Die Kunst, den Mann fürs Leben zu finden
Apr. 4th, 2020 01:30 pm![[personal profile]](https://www.dreamwidth.org/img/silk/identity/user.png){kind=small}
blauerfalkevon Ellen Fein und Sherrie Schneider
Es sind zwei Bücher in einem Band. Das eine ist ursprünglich aus der Mitte der 1990er, das andere beginnende 2000, und sie beschäftigen sich genau mit dem, was der Titel verspricht: Was muss ich tun, damit der richtige Mann mich heiratet und die Ehe dann auch funktioniert?
Das Geheimnis dazu sind die Regeln (TM), nicht in Großschrift oder mit Trademark-Kennzeichen versehen, aber durchgängig in kursiv geschrieben, durch das ganze Buch hindurch. Es handelt sich nicht um irgendwelche Regeln oder Richtlinien, sondern um einen Eigennamen. Der erste Band heißt im Original auch genau so: "The Rules".
Das Buch wendet sich an Frauen, für die zu einer Lebensplanung die Ehe unbedingt dazugehört. Also wirklich nur an Frauen, die mit einem Mann ihr ganzes Leben lang zusammen sein möchten. Nicht zur zusammen sein, sondern auch verheiratet sein möchten. Kinder können dazugehören oder auch nicht, sie kann berufstätig sein wollen oder auch nicht, aber es geht tatsächlich um "den Einen".
Das klingt erstmal ganz schön konservativ, und viele der Ratschläge erscheinen auf den ersten Blick auch so. Im Grunde ist es ja auch ein sehr konservatives Ziel - Ehe eben. Bis dass der Tod sie scheidet.
Aber sehen wir uns das mal genauer an - die erste Regel ist "Du bist anders als die Anderen". Zuerst gilt es, sich selbst davon zu überzeugen, dass man toll ist. Es wird geraten, alles dafür zu tun, um das beste mögliche Selbst zu sein. Treib Sport, zieh dich nett an, mach was aus deinem Typ, lass deine Nase operieren... das klingt oberflächlich, aber im Grunde ist die Botschaft: Du bist toll, steh dazu. Mach dich nicht klein. Sieh zu, dass du dich mit dem, was du bist, wohl fühlst. Tust du das nicht, ändere was. Keine leichte Aufgabe, und viel tiefreichender, als man auf den ersten Blick denkt. Es geht um Selbstvertrauen. Um Selbstwertgefühl.
Erst danach kommen die Verhaltensregeln, und da ist es gut, wenn man bei Punkt 1 schon die Selbst-Disziplin bewiesen hat, sich in den Hintern zu treten und was in Bewegung zu setzen, denn die Regeln lassen keine Ausnahme zu. Keine. Jede gebrochene Regel ist ein schwerer Fehler, der im schlimmsten Fall nicht mehr auszubügeln ist. Es geht um Perfektion.
Das beginnt damit, nie einen Mann anzusprechen. Blickkontakt erwidern, lächeln, kein Problem, aber nie ansprechen. Das muss er tun. Nie einem Mann die eigene Telefonnummer anbieten, er muss schon fragen. Nie seine nehmen, er muss anrufen. Wenn er das nicht tut, dann war er halt nicht der Richtige. Wenn er was von dir will, wird er anrufen. Und das allerspätestens am Mittwoch, danach sagst du keiner Verabredung fürs Wochenende mehr zu. Denn du bist beschäftigt, du hast ein erfülltes Leben, du hast es nicht nötig, darauf zu warten, dass er geruht, sich Freitagabend zu melden. Du bist nicht immer verfügbar, wenn er ruft. Du lässt ihn vor dem vierten Date auf keinen Fall in deine Wohnung und gehst schon gar nicht mit ihm ins Bett. Du bestimmst, wann die Verabredung zu Ende ist, und zwar immer, bevor er sie beenden würde. Und vor allem, du triffst dich nie mit einem Mann, den du nicht toll genug findest, dass du ihn als potentiellen Heiratskandidaten in Betracht ziehen würdest. Was du ihm natürlich auch nicht sagst. Das Thema muss immer von ihm ausgehen. Und wenn er das nicht innerhalb von maximal anderthalb Jahren auf den Tisch bringt, ist er halt nicht der Richtige.
So gesehen ist es knallhart und klingt sogar etwas berechnend. Aber das muss es sein, denn einerseits geht es ja darum, jemanden zum Heiraten zu finden, und andererseits geht es darum, jeder Leserin unmissverständlich klar zu machen, dass sie sich nicht an einen Mann heranschmeißen darf. Sei selbstbewusst, klette nicht, führ dein eigenes Leben, und wenn er gut genug ist, darf er daran teilhaben. Es ist also gerade das nicht, was es auf den ersten Blick zu sein scheint: Der Aufruf, sein ganzes Leben um einen Mann zu drehen. Ganz im Gegenteil. Es geht darum, unabhängig zu bleiben.
So überraschen dann auch die Regeln für die Ehe nicht mehr: Wenn er Sonntags zum Fußball gehen will, mach dir nichts draus. Mach was Anderes in der Zeit. Lies ein Buch, triff dich mit Freundinnen, geh zum Wellness, was auch immer dir Spaß macht - plan deine freie Zeit, wenn du schon was geplant hast, wenn er fragt, sag es nicht ab. Muss er das nächste Mal halt früher fragen. Nimm es leicht, wenn er nicht alles ausdiskutieren will, leg nicht jedes Wort auf die Goldwaage. Mach dir vor der Ehe klar, dass dein Mann sich nicht ändern wird. Welche Fehler er auch immer hat, du kannst sie nicht abstellen. Nur wenn du mit ihnen leben kannst, heirate ihn.
Die Autorinnen fassen die Regeln als "Der Mann ist ein Jäger, um was er nicht kämpfen muss, interessiert ihn nicht." zusammen. Nur wenn er Mann ständig um die Frau werben muss, bleibt sie interessant für ihn. Ob man das jetzt so sehen will oder nicht, ist persönlicher Ansicht, aber die die Trias "Du hast ein tolles Leben ohne ihn, du brauchst nicht ständig auf Abruf für ihn zu stehen, nimm alles mit einer Prise Salz und Humor." ist sicher nicht das Schlechteste.
Wenn man es einfach so nebenbei liest, kann einem schon ein bisschen schlecht werden bei der plakativen Darstellung und den simplen Regeln. Wenn man drüber nachdenkt, ist es ein tolles Buch. Weil es darum geht, unabhängig zu sein, auf sich selbst zu achten, und sogar, sich nicht in Gefahr zu bringen, wenn man sich mit einem Mann trifft, den man noch nicht kennt. Sehr amerikanisch, das auch. In dem Punkt hat es etwas von meinem geliebten "Legally Blonde". Es geht um das Recht, feminin zu sein und trotzdem gleichberechtigt. Wenn sie als Anwältin pink tragen will, ist das vollkommen in Ordnung. Weiblich ist nicht minderwertig.
Trotzdem zum Lesen ein bisschen repetitiv.
Es sind zwei Bücher in einem Band. Das eine ist ursprünglich aus der Mitte der 1990er, das andere beginnende 2000, und sie beschäftigen sich genau mit dem, was der Titel verspricht: Was muss ich tun, damit der richtige Mann mich heiratet und die Ehe dann auch funktioniert?
Das Geheimnis dazu sind die Regeln (TM), nicht in Großschrift oder mit Trademark-Kennzeichen versehen, aber durchgängig in kursiv geschrieben, durch das ganze Buch hindurch. Es handelt sich nicht um irgendwelche Regeln oder Richtlinien, sondern um einen Eigennamen. Der erste Band heißt im Original auch genau so: "The Rules".
Das Buch wendet sich an Frauen, für die zu einer Lebensplanung die Ehe unbedingt dazugehört. Also wirklich nur an Frauen, die mit einem Mann ihr ganzes Leben lang zusammen sein möchten. Nicht zur zusammen sein, sondern auch verheiratet sein möchten. Kinder können dazugehören oder auch nicht, sie kann berufstätig sein wollen oder auch nicht, aber es geht tatsächlich um "den Einen".
Das klingt erstmal ganz schön konservativ, und viele der Ratschläge erscheinen auf den ersten Blick auch so. Im Grunde ist es ja auch ein sehr konservatives Ziel - Ehe eben. Bis dass der Tod sie scheidet.
Aber sehen wir uns das mal genauer an - die erste Regel ist "Du bist anders als die Anderen". Zuerst gilt es, sich selbst davon zu überzeugen, dass man toll ist. Es wird geraten, alles dafür zu tun, um das beste mögliche Selbst zu sein. Treib Sport, zieh dich nett an, mach was aus deinem Typ, lass deine Nase operieren... das klingt oberflächlich, aber im Grunde ist die Botschaft: Du bist toll, steh dazu. Mach dich nicht klein. Sieh zu, dass du dich mit dem, was du bist, wohl fühlst. Tust du das nicht, ändere was. Keine leichte Aufgabe, und viel tiefreichender, als man auf den ersten Blick denkt. Es geht um Selbstvertrauen. Um Selbstwertgefühl.
Erst danach kommen die Verhaltensregeln, und da ist es gut, wenn man bei Punkt 1 schon die Selbst-Disziplin bewiesen hat, sich in den Hintern zu treten und was in Bewegung zu setzen, denn die Regeln lassen keine Ausnahme zu. Keine. Jede gebrochene Regel ist ein schwerer Fehler, der im schlimmsten Fall nicht mehr auszubügeln ist. Es geht um Perfektion.
Das beginnt damit, nie einen Mann anzusprechen. Blickkontakt erwidern, lächeln, kein Problem, aber nie ansprechen. Das muss er tun. Nie einem Mann die eigene Telefonnummer anbieten, er muss schon fragen. Nie seine nehmen, er muss anrufen. Wenn er das nicht tut, dann war er halt nicht der Richtige. Wenn er was von dir will, wird er anrufen. Und das allerspätestens am Mittwoch, danach sagst du keiner Verabredung fürs Wochenende mehr zu. Denn du bist beschäftigt, du hast ein erfülltes Leben, du hast es nicht nötig, darauf zu warten, dass er geruht, sich Freitagabend zu melden. Du bist nicht immer verfügbar, wenn er ruft. Du lässt ihn vor dem vierten Date auf keinen Fall in deine Wohnung und gehst schon gar nicht mit ihm ins Bett. Du bestimmst, wann die Verabredung zu Ende ist, und zwar immer, bevor er sie beenden würde. Und vor allem, du triffst dich nie mit einem Mann, den du nicht toll genug findest, dass du ihn als potentiellen Heiratskandidaten in Betracht ziehen würdest. Was du ihm natürlich auch nicht sagst. Das Thema muss immer von ihm ausgehen. Und wenn er das nicht innerhalb von maximal anderthalb Jahren auf den Tisch bringt, ist er halt nicht der Richtige.
So gesehen ist es knallhart und klingt sogar etwas berechnend. Aber das muss es sein, denn einerseits geht es ja darum, jemanden zum Heiraten zu finden, und andererseits geht es darum, jeder Leserin unmissverständlich klar zu machen, dass sie sich nicht an einen Mann heranschmeißen darf. Sei selbstbewusst, klette nicht, führ dein eigenes Leben, und wenn er gut genug ist, darf er daran teilhaben. Es ist also gerade das nicht, was es auf den ersten Blick zu sein scheint: Der Aufruf, sein ganzes Leben um einen Mann zu drehen. Ganz im Gegenteil. Es geht darum, unabhängig zu bleiben.
So überraschen dann auch die Regeln für die Ehe nicht mehr: Wenn er Sonntags zum Fußball gehen will, mach dir nichts draus. Mach was Anderes in der Zeit. Lies ein Buch, triff dich mit Freundinnen, geh zum Wellness, was auch immer dir Spaß macht - plan deine freie Zeit, wenn du schon was geplant hast, wenn er fragt, sag es nicht ab. Muss er das nächste Mal halt früher fragen. Nimm es leicht, wenn er nicht alles ausdiskutieren will, leg nicht jedes Wort auf die Goldwaage. Mach dir vor der Ehe klar, dass dein Mann sich nicht ändern wird. Welche Fehler er auch immer hat, du kannst sie nicht abstellen. Nur wenn du mit ihnen leben kannst, heirate ihn.
Die Autorinnen fassen die Regeln als "Der Mann ist ein Jäger, um was er nicht kämpfen muss, interessiert ihn nicht." zusammen. Nur wenn er Mann ständig um die Frau werben muss, bleibt sie interessant für ihn. Ob man das jetzt so sehen will oder nicht, ist persönlicher Ansicht, aber die die Trias "Du hast ein tolles Leben ohne ihn, du brauchst nicht ständig auf Abruf für ihn zu stehen, nimm alles mit einer Prise Salz und Humor." ist sicher nicht das Schlechteste.
Wenn man es einfach so nebenbei liest, kann einem schon ein bisschen schlecht werden bei der plakativen Darstellung und den simplen Regeln. Wenn man drüber nachdenkt, ist es ein tolles Buch. Weil es darum geht, unabhängig zu sein, auf sich selbst zu achten, und sogar, sich nicht in Gefahr zu bringen, wenn man sich mit einem Mann trifft, den man noch nicht kennt. Sehr amerikanisch, das auch. In dem Punkt hat es etwas von meinem geliebten "Legally Blonde". Es geht um das Recht, feminin zu sein und trotzdem gleichberechtigt. Wenn sie als Anwältin pink tragen will, ist das vollkommen in Ordnung. Weiblich ist nicht minderwertig.
Trotzdem zum Lesen ein bisschen repetitiv.
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