Bonner Museen
Mar. 13th, 2011 04:13 pm![[personal profile]](https://www.dreamwidth.org/img/silk/identity/user.png)
...oder "Wußtet ihr, daß von den Vätern der Verfassung der BRD vier Frauen waren?"
Zuerst besorgt man sich eine Bonn Regio Welcome Card. Das kann man natürlich auch am Tag selbst noch tun, aber es vorher zu tun, erleichtert es einem, sich in der Stadt zu bewegen, denn alle Busse und Bahnen sind im Preis mit drin. Alternativ kann man auch Auto fahren und das in ein Parkhaus stellen, aber die Parkgebühr ist dann nicht mit drin.
Dann besucht man am Andreisetag das Haus der Geschichte. Das ist kostenfrei und wenn sie alle Ausstellungsbereiche geöffnet haben, sollte man besser einen ganzen Tag für die Besichtigung einplanen. Oder wenigstens sechs Stunden, aber ich schätze, dann muß man sich beeilen. Fotographieren ist verboten, Rucksäcke müssen abgegeben, Jacken dürfen anbehalten werden, Garderobe kostenlos. Alle, von der Information über die Garderobieren bis hin zu den Massen von Aufpassern, sind freundlich und hilfsbereit und weisen auf Sonderaktionen hin, sogar wenn man nicht danach sucht.
Im Moment wird renoviert, die Ausstellungsfläche beträgt nur knapp 50%, aber dafür bieten sie zweimal täglich eine ebenfalls kostenlose Führung in ihr Metalldepot an. Das heißt, man kommt ins Untergeschoß, hinter die Kulissen, es wird erklärt, wie das Lager funktioniert und organisiert ist, und warum da alles scheinbar wild und vollkommen ungeordnet durcheinander steht. Außerdem sieht man Dinge, die man in der Ausstellung vielleicht niemals sehen wird. Wir haben das erste Teil gesehen, was sie jemals gesammelt haben, 1984, ein Werbe-Blechschild der Firma Osram, das in weiß auf Orange verkündet, daß es an diesem Ort Osram-Glühbirnen zu kaufen gibt. Wir haben die Tonanlage gesehen, mit der die Botschaft der DDR abhörsichere Nachrichten von Bonn nach Ostberlin geschickt hat (Neuerwerbung, noch nicht mal katalogisiert), und erfahren, wieviel das Museum bereit war, für ein Schild der Lehmann Brothers-Bank zu bezahlen. Das Haus der Geschichte - voller Name "Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" - versteht sich als Zeitgeist-Dokumentator, nicht als Sammler der Vollständigkeit halber. Der Anspruch des Hauses ist es, ein Bild der BRD durch die Zeit zu zeigen, darum ist auch ein Schild einer amerikanischen Pleitebank für sie von Interesse, denn die Wirtschaftskrise hat sich stark auf das Leben in Deutschland ausgewirkt. Wer also noch eins verstaubend irgendwo auf dem Dachboden hat, stiftet es ihnen, denn sie sind ein großartiges Museum.
Die Dauerausstellung ist interessant und sehr gut präsentiert, ihre Sonderausstellung zu Humor und Politik ist super, das Haus ist top geführt und selbst die Toiletten sind hübsch und blitzsauber. Mein persönliches Highlight im Depot war der PEZ-Automat und in der Dauerausstellung die Vitrine mit den Vorschlägen für die Flagge der BRD. Wenn sie mit dem Umbau fertig sind und eine neue Sonderausstellung haben, gehen wir da auf jeden Fall mal wieder hin.
Fazit: Lohnt sich sehr. Auf jeden Fall hingehen.
Am nächsten Tag benutzt man dann die Bonn Regio Welcome Card, mit der man problemlos vier Museen an einem Tag schaffen kann. Welche das sind, bleibt jedem selbst überlassen, in unserem Fall sah das so aus:
Museum 1:
Voller Name: Zoologisches Forschungsmuseum Alexander König
Regulärer Eintritt: 3 Euro für Erwachsene
Fotographieren ohne Blitz ist ebenso gestattet wie die Mitnahme von Rucksäcken und Jacken.
Schönes Gebäude mit Tieren an der Front, schönem Treppenhaus, tollen Glasfenstern und Glasdach. Die Dauerausstellung besteht aus einem kleinen Vivarium im Keller, das Reptilien, Amphibien und Fische zeigt, und einer großen Kollektion ausgetopfter Tiere. Es ist ewig her, daß ich dort war, und ich erinnere mich vor allem an Reihen und Reihen von Glaskästen und Schränken (vor allem Schränke voller Insekten aufgespießt in Schubladen) - seitdem hat sich eine Menge getan. Das gesamte Erdgeschoß ist in geographisch zusammengefaßte Landschaften umgebaut worden, in denen ihre Exponate möglichst lebensecht stehen, ergänzt von gut gemachten Informationen über den Lebensraum an sich. Der Schwerpunkt liegt bei Säugetieren, nur im Bereich "heimische Tierwelt" gibt es eine größere Anzahl Vögel. Im ersten Stock ist es umgekehrt, dort ist der Schwerpunkt Vögel, mit einigen Schaukästen und in die Wand eingelassen Landschaften, die andere Tiere zeigen, thematisch nicht immer ganz so glücklich kombiniert. Aber die Wandlandschaften lassen sich halt nur sehr schwer oder sogar gar nicht verändern, darum kann man ihnen das nachsehen. Dazu kommt das Café ("Probieren Sie unsere Waffeln!") und die Sonderausstellungen. Im Moment sind das "Bäume" des Fotographen Bernhard Horstmann mit riesigen Baumfotos, von denen er leider keinen Bildband herausgegeben zu haben scheint, und "Natura Artis Magistra" der Künstlergruppe "Tripolar". Ähh... Kunst. Am Besuchstag war außerdem noch eine Fachtagung über Pneumologie und Allergien, deren Teilnehmer gerade im zweiten Stock Pause machten. Für die Ausstellung war das nicht weiter störend, denn dort ist nur eine weitere Sonderausstellung, diesmal über das Werk zweier frühdarwinistischer Forscher, Hermann und Fritz Müller, die recht interessant war, aber von den Seminarteilnehmern niemanden interessierte, so daß wir die ganz für uns hatten. Der zweite Stock wirkt recht unfertig, wahrscheinlich hat das Haus erst vor kurzem umgebaut.
Fazit: Ich hatte es sehr viel größer in Erinnerung. So kann man es in zwei Stunden gemütlich ansehen, und ihre Ausstellung ist gerade im Erdgeschoss sehr schön gemacht. Ist den Besuch wert.
Museum 2:
Voller Name: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (nicht zu verwechseln mit dem Kunstmuseum Bonn, das direkt daneben steht.
Regulärer Einritt: 8 Euro für eine Ausstellung, 14 Euro für alle laufenden Ausstellungen
Besuchte Ausstellung: Napoleon und Europa - Traum und Trauma
Fotographieren ist verboten, die Mitnahme von Rucksäcken auch, Jacken dürfen anbehalten werden, Garderobe kostet 50 Cent.
Ich weiß nicht, ob die Kunsthalle eine eigene Sammlung hat. Ich wage es zu bezweifeln, denn sie haben sehr viele verschiedene Themen. Sie sind schlecht organisiert, an der Kasse begonnen, wo eine offene Kasse an einem Samstag viel zu wenig ist, bis hin zur Garderobe, wo Leute nur entweder Dinge annehmen oder ausgeben zu dürfen scheinen, und man natürlich immer an die falschen gerät. Immerhin sind sie freundlich. Von ihren Toiletten, deren mangelnder Modernität und Sauberkeit möchte ich nicht reden.
Zur Zeit haben sie zwei Ausstellungen und eine dritte, die sich Echoraum nennt, aber fest und kostenlos zu sein scheint, und in die wir einen kurzen Blick geworfen haben. Ähhh.. Kunst. Eine Installation. Oder so. Es ist ein Kunstmuseum, also ist auch die Napoleon-Ausstellung eine Kunstausstellung, und hier kam jetzt alles zusammen.
1.Es war voll. Richtig voll. Überall Menschen, teilweise mit Hockern zum Draufsetzen, um einzelne Ausstellungsstücke länger zu kontemplieren, und alle drei Meter eine Führungsgruppe. Ich hab nichts gegen Führungen, im Haus der Geschichte gabs die auch, aber da waren sie weniger störend.
2.Es war unübersichtlich. Die Ausstellungsfläche ist riesig und wird durch echte und temporäre Wände in einzelne Bereiche unterteilt, bei denen man, wenn man wie wir ohne Lageplan und Audioguide unterwegs ist, sofort die Übersicht verliert, keine Ahnung hat, wann man wohin gehen soll, und ob diese Ausstellung überhaupt eine logische Reihenfolge hat. Und schon gar nicht, ob man alles gesehen hat oder einen ganzen Bereich versehendlich ausgelassen.
3.Es ist Kunst. Kunst in allen Facetten, vor allem aber Bilder. Teilweise hängen die Beschreibungen nicht direkt neben den Bildern, teilweise kann man auch einfach nicht ran, weil Menschen im Weg sind und kontemplieren, teilweise kann man Bild und Beschreibung zuordnen, versteht aber trotzdem nicht, was das soll. Wenigstens ist es keine moderne Kunst. Immerhin etwas. Und schlecht beleuchtet ist es teilweise auch noch.
Fazit: Furchtbar. Ich bin für sowas nicht gebildet genug. Schon der Titel der Ausstellung hätte mich warnen sollen, aber gut, war ja umsonst. Im Herbst haben sie eine Ausstellung über Mangas und Animes, wenn ich da 8 Euro zuviel habe, sehe ich mir die vielleicht an. Ihre Arp, Kirchner, Munch, Warhol etc. Ausstellung möchte ich jedenfalls nicht sehen. Den Dachgarten vielleicht, wenn der mal fertig ist.
Museum 3:
Voller Name: Beethoven-Haus Bonn
Regulärer Eintritt: 5 Euro
Man muß wissen, wo es ist, sonst läuft man dran vorbei. Aber Bonn hat viele Schilder aufgestellt, also ist zumindest das Ereichen der richtigen Straße kein Problem. An der Tür steht nur "Museumsshop", aber der Eingang ist auch da drin und heißt "Admission". Fotos nur im Garten, keine Rucksäcke, Jacken dürfen anbehalten werden. Schließfächerpfand 1 Euro, die Kasse wechselt bereitwillig und ist sehr freundlich. Leider weisen sie nicht auf ihr digitales Musiktheater hin. Nicht, daß wir rein wollten, aber wir waren drei Minuten vor Start da - im Haus der Geschichte hätten sie sicher drauf hingewiesen, die haben sehr guten Service da - und falls wir rein gewollt hätten... ;)
Das Haus hat Flair und quietschende Böden, Gegenstände aus dem Besitz Beethovens, Notenblätter, Bücher, Scherenschnitte und Gemälde und beschäftigt sich naturgemäß mit dem Leben und dem Werk des Komponisten, mit Schwerpunkt auf dem Menschen Beethoven. Angenehm und unaufgeregt präsentiert, übersichtlich.
Fazit: Etwas für den Besuch zwischendurch. So hätte ichs wahrscheinlich nicht angesehen, aber weil es in der Regio Card mit drin ist, ist es ein absolutes Muß. Schon alleine als Abwechslung sehr angenehm.
Museum 4:
Voller Name: Rheinisches Landesmusem Bonn
Regulärer Eintritt: 5 Euro
Das Museum ist hinter dem Hauptbahnhof, aber sehr gut beschildert. Es fand eine Tagung statt, die aber im Keller war und darum den Ausstellungsbesuch nicht beeinflußte. Fotographieren ohne Blitz erlaubt, Rucksäcke verboten, Jacken dürfen anbehalten werden. Schließfächerpfand 1 Euro, die Dame an der Kasse war schon unfreundlich, als sie nur "Guten Tag" sagte. Wenn sie nicht wollen, daß jemand ihr Museum besichtigt, sollen sie die Tür doch einfach zumachen.
Außen am Museum hingen zwei große Plakate, die Sonderausstellungen bewarben - die eine war schon vorbei, die andere kommt nächsten Monat. Es gab also zur Zeit keine große wichtige Sonderausstellung, auch wenn sie für die nächste schon ein riesiges Mammut in der Eingangshalle stehen haben.
Was das Museum sonst ausstellt, ist mir nicht ganz klar. Sie haben alles, von Neandertalerfunden bis hin zur moderner Kunst, aber man hat das Gefühl, daß sie nicht wissen, was sie damit tun sollen. Ihre Etagen tragen Titel wie "Von den Göttern zu Gott" oder "Macht und Mächtige", und dazu finden sich dann mehr oder weniger logische Ausstellungsstücke. Sie haben römische Funde, von denen sie in jedem dieser Bereiche irgendwie ein bißchen zu zeigen scheinen, fränkische Dinge, die sie auch über sämtliche Etagen verteilt in verschiedenen Bereichen zeigen und immer wieder zwischendurch moderne Kunst. Vielleicht ist dieses thematische Sortieren ihre persönliche Museumsphilosophie, aber ich glaube, mir würde es mehr geben, wenn die Bereiche "Die Römer im Rheinland" oder "Das Neanderthal" hießen, und nicht "Die Landschaft in der Malerei" als Unterpunkt zu "Macht", in dem sich dann "Bauern im Mittelrheintal" gegenüber von "Jesus vor Jerusalem" findet - wenn man den Titel des Bereichs kennt, hat es tatsächlich Sinn, aber den fand ich erst später heraus. Nicht zu vergessen haben sie moderne Skulpturen von Menschen wie Theophanu oder Marx, die irgendwie random in den Etagen herumstehen. Andere Teile der Ausstellung fehlen einfach, so zum Beispiel der Bereich "Naturreligion" unter "Von den Göttern zu Gott", ohne dabei eine Erklärung für den abgesperrten und leeren Raum zu bieten. Andere Objekte scheinen gar nicht zu den Ausstellungen zu gehören und stehen einfach nur so herum, wie ein Auto, das so bemalt ist, daß es aussieht, als würde es aus Holz bestehen.
Als Krönung des Ganzen befindet sich im obersten Stockwerk die Installation GMT+ von Rainer Junghanns, der mit einem Schiff auf das Meer gefahren ist und da das Meer fotographiert hat. Als Bildband wäre das ja vielleicht noch nett, aber nicht für 480 Euro, aber mit Videoinstallationen kann ich eher weniger anfangen. Das ist das gleiche Problem wie in der Kunsthalle, ich bin da nicht intellektuell genug für.
Ich denke also einfach mal, das Rheinische Landesmuseum Bonn ist ein philosophisches Museum, dem es wichtig ist, seine Ausstellungsstücke in Kontexten zu präsentieren, die sie zugleich zusammengehörig und vollkommen durcheinander erscheinen zu lassen. Was sie dabei ausstellen, kennt keine Grenzen oder Bereiche, weil es eben um den Kontext geht, und der ja moderne Kunst ebenso beinhalten kann wie einen römischen Grabstein. Und daß dabei die Hälfte ihrer interaktiven Informazionstafeln nicht funktioniert, gehört sicher auch zum Konzept.
Fazit: Verwirrend. Nicht die einzelnen Ausstellungsstücke, sondern die Konzeption des Hauses. Highlights sind nicht dabei, auch wenn sie ihren Neandertaler anpreisen - ganz unter uns, wer einen Neandertaler sehen will, sollte ins Neandertal fahren. Die haben ein echt schönes Museum da. Das Beste am Museum war das Mammut... oder wars ein Riesenelefant?
Nach dem Rheinischen Landesmuseum hatten wir keine Lust mehr, es war allerdings erst halb fünf. Das heißt, ein Besuch im Ägyptischen Museum wäre sicher noch drin gewesen. Man kann also auch fünf Museen an einem Tag schaffen - und das für nur acht Euro.
Zuerst besorgt man sich eine Bonn Regio Welcome Card. Das kann man natürlich auch am Tag selbst noch tun, aber es vorher zu tun, erleichtert es einem, sich in der Stadt zu bewegen, denn alle Busse und Bahnen sind im Preis mit drin. Alternativ kann man auch Auto fahren und das in ein Parkhaus stellen, aber die Parkgebühr ist dann nicht mit drin.
Dann besucht man am Andreisetag das Haus der Geschichte. Das ist kostenfrei und wenn sie alle Ausstellungsbereiche geöffnet haben, sollte man besser einen ganzen Tag für die Besichtigung einplanen. Oder wenigstens sechs Stunden, aber ich schätze, dann muß man sich beeilen. Fotographieren ist verboten, Rucksäcke müssen abgegeben, Jacken dürfen anbehalten werden, Garderobe kostenlos. Alle, von der Information über die Garderobieren bis hin zu den Massen von Aufpassern, sind freundlich und hilfsbereit und weisen auf Sonderaktionen hin, sogar wenn man nicht danach sucht.
Im Moment wird renoviert, die Ausstellungsfläche beträgt nur knapp 50%, aber dafür bieten sie zweimal täglich eine ebenfalls kostenlose Führung in ihr Metalldepot an. Das heißt, man kommt ins Untergeschoß, hinter die Kulissen, es wird erklärt, wie das Lager funktioniert und organisiert ist, und warum da alles scheinbar wild und vollkommen ungeordnet durcheinander steht. Außerdem sieht man Dinge, die man in der Ausstellung vielleicht niemals sehen wird. Wir haben das erste Teil gesehen, was sie jemals gesammelt haben, 1984, ein Werbe-Blechschild der Firma Osram, das in weiß auf Orange verkündet, daß es an diesem Ort Osram-Glühbirnen zu kaufen gibt. Wir haben die Tonanlage gesehen, mit der die Botschaft der DDR abhörsichere Nachrichten von Bonn nach Ostberlin geschickt hat (Neuerwerbung, noch nicht mal katalogisiert), und erfahren, wieviel das Museum bereit war, für ein Schild der Lehmann Brothers-Bank zu bezahlen. Das Haus der Geschichte - voller Name "Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" - versteht sich als Zeitgeist-Dokumentator, nicht als Sammler der Vollständigkeit halber. Der Anspruch des Hauses ist es, ein Bild der BRD durch die Zeit zu zeigen, darum ist auch ein Schild einer amerikanischen Pleitebank für sie von Interesse, denn die Wirtschaftskrise hat sich stark auf das Leben in Deutschland ausgewirkt. Wer also noch eins verstaubend irgendwo auf dem Dachboden hat, stiftet es ihnen, denn sie sind ein großartiges Museum.
Die Dauerausstellung ist interessant und sehr gut präsentiert, ihre Sonderausstellung zu Humor und Politik ist super, das Haus ist top geführt und selbst die Toiletten sind hübsch und blitzsauber. Mein persönliches Highlight im Depot war der PEZ-Automat und in der Dauerausstellung die Vitrine mit den Vorschlägen für die Flagge der BRD. Wenn sie mit dem Umbau fertig sind und eine neue Sonderausstellung haben, gehen wir da auf jeden Fall mal wieder hin.
Fazit: Lohnt sich sehr. Auf jeden Fall hingehen.
Am nächsten Tag benutzt man dann die Bonn Regio Welcome Card, mit der man problemlos vier Museen an einem Tag schaffen kann. Welche das sind, bleibt jedem selbst überlassen, in unserem Fall sah das so aus:
Museum 1:
Voller Name: Zoologisches Forschungsmuseum Alexander König
Regulärer Eintritt: 3 Euro für Erwachsene
Fotographieren ohne Blitz ist ebenso gestattet wie die Mitnahme von Rucksäcken und Jacken.
Schönes Gebäude mit Tieren an der Front, schönem Treppenhaus, tollen Glasfenstern und Glasdach. Die Dauerausstellung besteht aus einem kleinen Vivarium im Keller, das Reptilien, Amphibien und Fische zeigt, und einer großen Kollektion ausgetopfter Tiere. Es ist ewig her, daß ich dort war, und ich erinnere mich vor allem an Reihen und Reihen von Glaskästen und Schränken (vor allem Schränke voller Insekten aufgespießt in Schubladen) - seitdem hat sich eine Menge getan. Das gesamte Erdgeschoß ist in geographisch zusammengefaßte Landschaften umgebaut worden, in denen ihre Exponate möglichst lebensecht stehen, ergänzt von gut gemachten Informationen über den Lebensraum an sich. Der Schwerpunkt liegt bei Säugetieren, nur im Bereich "heimische Tierwelt" gibt es eine größere Anzahl Vögel. Im ersten Stock ist es umgekehrt, dort ist der Schwerpunkt Vögel, mit einigen Schaukästen und in die Wand eingelassen Landschaften, die andere Tiere zeigen, thematisch nicht immer ganz so glücklich kombiniert. Aber die Wandlandschaften lassen sich halt nur sehr schwer oder sogar gar nicht verändern, darum kann man ihnen das nachsehen. Dazu kommt das Café ("Probieren Sie unsere Waffeln!") und die Sonderausstellungen. Im Moment sind das "Bäume" des Fotographen Bernhard Horstmann mit riesigen Baumfotos, von denen er leider keinen Bildband herausgegeben zu haben scheint, und "Natura Artis Magistra" der Künstlergruppe "Tripolar". Ähh... Kunst. Am Besuchstag war außerdem noch eine Fachtagung über Pneumologie und Allergien, deren Teilnehmer gerade im zweiten Stock Pause machten. Für die Ausstellung war das nicht weiter störend, denn dort ist nur eine weitere Sonderausstellung, diesmal über das Werk zweier frühdarwinistischer Forscher, Hermann und Fritz Müller, die recht interessant war, aber von den Seminarteilnehmern niemanden interessierte, so daß wir die ganz für uns hatten. Der zweite Stock wirkt recht unfertig, wahrscheinlich hat das Haus erst vor kurzem umgebaut.
Fazit: Ich hatte es sehr viel größer in Erinnerung. So kann man es in zwei Stunden gemütlich ansehen, und ihre Ausstellung ist gerade im Erdgeschoss sehr schön gemacht. Ist den Besuch wert.
Museum 2:
Voller Name: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (nicht zu verwechseln mit dem Kunstmuseum Bonn, das direkt daneben steht.
Regulärer Einritt: 8 Euro für eine Ausstellung, 14 Euro für alle laufenden Ausstellungen
Besuchte Ausstellung: Napoleon und Europa - Traum und Trauma
Fotographieren ist verboten, die Mitnahme von Rucksäcken auch, Jacken dürfen anbehalten werden, Garderobe kostet 50 Cent.
Ich weiß nicht, ob die Kunsthalle eine eigene Sammlung hat. Ich wage es zu bezweifeln, denn sie haben sehr viele verschiedene Themen. Sie sind schlecht organisiert, an der Kasse begonnen, wo eine offene Kasse an einem Samstag viel zu wenig ist, bis hin zur Garderobe, wo Leute nur entweder Dinge annehmen oder ausgeben zu dürfen scheinen, und man natürlich immer an die falschen gerät. Immerhin sind sie freundlich. Von ihren Toiletten, deren mangelnder Modernität und Sauberkeit möchte ich nicht reden.
Zur Zeit haben sie zwei Ausstellungen und eine dritte, die sich Echoraum nennt, aber fest und kostenlos zu sein scheint, und in die wir einen kurzen Blick geworfen haben. Ähhh.. Kunst. Eine Installation. Oder so. Es ist ein Kunstmuseum, also ist auch die Napoleon-Ausstellung eine Kunstausstellung, und hier kam jetzt alles zusammen.
1.Es war voll. Richtig voll. Überall Menschen, teilweise mit Hockern zum Draufsetzen, um einzelne Ausstellungsstücke länger zu kontemplieren, und alle drei Meter eine Führungsgruppe. Ich hab nichts gegen Führungen, im Haus der Geschichte gabs die auch, aber da waren sie weniger störend.
2.Es war unübersichtlich. Die Ausstellungsfläche ist riesig und wird durch echte und temporäre Wände in einzelne Bereiche unterteilt, bei denen man, wenn man wie wir ohne Lageplan und Audioguide unterwegs ist, sofort die Übersicht verliert, keine Ahnung hat, wann man wohin gehen soll, und ob diese Ausstellung überhaupt eine logische Reihenfolge hat. Und schon gar nicht, ob man alles gesehen hat oder einen ganzen Bereich versehendlich ausgelassen.
3.Es ist Kunst. Kunst in allen Facetten, vor allem aber Bilder. Teilweise hängen die Beschreibungen nicht direkt neben den Bildern, teilweise kann man auch einfach nicht ran, weil Menschen im Weg sind und kontemplieren, teilweise kann man Bild und Beschreibung zuordnen, versteht aber trotzdem nicht, was das soll. Wenigstens ist es keine moderne Kunst. Immerhin etwas. Und schlecht beleuchtet ist es teilweise auch noch.
Fazit: Furchtbar. Ich bin für sowas nicht gebildet genug. Schon der Titel der Ausstellung hätte mich warnen sollen, aber gut, war ja umsonst. Im Herbst haben sie eine Ausstellung über Mangas und Animes, wenn ich da 8 Euro zuviel habe, sehe ich mir die vielleicht an. Ihre Arp, Kirchner, Munch, Warhol etc. Ausstellung möchte ich jedenfalls nicht sehen. Den Dachgarten vielleicht, wenn der mal fertig ist.
Museum 3:
Voller Name: Beethoven-Haus Bonn
Regulärer Eintritt: 5 Euro
Man muß wissen, wo es ist, sonst läuft man dran vorbei. Aber Bonn hat viele Schilder aufgestellt, also ist zumindest das Ereichen der richtigen Straße kein Problem. An der Tür steht nur "Museumsshop", aber der Eingang ist auch da drin und heißt "Admission". Fotos nur im Garten, keine Rucksäcke, Jacken dürfen anbehalten werden. Schließfächerpfand 1 Euro, die Kasse wechselt bereitwillig und ist sehr freundlich. Leider weisen sie nicht auf ihr digitales Musiktheater hin. Nicht, daß wir rein wollten, aber wir waren drei Minuten vor Start da - im Haus der Geschichte hätten sie sicher drauf hingewiesen, die haben sehr guten Service da - und falls wir rein gewollt hätten... ;)
Das Haus hat Flair und quietschende Böden, Gegenstände aus dem Besitz Beethovens, Notenblätter, Bücher, Scherenschnitte und Gemälde und beschäftigt sich naturgemäß mit dem Leben und dem Werk des Komponisten, mit Schwerpunkt auf dem Menschen Beethoven. Angenehm und unaufgeregt präsentiert, übersichtlich.
Fazit: Etwas für den Besuch zwischendurch. So hätte ichs wahrscheinlich nicht angesehen, aber weil es in der Regio Card mit drin ist, ist es ein absolutes Muß. Schon alleine als Abwechslung sehr angenehm.
Museum 4:
Voller Name: Rheinisches Landesmusem Bonn
Regulärer Eintritt: 5 Euro
Das Museum ist hinter dem Hauptbahnhof, aber sehr gut beschildert. Es fand eine Tagung statt, die aber im Keller war und darum den Ausstellungsbesuch nicht beeinflußte. Fotographieren ohne Blitz erlaubt, Rucksäcke verboten, Jacken dürfen anbehalten werden. Schließfächerpfand 1 Euro, die Dame an der Kasse war schon unfreundlich, als sie nur "Guten Tag" sagte. Wenn sie nicht wollen, daß jemand ihr Museum besichtigt, sollen sie die Tür doch einfach zumachen.
Außen am Museum hingen zwei große Plakate, die Sonderausstellungen bewarben - die eine war schon vorbei, die andere kommt nächsten Monat. Es gab also zur Zeit keine große wichtige Sonderausstellung, auch wenn sie für die nächste schon ein riesiges Mammut in der Eingangshalle stehen haben.
Was das Museum sonst ausstellt, ist mir nicht ganz klar. Sie haben alles, von Neandertalerfunden bis hin zur moderner Kunst, aber man hat das Gefühl, daß sie nicht wissen, was sie damit tun sollen. Ihre Etagen tragen Titel wie "Von den Göttern zu Gott" oder "Macht und Mächtige", und dazu finden sich dann mehr oder weniger logische Ausstellungsstücke. Sie haben römische Funde, von denen sie in jedem dieser Bereiche irgendwie ein bißchen zu zeigen scheinen, fränkische Dinge, die sie auch über sämtliche Etagen verteilt in verschiedenen Bereichen zeigen und immer wieder zwischendurch moderne Kunst. Vielleicht ist dieses thematische Sortieren ihre persönliche Museumsphilosophie, aber ich glaube, mir würde es mehr geben, wenn die Bereiche "Die Römer im Rheinland" oder "Das Neanderthal" hießen, und nicht "Die Landschaft in der Malerei" als Unterpunkt zu "Macht", in dem sich dann "Bauern im Mittelrheintal" gegenüber von "Jesus vor Jerusalem" findet - wenn man den Titel des Bereichs kennt, hat es tatsächlich Sinn, aber den fand ich erst später heraus. Nicht zu vergessen haben sie moderne Skulpturen von Menschen wie Theophanu oder Marx, die irgendwie random in den Etagen herumstehen. Andere Teile der Ausstellung fehlen einfach, so zum Beispiel der Bereich "Naturreligion" unter "Von den Göttern zu Gott", ohne dabei eine Erklärung für den abgesperrten und leeren Raum zu bieten. Andere Objekte scheinen gar nicht zu den Ausstellungen zu gehören und stehen einfach nur so herum, wie ein Auto, das so bemalt ist, daß es aussieht, als würde es aus Holz bestehen.
Als Krönung des Ganzen befindet sich im obersten Stockwerk die Installation GMT+ von Rainer Junghanns, der mit einem Schiff auf das Meer gefahren ist und da das Meer fotographiert hat. Als Bildband wäre das ja vielleicht noch nett, aber nicht für 480 Euro, aber mit Videoinstallationen kann ich eher weniger anfangen. Das ist das gleiche Problem wie in der Kunsthalle, ich bin da nicht intellektuell genug für.
Ich denke also einfach mal, das Rheinische Landesmuseum Bonn ist ein philosophisches Museum, dem es wichtig ist, seine Ausstellungsstücke in Kontexten zu präsentieren, die sie zugleich zusammengehörig und vollkommen durcheinander erscheinen zu lassen. Was sie dabei ausstellen, kennt keine Grenzen oder Bereiche, weil es eben um den Kontext geht, und der ja moderne Kunst ebenso beinhalten kann wie einen römischen Grabstein. Und daß dabei die Hälfte ihrer interaktiven Informazionstafeln nicht funktioniert, gehört sicher auch zum Konzept.
Fazit: Verwirrend. Nicht die einzelnen Ausstellungsstücke, sondern die Konzeption des Hauses. Highlights sind nicht dabei, auch wenn sie ihren Neandertaler anpreisen - ganz unter uns, wer einen Neandertaler sehen will, sollte ins Neandertal fahren. Die haben ein echt schönes Museum da. Das Beste am Museum war das Mammut... oder wars ein Riesenelefant?
Nach dem Rheinischen Landesmuseum hatten wir keine Lust mehr, es war allerdings erst halb fünf. Das heißt, ein Besuch im Ägyptischen Museum wäre sicher noch drin gewesen. Man kann also auch fünf Museen an einem Tag schaffen - und das für nur acht Euro.