Me and My Girl
May. 1st, 2011 02:20 pmMusical mit der Musik von Noel Gay, Buch und Gesangstexte L. Arthur Rose und Douglas Furber. Es dreht sich um einen unehelichen Sohn eines Earls und einer londoner Arbeiterin, der in Ermangelung eines ehelichen Erben den Titel erbt und zum Earl umerzogen werden soll. Er will aber sein Mädel aus Lambeth trotzdem heiraten und ist für diese Liebe sogar bereit, auf alles andere zu verzichten. Es ist eine Komödie, am Ende gibts ein Happy End.
Die Story ist typisch britisch und es ist problematisch, sie zu übertagen. Nur, um kurz zu sagen, daß ich mir dessen bewußt bin.
Es spielt die Theaterkooperation Mönchengladbach/Krefeld, und zwar in MG, im Theater im Nordpark. Dabei handelt es sich um eine alte Bundeswehrhalle, die in etwa den Charme eines Flugzeughangars mit Plastikstühlen ausstrahlt. Das Orchester sitzt vor der Bühne auf ebener Erde, daher sind die Musiker bei der Sicht teilweise im Weg. Das Bühnenbild besteht aus verschiedenen verschiebbaren Wänden, zum Teil in Lambeth-Ziegelsteinoptik, zum Teil in Hareford-Glasfensteroptik, und einer Straßenlaterne für den bekannten Song "Leaning on a Lamp".
Für MG funktionierte das Bühnenbild gut, es füllte die Bühne, war nur selten (wenn auch immer mal) sichtbehindernd, verhakte nicht und war nicht weiter auffällig oder störend. Wie auch immer das dann später im Theater Krefeld aussehen wird... ich kenne ihr Theater nicht, vielleicht ist das auch eine Bundeswehrhalle... ich muß es mir ja nicht ansehen.
Sie hatten eine Chor/Statistengruppe, dazu eine Handvoll Solisten, von denen zumindest zwei eine Gesangs/Tanz-Ausbildung hatten und der Rest wahrscheinlich Schauspieler sind, sowie ein sechsköpfiges Tanzensemble, von denen einen Tänzerin fehlte. Die fünf verbleibenden zwei Damen und drei Herren konnten ausgezeichnet tanzen, technisch schön und mühelos, einem habe ich sogar abgenommen, daß er Spaß an der Show hatte. Doch, die Tänzer waren wirklich gut.
Leider war der Choreograph nicht gut. Die Chroeographien waren langweilig, belanglos und bis auf eine Szene ebenso überflussig wie ohne einen zusammenfassenden Bogen. Da zum Teil der Chor mittanzen mußte, ist sogar der Lambeth Walk vollkommen verpufft, der aus etwa vier vollkommen elan- und begeisterungslosen Schritten bestand, die ununterbrochen wiederholt wurden. Keinerlei Feuer und auch wenn Deutsche gerne mitklatschen, das kanns doch wirklich nicht sein. Der Tiefstpunkt war die Vision mit den steppenden Ahnen. Gott sei Dank sind wir nicht in der Pause gegangen, sonst hätten wir diese Sternstunde deutscher Theaterkunst glatt noch verpaßt.
Wenigstens paßte es gut zur Regie, denn die war genauso schlecht. Ich habe keine Ahnung, wen der Familienanwalt da parodierte - Derrick? Horst Tappert? Piet Klocke? - aber wer ihm erlaubt hat, so albern zu sprechen und ständig auf seine Aktentaschen zu klopfen, würde ich wirklich mal gerne wissen. Und vor allem, was der sich dabei gedacht hat. Dann könnte ich ihn auch gleich fragen, was er sich dabei gedacht hat, daß der Handpuppen-Corgie der Herzogin tatsächlich wie eine Handpuppe behandelt und herumgeschwenkt wurde, nur um dann wieder so zu tun, als sei das ein echter Hund. Ist das Kunst? Soll es die Scheinwelt des Theaters verdeutlichen? Und wenn ja, warum macht man das in einem Musical wie "Me and My Girl"?
Außerdem hat irgendwer den Hauptdarsteller dazu gezwungen, sich immer mal wieder plötzlich ohne jeden Grund wie ein hyperaktives Kind zu benehmen, das keine zwei Sekunden stillsitzen kann, darum auf Stühle klettert, sich auf den Boden schmeißt, um dort blöd grinsend herumzuliegen und sich gleich darauf wieder auf zwei Stühle zu fläzen. Auf der anderen Seite wird er uns aber als verantwortungsvoller Liebender präsentiert, der alles tut, um sein Mädel zu behalten. Das ist alles, aber keine stimmige Charakterisierung.
In welchem Jahrzehnt das Stück spielen soll, bleibt auch unklar. Die Leute in Lambeth tragen Klamotten, die zum Teil in den 60ern zum letzten Mal modisch waren, dazwischen laufen Punks herum, die Hauptdarstellerin verweist auf "Fluch der Karibik 2" und der Hauptdarsteller auf die Hochzeit von William und Kate. Das funktioniert als Gag ganz toll, ebenso wie ein anderer Verweis samt albernen Zitaten aus "My fair Lady". Wenn sie Klamauk machen wollen, bitte. Aber für einen billigen Gag den Zusammenhang des Stücks zu opfern, na danke. Selbst wenn sie "My fair Lady" irgendwann in den letzten Jahren in MG gespielt haben müssen, das Publikum hat die Gags nämlich verstanden.
Über all das hätte man vielleicht noch hinwegsehen können, wenn die Cast brillant gewesen wäre, aber das ist sie nicht. Niemand in ihrem ganzen Ensemble kann seinen Part singen. Nicht einmal ihr Hauptdarsteller, der wenigstens ein wirklich großartiger Tänzer ist. Aber der Rest tanzt sehr viel weniger, und sie können es auch nicht singen. Das ist "Me and My Girl" und nicht "Das Phantom der Oper"! Wie kann sowas passieren? Noch schlimmer wurde die mäßige Leistung durch ein unmotiviert spielendes Orchester und eine offenbar eingeschlafene Tontechnik. Nicht nur, daß Mikrophone von Leuten, die gerade dran waren, nicht eingeschaltet waren, sondern auch, daß Mikros von Leuten, die gerade nicht dran waren, eingeschaltet blieben. Ich sehe ein, daß ein Theater wie dieses sehr schwer zu steuern ist, aber man sollte doch wissen, wann sein Hauptdarsteller ein Lied zu singen hat, und dann dessen Mirko anschalten. Wir saßen Reihe 3, rechte Seite, darum war das Orchester viel zu laut im Vergleich, und die Beschallung kommt aus seitlich aufgehängten Boxen, so daß egal wer gerade sprach und wo der gerade stand, alle Stimmen immer von rechts kamen. Ich kann verstehen, daß ein Stadttheater nicht die Mittel hat, so genau stereotechnisch auf den Punkt zu steuern wie die "großen Shows", aber sowas habe ich noch nie erlebt. In keinem Stadttheater.
Am besten seiner Rolle gewachsen war Charles, der Butler. Der hat das ganze Stück über nicht eine Miene verzogen und konnte sogar aus dem Stoffhund noch was machen. Leider durfte er ihn nur zwei Minuten halten.
Ich habe während des ersten Aktes mehrfach gedacht "Na, für eine Amateurproduktion sind sie ja ganz nett. Oh, warte, das ist keine Amateurproduktion, das sind Profis. Du bist im Theater Mönchengladbach.".
Jedem in der Gegend kann ich nur raten, das nächste Mal nach Aachen zu fahren, um sich ein Musical anzusehen. "Kiss me Kate" da war auch nicht berauschend, aber die konnten ihren Part wenigstens alle singen. Und die spielen auch mit dem Opernchor als Ensemble. Das verstehe ich am Allerwenigsten, daß ein Opernchor nicht in der Lage ist, an einem Orchester vorbei ein Musical so zu singen, daß man ihn hört. Selbst wenns dann nach Oper klingen würde.
Die Story ist typisch britisch und es ist problematisch, sie zu übertagen. Nur, um kurz zu sagen, daß ich mir dessen bewußt bin.
Es spielt die Theaterkooperation Mönchengladbach/Krefeld, und zwar in MG, im Theater im Nordpark. Dabei handelt es sich um eine alte Bundeswehrhalle, die in etwa den Charme eines Flugzeughangars mit Plastikstühlen ausstrahlt. Das Orchester sitzt vor der Bühne auf ebener Erde, daher sind die Musiker bei der Sicht teilweise im Weg. Das Bühnenbild besteht aus verschiedenen verschiebbaren Wänden, zum Teil in Lambeth-Ziegelsteinoptik, zum Teil in Hareford-Glasfensteroptik, und einer Straßenlaterne für den bekannten Song "Leaning on a Lamp".
Für MG funktionierte das Bühnenbild gut, es füllte die Bühne, war nur selten (wenn auch immer mal) sichtbehindernd, verhakte nicht und war nicht weiter auffällig oder störend. Wie auch immer das dann später im Theater Krefeld aussehen wird... ich kenne ihr Theater nicht, vielleicht ist das auch eine Bundeswehrhalle... ich muß es mir ja nicht ansehen.
Sie hatten eine Chor/Statistengruppe, dazu eine Handvoll Solisten, von denen zumindest zwei eine Gesangs/Tanz-Ausbildung hatten und der Rest wahrscheinlich Schauspieler sind, sowie ein sechsköpfiges Tanzensemble, von denen einen Tänzerin fehlte. Die fünf verbleibenden zwei Damen und drei Herren konnten ausgezeichnet tanzen, technisch schön und mühelos, einem habe ich sogar abgenommen, daß er Spaß an der Show hatte. Doch, die Tänzer waren wirklich gut.
Leider war der Choreograph nicht gut. Die Chroeographien waren langweilig, belanglos und bis auf eine Szene ebenso überflussig wie ohne einen zusammenfassenden Bogen. Da zum Teil der Chor mittanzen mußte, ist sogar der Lambeth Walk vollkommen verpufft, der aus etwa vier vollkommen elan- und begeisterungslosen Schritten bestand, die ununterbrochen wiederholt wurden. Keinerlei Feuer und auch wenn Deutsche gerne mitklatschen, das kanns doch wirklich nicht sein. Der Tiefstpunkt war die Vision mit den steppenden Ahnen. Gott sei Dank sind wir nicht in der Pause gegangen, sonst hätten wir diese Sternstunde deutscher Theaterkunst glatt noch verpaßt.
Wenigstens paßte es gut zur Regie, denn die war genauso schlecht. Ich habe keine Ahnung, wen der Familienanwalt da parodierte - Derrick? Horst Tappert? Piet Klocke? - aber wer ihm erlaubt hat, so albern zu sprechen und ständig auf seine Aktentaschen zu klopfen, würde ich wirklich mal gerne wissen. Und vor allem, was der sich dabei gedacht hat. Dann könnte ich ihn auch gleich fragen, was er sich dabei gedacht hat, daß der Handpuppen-Corgie der Herzogin tatsächlich wie eine Handpuppe behandelt und herumgeschwenkt wurde, nur um dann wieder so zu tun, als sei das ein echter Hund. Ist das Kunst? Soll es die Scheinwelt des Theaters verdeutlichen? Und wenn ja, warum macht man das in einem Musical wie "Me and My Girl"?
Außerdem hat irgendwer den Hauptdarsteller dazu gezwungen, sich immer mal wieder plötzlich ohne jeden Grund wie ein hyperaktives Kind zu benehmen, das keine zwei Sekunden stillsitzen kann, darum auf Stühle klettert, sich auf den Boden schmeißt, um dort blöd grinsend herumzuliegen und sich gleich darauf wieder auf zwei Stühle zu fläzen. Auf der anderen Seite wird er uns aber als verantwortungsvoller Liebender präsentiert, der alles tut, um sein Mädel zu behalten. Das ist alles, aber keine stimmige Charakterisierung.
In welchem Jahrzehnt das Stück spielen soll, bleibt auch unklar. Die Leute in Lambeth tragen Klamotten, die zum Teil in den 60ern zum letzten Mal modisch waren, dazwischen laufen Punks herum, die Hauptdarstellerin verweist auf "Fluch der Karibik 2" und der Hauptdarsteller auf die Hochzeit von William und Kate. Das funktioniert als Gag ganz toll, ebenso wie ein anderer Verweis samt albernen Zitaten aus "My fair Lady". Wenn sie Klamauk machen wollen, bitte. Aber für einen billigen Gag den Zusammenhang des Stücks zu opfern, na danke. Selbst wenn sie "My fair Lady" irgendwann in den letzten Jahren in MG gespielt haben müssen, das Publikum hat die Gags nämlich verstanden.
Über all das hätte man vielleicht noch hinwegsehen können, wenn die Cast brillant gewesen wäre, aber das ist sie nicht. Niemand in ihrem ganzen Ensemble kann seinen Part singen. Nicht einmal ihr Hauptdarsteller, der wenigstens ein wirklich großartiger Tänzer ist. Aber der Rest tanzt sehr viel weniger, und sie können es auch nicht singen. Das ist "Me and My Girl" und nicht "Das Phantom der Oper"! Wie kann sowas passieren? Noch schlimmer wurde die mäßige Leistung durch ein unmotiviert spielendes Orchester und eine offenbar eingeschlafene Tontechnik. Nicht nur, daß Mikrophone von Leuten, die gerade dran waren, nicht eingeschaltet waren, sondern auch, daß Mikros von Leuten, die gerade nicht dran waren, eingeschaltet blieben. Ich sehe ein, daß ein Theater wie dieses sehr schwer zu steuern ist, aber man sollte doch wissen, wann sein Hauptdarsteller ein Lied zu singen hat, und dann dessen Mirko anschalten. Wir saßen Reihe 3, rechte Seite, darum war das Orchester viel zu laut im Vergleich, und die Beschallung kommt aus seitlich aufgehängten Boxen, so daß egal wer gerade sprach und wo der gerade stand, alle Stimmen immer von rechts kamen. Ich kann verstehen, daß ein Stadttheater nicht die Mittel hat, so genau stereotechnisch auf den Punkt zu steuern wie die "großen Shows", aber sowas habe ich noch nie erlebt. In keinem Stadttheater.
Am besten seiner Rolle gewachsen war Charles, der Butler. Der hat das ganze Stück über nicht eine Miene verzogen und konnte sogar aus dem Stoffhund noch was machen. Leider durfte er ihn nur zwei Minuten halten.
Ich habe während des ersten Aktes mehrfach gedacht "Na, für eine Amateurproduktion sind sie ja ganz nett. Oh, warte, das ist keine Amateurproduktion, das sind Profis. Du bist im Theater Mönchengladbach.".
Jedem in der Gegend kann ich nur raten, das nächste Mal nach Aachen zu fahren, um sich ein Musical anzusehen. "Kiss me Kate" da war auch nicht berauschend, aber die konnten ihren Part wenigstens alle singen. Und die spielen auch mit dem Opernchor als Ensemble. Das verstehe ich am Allerwenigsten, daß ein Opernchor nicht in der Lage ist, an einem Orchester vorbei ein Musical so zu singen, daß man ihn hört. Selbst wenns dann nach Oper klingen würde.