Alles Neiße, Oder?
Jun. 28th, 2023 08:03 pmMeine Geschichten aus dem Osten
von Petra Nadolny
Frau Nadolny ist in Mecklenburg-Vorpommern geboren, zu einer Zeit, als das noch in der DDR lag, und sie ist ein Jahr vor der Wende in die BRD ausgereist. Dort ist sie Schauspilerin und Comedienne geworden und ich habe tatsächlich bis zum Erwähnen der entsprechenden Sendung gebraucht, um festzustellen, dass ich mich tatsächlich an sie erinnern kann. Bis dahin kam mir nur der Name vage bekannt vor, aber das passiert mir zu oft, als dass ich da weiter drüber nachdenken würde.
Es handelt sich um ein autobiographisch gefärbtes Buch, in dem erlebte und erfundene Episoden erzählt werden (Frau Nadolny betont, dass auch die erfundenen auf echten Ereignissen beruhen, vielleicht will sie damit sagen, dass sie nur nicht ihr passiert sind). Es geht um ihre Kindheit, ihre Schulzeit und ihr Studium, und wie sie die DDR und ihre Regeln und Ideale erlebt hat. Das ganze ist locker erzählt und unterhaltsam, oft auch überspitzt und lustig. Man kann es also sehr gut lesen, wird dabei gut unterhalten und bekommt ein paar Einblick den den Alltag einer jungen Frau, die eigentlich immer brav das getan hat, was erwartet wurde, und die entsprechenden Belohnungen bekam. Urkunden, Anstecknadeln, Reisen in Bruderländer, den Studienplatz im Fach Journalistik. Und es ihre Begeisterung für eben die Journalistik und ihr Verständnis davon, was einen Journalisten ausmacht, was sie schließlich dazu bringt, die DDR zu verlassen. Weil das, was sie sich vorstellt, dort eben nicht geht.
Das Buch enthält keine Schauergeschichten oder Horrorstorys. Ich gebe ehrlich zu, am meisten entsetzt war ich darüber, dass Frau Nadolny mit siebzehn auf einer Freundschaftsreise nach Moskau sich einfach so von der Gruppe absetzt, um mit einem Russen, den sie im Zug kennengelernt hat, dessen Familie zu besuchen. Mit siebzehn! Was da alles hätte passieren können... Es passiert nichts außer dass sich eine großartige Freundschaft bildet, aber trotzdem... Ich glaube, so jung war ich nie. Das habe ich auch bei ein paar Studienepisoden gedacht, aber das ist ja nichts Neues.
Es mag also für den ein oder anderen Leser zu weniger reißerisch und zu alltäglich sein, aber ich finde, gerade das ist das Interessante an solchen Büchern. Eben den Alltag kennenzulernen aus einer Welt, über die ich mir erst Gedanken zu machen begonnen habe, nachdem sie nicht mehr existierte. Wie ich immer sage, als ich in Dresden die großen leeren asphaltierten Plätze sah - und das war nach der Wiedervereinigung.
Ich mochte es. Geschichte persönlich und unterhaltsam. Und es kann zum Verständnis beitragen.
von Petra Nadolny
Frau Nadolny ist in Mecklenburg-Vorpommern geboren, zu einer Zeit, als das noch in der DDR lag, und sie ist ein Jahr vor der Wende in die BRD ausgereist. Dort ist sie Schauspilerin und Comedienne geworden und ich habe tatsächlich bis zum Erwähnen der entsprechenden Sendung gebraucht, um festzustellen, dass ich mich tatsächlich an sie erinnern kann. Bis dahin kam mir nur der Name vage bekannt vor, aber das passiert mir zu oft, als dass ich da weiter drüber nachdenken würde.
Es handelt sich um ein autobiographisch gefärbtes Buch, in dem erlebte und erfundene Episoden erzählt werden (Frau Nadolny betont, dass auch die erfundenen auf echten Ereignissen beruhen, vielleicht will sie damit sagen, dass sie nur nicht ihr passiert sind). Es geht um ihre Kindheit, ihre Schulzeit und ihr Studium, und wie sie die DDR und ihre Regeln und Ideale erlebt hat. Das ganze ist locker erzählt und unterhaltsam, oft auch überspitzt und lustig. Man kann es also sehr gut lesen, wird dabei gut unterhalten und bekommt ein paar Einblick den den Alltag einer jungen Frau, die eigentlich immer brav das getan hat, was erwartet wurde, und die entsprechenden Belohnungen bekam. Urkunden, Anstecknadeln, Reisen in Bruderländer, den Studienplatz im Fach Journalistik. Und es ihre Begeisterung für eben die Journalistik und ihr Verständnis davon, was einen Journalisten ausmacht, was sie schließlich dazu bringt, die DDR zu verlassen. Weil das, was sie sich vorstellt, dort eben nicht geht.
Das Buch enthält keine Schauergeschichten oder Horrorstorys. Ich gebe ehrlich zu, am meisten entsetzt war ich darüber, dass Frau Nadolny mit siebzehn auf einer Freundschaftsreise nach Moskau sich einfach so von der Gruppe absetzt, um mit einem Russen, den sie im Zug kennengelernt hat, dessen Familie zu besuchen. Mit siebzehn! Was da alles hätte passieren können... Es passiert nichts außer dass sich eine großartige Freundschaft bildet, aber trotzdem... Ich glaube, so jung war ich nie. Das habe ich auch bei ein paar Studienepisoden gedacht, aber das ist ja nichts Neues.
Es mag also für den ein oder anderen Leser zu weniger reißerisch und zu alltäglich sein, aber ich finde, gerade das ist das Interessante an solchen Büchern. Eben den Alltag kennenzulernen aus einer Welt, über die ich mir erst Gedanken zu machen begonnen habe, nachdem sie nicht mehr existierte. Wie ich immer sage, als ich in Dresden die großen leeren asphaltierten Plätze sah - und das war nach der Wiedervereinigung.
Ich mochte es. Geschichte persönlich und unterhaltsam. Und es kann zum Verständnis beitragen.