Stonehenge-Tag

"Stonehenge" (Doku 2013) und "Neues aus Stonehenge" (Doku 2010), beide auf arte.

Meine Fernsehzeitung behauptet, dass die erste Doku eine britische ist und die zweite eine amerikanische. Ich glaube, dass sie beide für arte gedreht wurden, denn sowohl die Titel als auch die Namen und Berufe der zu Wort kommenden Experten werden in deutsch und in französisch eingeblendet, und das macht eigentlich nur arte. Oder sie haben sie extra noch editiert für die Ausstrahlungen. Dagegen spricht nichts, außer dass sie sich dann mit den beiden Dokus näher beschäftigt hätten und dann hätten merken müssen, dass sie sie falschrum senden. Es handelt sich nämlich um Dokus zur selben Ausgrabung. Die eine geht um die Ausgrabung selbst, die andere um die Ergebnisse ein paar Jahre später. Daher ist es ein bisschen unglücklich, die neuere zuerst zu senden, auch wenn ich natürlich verstehe, dass die neue den Top-Sendeplatz Samstag 20 Uhr 15 bekommen muss. Hätten sie halt früher anfangen sollen mit der Ausstrahlung.

Die Doku von 2010 beschäftigt sich mit einer groß angelegten Ausgrabung in Stonehenge, seiner Avenue, Woodhenge und den Durrington Walls. Sie zeigen, was genau ausgegraben wurde und wo, zeigen verschiedene experimental-archäologische Versuche, Sarsensteine zu bewegen und aufzurichten, und lassen diverse Experten zur Wort kommen. Stonehenge I wird jetzt auf 3000 v.Chr. datiert, als Henge mit 53 Blausteinen im Kreis im Inneren, unter einigen von denen Brandbestattungsgräber liegen. Auch am anderen Ende der Avenue, direkt am Avon, gabs wohl mal einen Steinkreis, aber dessen Blausteine wurden später in Stonehenge integriert. Das war neu für mich. Auch neu für mich war, dass der Beginn der Avenue natürlichen Ursprungs ist. Von Eiszeitgletschern und -flüssen in den Stein gegrabene Linien, die genau auf die Sonnenachse ausgerichtet sind - das ist immerhin ein Argument dafür, dass man Stonehenge genau an deren Ende gebaut hat. Seltsames natürliches Phänomen. Ich hab mich ja immer gewundert, warum die Avenue diesen Bogen macht, um den Avon zu erreichen, aber wenn der erste Teil schon da war...

Die Doku von 2014 berichtet dann darüber, was sie aus den Resten der Brandbestattungen herausgelesen haben - nämlich, dass es Männer, Frauen und Kinder sind, und dass das seltsam ist - vor allem aber mit den Funden der Siedlung in Durrington Walls. Dort haben sich Fundamente gefunden, natürlich Woodhenge, und vor allem Massen von Tierknochen. Deren Informationen führen am Ende zu einer Interpretation eines regelmäßigen großen Wintersonnwende-Festes, zu dem Teilnehmer aus allen Gegenden kamen, bis oben nach Orkney. Stonehenge also als wichtigstes Zentrum einer Kultur.
Ob man dann den Part mit "Stein steht für die Toten und die Ahnen und Holz für die Lebenden" und dem Avon als heiligem Wasser als Verbindung zwischen beidem (Stonehenge und Woodhenge) so glauben kann... ich bin kein Archäologe. Aber ich habe immerhin gelernt, dass man zu Fuss von Orkney nach Stonehenge etwa einen Monat brauchen würde.

Und es amüsiert mich doch irgendwie, dass, wenn sie Recht hätten und Stongehenge tatsächlich sowas wie ein Friedhof oder eine Gedenkstätte für die Toten ist, Malory im Grunde Recht behalten hätte, als er das behauptete.

Waren gut gemachte Dokus. Nur halt wie gesagt in der falschen Reihenfolge.