Die Königsdisziplin
Mar. 18th, 2018 08:44 pm![[personal profile]](https://www.dreamwidth.org/img/silk/identity/user.png)
Bus fahren in Großbritannien ist schwierig. Man muss eine Bushaltestelle als solche erkennen. Man muss herausfinden, welcher Bus da hält und wann er kommt. Und wo er hinfährt. Und wenn man nicht gerade in London ist, wo man alles mit der Oystercard bezahlen kann, oder auf Jersey, wo es nur eine Busgesellschaft gibt, ist es auch nicht besonders einfach, einen Bus-Pass zu benutzen. Und jede Fahrt einzeln zu bezahlen kann auch teuer werden.
Was Cardiff angeht, habe ich es nicht geschafft, da durchzublicken. Auch Aberystwyth war verwirrend, aber da hätte ich mir vor Ort vielleicht zugetraut, die nötigen Informationen einzuholen und dann zu fahren. Diesmal war ich in Bangor. Und Bangor ist ganz anders.
Erstens: Auch in Bangor fahren verschiedene Busgesellschaften. Alle verkaufen ihre eigenen Fahrscheine. Aber in Bangor fahren nur drei Gesellschaften plus Trawscymru, die überall fahren (das sind Langstreckenbusse), und im Winter fährt der Snowdown Sherpa gar nicht. Bleiben also noch zwei Gesellschaften von Interesse. Und 95 % aller Busse in Bangor werden von Arriva Busses betrieben. Ja, das sind auch die mit den Zügen. Ein DB-Unternehmen.
Arriva verkauft Bus-Pässe. Die kann man für einen Tag haben oder für eine ganze Woche. Eine Woche kostet 18 Pfund, und wenn ich das richtig verstanden habe, kann man damit jeden Arriva-Bus in ganz Wales nehmen (plus Nordwest-England). Wenn man das also gut plant, kann man mit mehrfachem Umsteigen sehr weit kommen. Was ich jetzt nicht wollte, aber nett zu wissen. Würde ich im Zweifelsfalle auch nochmal nachfragen, ob das wirklich stimmt.
Okay. Ich habe jetzt eine Karte, mit der ich in jeden Arriva-Bus einsteigen kann, der kommt. Und die sind leicht zu erkennen, denn die sind blaugrün und es steht groß Arriva drauf. Der einzige fahrende Konkurrent fährt mit weißen Bussen und hat den Namen ebenfalls groß drauf.
Zweitens: Bangor hat eine große Busstation neben der Kathedrale. Dort fährt alles ab, was irgendwie nach Bangor fährt oder aus Bangor fährt. An jedem Busstand ist ein Plan mit den entsprechenden Nummern, die dort abfahren und den Abfahrtszeiten. Das sind fast schon deutsche Verhältnisse, so übersichtlich ist das. Es fehlt eigentlich nur noch, dass sie die Zwischenstationen draufschreiben.
Drittens: In Bangor gibt es einen Arriva-Bus-Informationskiosk. Wenn man nicht weiterkommt, kann man fragen. Außerdem haben sie ein Heft mit den Abfahrtszeiten aller ihrer Busse in Nordwest-Gwynedd. Das hilft mir zwar für Môn nicht weiter, ist aber ein guter Anfang.
Viertens: Arriva hat eine Homepage, auf der man entweder die Busnummer eingeben kann, um herauszufinden, wann und wohin der fährt, oder Start und Ziel, und dann sagt sie einem, welcher Bus fährt und wann der das tut. Sehr übersichtlich und praktisch. Da kann man sich auch eine Karte der Route anzeigen lassen und jeden einzelnen Stop.
Mit anderen Worten, in Bangor Bus zu fahren ist denkbar einfach. Man kann es super vorbereiten, und meine Erfahrung mit den Abfahrtszeiten im Rahmen einer Woche war gut. Die meisten Busse waren pünktlich, da alle Zeiten "approximate" sind, ist plus/minus 5 Minuten normal. Nur ein Bus ist gar nicht gekommen. Die meisten Busfahrer/innen waren freundlich und hilfsbereit, und die Busse waren sauber. Zu populären Zielen wie Llandudno (1 Stunde) und Caernarfon (30 Minuten) fährt alle 20 Minuten ein Bus, zu weniger populären wie Beaumaris einer pro Stunde. Auch Snowdonia ist mit Llanberis und Bethesda in Reichweite, und eine ganze Handvoll Busse fährt nach und über Môn. Ich hätte ohne Umsteigen bis Holyhead fahren können. Oder bis Amlwch. Massen von Bussen und Massen von Zielen.
Wenn man Bus fährt, bekommt man Straßen zu sehen, die man sonst nie sehen würde, auch das ist interessant. Und man erfährt, wo man mit einem Bus so alles hinkommt - der Bus nach Llandudno fährt über Conwy und muss da durchs Stadttor. Alle Busse nach Môn müssen über die Hängebrücke der Menai Street und die hat ebenfalls schmale Tore in den Pfeilern. Sämtliche Busse fahren durch winzige Singletrack-Roads - einige davon mit halsbrecherischem Tempo - und durch winzige Orte wie Tregarth, die auch winzige Straßen haben und dazu noch Steigungen, die man mit einem Bus auch auf breiten Straßen eher nicht fahren wollen würde. Auch Bangor hat Straßen, die so steil sind, dass man schon fast fürchtet, dass der Bus vorne über kippt, vor allem, wenn man oben vorne im Doppeldecker sitzt. Ich bin mit Bussen gefahren, die in einer Sackgasse, in die ich auch mit meinem Corsa nur vorsichtig reinfahren würde, sogar gewendet haben. Meinen aufrichtigen Respekt für jeden einzelnen dieser Fahrer/Fahrerinnen. Keine einzige Strecke, die ich gefahren bin, war einfach, jede hatte schmale Engpässe und ihre eigenen Tücken. Am beeindruckendsten war vielleicht der Fahrer der Nummer 58, mit der ich von Beaumaris über die Küstenstraße zurückgefahren bin. Links Mauer, rechts Mauer, die Straße hat zwar noch einen Mittelstreifen, aber auch eine Baustelle - und dann kommt uns ein Reisebus entgegen. Und natürlich der Fahrer der Nummer 67L nach Bethesda. Wie gesagt, Tregarth... Ein bisschen war es schon, als würde mit jeder Busfahrt das Schwierigkeitslevel erhöht. Aber das kann daran liegen, dass ich eben mit Llandudno angefangen habe und mit Bethesda aufgehört. Das ergibt sich das.
Manchmal habe ich gedacht, als Tourist sollte man sich gut informieren, wo die Busse langfahren und die Ecken dann meiden, damit einem nicht auf einer Singetrack-Road so ein Monster mit hohem Tempo entgegen kommt. Aber auf der anderen Seite - die Busfahrer/innen kriegen das schon hin. Ganz sicher.
Das Einzige, was ein bisschen schwierig ist, ist, die Übersicht zu behalten, wo man ist, wenn man nicht gerade an der Endstation aussteigen will und es keine deutlichen Landmarken wie z.B. Castell Conwy gibt, denn Stationen werden nicht angesagt.
Und einer meiner Busse fuhr über Llandona. Das ist auch so ein winziger Ort, diesmal auf Môn, und da ist
rabensturm und mir damals ein Schulbus entgegen gekommen... an was man sich so erinnert...
Was Cardiff angeht, habe ich es nicht geschafft, da durchzublicken. Auch Aberystwyth war verwirrend, aber da hätte ich mir vor Ort vielleicht zugetraut, die nötigen Informationen einzuholen und dann zu fahren. Diesmal war ich in Bangor. Und Bangor ist ganz anders.
Erstens: Auch in Bangor fahren verschiedene Busgesellschaften. Alle verkaufen ihre eigenen Fahrscheine. Aber in Bangor fahren nur drei Gesellschaften plus Trawscymru, die überall fahren (das sind Langstreckenbusse), und im Winter fährt der Snowdown Sherpa gar nicht. Bleiben also noch zwei Gesellschaften von Interesse. Und 95 % aller Busse in Bangor werden von Arriva Busses betrieben. Ja, das sind auch die mit den Zügen. Ein DB-Unternehmen.
Arriva verkauft Bus-Pässe. Die kann man für einen Tag haben oder für eine ganze Woche. Eine Woche kostet 18 Pfund, und wenn ich das richtig verstanden habe, kann man damit jeden Arriva-Bus in ganz Wales nehmen (plus Nordwest-England). Wenn man das also gut plant, kann man mit mehrfachem Umsteigen sehr weit kommen. Was ich jetzt nicht wollte, aber nett zu wissen. Würde ich im Zweifelsfalle auch nochmal nachfragen, ob das wirklich stimmt.
Okay. Ich habe jetzt eine Karte, mit der ich in jeden Arriva-Bus einsteigen kann, der kommt. Und die sind leicht zu erkennen, denn die sind blaugrün und es steht groß Arriva drauf. Der einzige fahrende Konkurrent fährt mit weißen Bussen und hat den Namen ebenfalls groß drauf.
Zweitens: Bangor hat eine große Busstation neben der Kathedrale. Dort fährt alles ab, was irgendwie nach Bangor fährt oder aus Bangor fährt. An jedem Busstand ist ein Plan mit den entsprechenden Nummern, die dort abfahren und den Abfahrtszeiten. Das sind fast schon deutsche Verhältnisse, so übersichtlich ist das. Es fehlt eigentlich nur noch, dass sie die Zwischenstationen draufschreiben.
Drittens: In Bangor gibt es einen Arriva-Bus-Informationskiosk. Wenn man nicht weiterkommt, kann man fragen. Außerdem haben sie ein Heft mit den Abfahrtszeiten aller ihrer Busse in Nordwest-Gwynedd. Das hilft mir zwar für Môn nicht weiter, ist aber ein guter Anfang.
Viertens: Arriva hat eine Homepage, auf der man entweder die Busnummer eingeben kann, um herauszufinden, wann und wohin der fährt, oder Start und Ziel, und dann sagt sie einem, welcher Bus fährt und wann der das tut. Sehr übersichtlich und praktisch. Da kann man sich auch eine Karte der Route anzeigen lassen und jeden einzelnen Stop.
Mit anderen Worten, in Bangor Bus zu fahren ist denkbar einfach. Man kann es super vorbereiten, und meine Erfahrung mit den Abfahrtszeiten im Rahmen einer Woche war gut. Die meisten Busse waren pünktlich, da alle Zeiten "approximate" sind, ist plus/minus 5 Minuten normal. Nur ein Bus ist gar nicht gekommen. Die meisten Busfahrer/innen waren freundlich und hilfsbereit, und die Busse waren sauber. Zu populären Zielen wie Llandudno (1 Stunde) und Caernarfon (30 Minuten) fährt alle 20 Minuten ein Bus, zu weniger populären wie Beaumaris einer pro Stunde. Auch Snowdonia ist mit Llanberis und Bethesda in Reichweite, und eine ganze Handvoll Busse fährt nach und über Môn. Ich hätte ohne Umsteigen bis Holyhead fahren können. Oder bis Amlwch. Massen von Bussen und Massen von Zielen.
Wenn man Bus fährt, bekommt man Straßen zu sehen, die man sonst nie sehen würde, auch das ist interessant. Und man erfährt, wo man mit einem Bus so alles hinkommt - der Bus nach Llandudno fährt über Conwy und muss da durchs Stadttor. Alle Busse nach Môn müssen über die Hängebrücke der Menai Street und die hat ebenfalls schmale Tore in den Pfeilern. Sämtliche Busse fahren durch winzige Singletrack-Roads - einige davon mit halsbrecherischem Tempo - und durch winzige Orte wie Tregarth, die auch winzige Straßen haben und dazu noch Steigungen, die man mit einem Bus auch auf breiten Straßen eher nicht fahren wollen würde. Auch Bangor hat Straßen, die so steil sind, dass man schon fast fürchtet, dass der Bus vorne über kippt, vor allem, wenn man oben vorne im Doppeldecker sitzt. Ich bin mit Bussen gefahren, die in einer Sackgasse, in die ich auch mit meinem Corsa nur vorsichtig reinfahren würde, sogar gewendet haben. Meinen aufrichtigen Respekt für jeden einzelnen dieser Fahrer/Fahrerinnen. Keine einzige Strecke, die ich gefahren bin, war einfach, jede hatte schmale Engpässe und ihre eigenen Tücken. Am beeindruckendsten war vielleicht der Fahrer der Nummer 58, mit der ich von Beaumaris über die Küstenstraße zurückgefahren bin. Links Mauer, rechts Mauer, die Straße hat zwar noch einen Mittelstreifen, aber auch eine Baustelle - und dann kommt uns ein Reisebus entgegen. Und natürlich der Fahrer der Nummer 67L nach Bethesda. Wie gesagt, Tregarth... Ein bisschen war es schon, als würde mit jeder Busfahrt das Schwierigkeitslevel erhöht. Aber das kann daran liegen, dass ich eben mit Llandudno angefangen habe und mit Bethesda aufgehört. Das ergibt sich das.
Manchmal habe ich gedacht, als Tourist sollte man sich gut informieren, wo die Busse langfahren und die Ecken dann meiden, damit einem nicht auf einer Singetrack-Road so ein Monster mit hohem Tempo entgegen kommt. Aber auf der anderen Seite - die Busfahrer/innen kriegen das schon hin. Ganz sicher.
Das Einzige, was ein bisschen schwierig ist, ist, die Übersicht zu behalten, wo man ist, wenn man nicht gerade an der Endstation aussteigen will und es keine deutlichen Landmarken wie z.B. Castell Conwy gibt, denn Stationen werden nicht angesagt.
Und einer meiner Busse fuhr über Llandona. Das ist auch so ein winziger Ort, diesmal auf Môn, und da ist
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