ich mag ihn jedenfalls und auch Poe. Ich mag auch Rey und kann mir ihre Fähigkeiten alle irgendwie erklären oder schönreden ;) Sie ist eine starke junge Heldin - das finde ich als Identifikationsfigur in unserer ach so gleichberechtigten Welt nicht zu unterschätzen - und sie ist es ganz selbstverständlich, ohne daß man es besonders betonen muss. Das hat was von "my own damn princess" ;)

Ich fand es auch sehr positiv, daß der Film eine größere ethnische Vielfalt gezeigt hat: unter den Piloten, Rebellen, Schmugglern... sind Männer und Frauen verschiedener menschlicher "Rassen" - was ja auch irgendwie naheliegt, daß die Menschheit im Weltall mehr ist als weiße Männer. Das hat mir gut gefallen

Ansonsten... es ist ein Märchen. Ein buntes abenteuerliches Märchen. ;)

Profile

blauerfalke: (Default)
blauerfalke

June 2025

S M T W T F S
1234567
891011121314
15161718 192021
222324 25262728
2930     

Most Popular Tags

Style Credit

Expand Cut Tags

No cut tags
Page generated Jul. 3rd, 2025 11:11 pm
Powered by Dreamwidth Studios