Die eindrucksvolle Geschichte der Eifel

kühn erzählt von Hans Jürgen Sittig

Ja, das steht wirklich so auf dem Cover. "kühn erzählt" - und ja, ich habe gewusst, was das bedeutet. Trotzdem habe ich mir gedacht, ich versuche es mal. Immerhin war die "respektlose Annäherung" der Schiller-Biographie ja auch wirklich gut. Es gibt also deutsche Autoren, die Sachbücher unterhaltsam und humorvoll schreiben können.

Leider tut sich Herr Sittig damit schwer. Er hat interessante Passagen, die sich gut und flott lesen und nicht nur informativ sondern auch unterhaltsam sind. Dann verfällt er wieder in lahme Gags über das Alter von Johannes Heesters (das macht das Buch auch noch dated, denn in ein paar Jahren wird den Scherz keiner mehr verstehen) oder über mit Sicherheit erfundene Episoden aus seiner Kindheit. Zumindest hoffe ich, dass sie erfunden sind. Jedenfalls sind sie nicht lustig, lenken eher von der eigentlichen Intention des Buches ab und strecken es unnötig. Gekrönt werden die Ausflüge von einem Inset mit Farbfoto-Montagen aus "verschiedenen Zeitaltern", die "Vorfahren des Autors" zeigen und vor allem wegen der hineinmontierten schiefen und fauligen Schneidezähne Verwandtschaft demonstrieren und lustig sein sollen. Auf all das hätte ich sehr gut verzichten können.

Herr Sittig geht in seinen Bemühungen, witzig zu sein, sogar so weit, dass ich mich stellenweise frage, ob die Aussagen, die er macht, wahr oder erfunden sind, und das trägt noch sehr viel weniger zur Intention eines Sachbuchs bei. Ich weiß, dass das viele Leute nicht stört, aber ich lese auch nicht gerne Roman-Biographien, weil ich dann auch nicht weiß, wo die Fakten enden und die Fiktion anfängt. Wenn ich mich über das Leben von Herrn Gauß informieren will, lese ich ein Sachbuch, nicht "Die Vermessung der Welt" (da hoffe ich ja heute noch, dass die beiden Protagonisten nicht wirklich so unsympathische Menschen waren wie in diesem Buch). Wenn ich ein Sachbuch über die Geschichte der Eifel lesen will, brauche ich keins, in dem der Autor behauptet, im zarten Alter von über vierzig von seinen Eltern auf die Straße gesetzt worden zu sein.

Schade, es hätte was werden können. Wie gesagt, ein paar Passagen sind wirklich informativ. Und das Buch ist unterhaltsam. Aber ohne die Plattitüden wäre es sehr viel besser gewesen - und darum sicher nicht langweiliger. Aber Humor und Deutschland, das verträgt sich ja nicht... wir können halt nur Kalauer. Tradition.