Sherlock: A Study in Pink
Dec. 28th, 2012 11:21 pm![[personal profile]](https://www.dreamwidth.org/img/silk/identity/user.png)
Pilotfilm vs. Engültige Fassung
Sie haben einen 60minütigen Pilot gedreht, ihn der BBC gezeigt, und die haben gesagt "Super. Gebt uns drei 90-Minüter." Also mußten/durften sie "A Study in Pink" nochmal drehen. Das heißt, sie haben Szenen, die vollkommen identisch sind, Szenen, die identisch sind, aber woanders spielen, Szenen, die anders sind, und natürlich auch neue Szenen. Auch wenn die Grundkonstellation und die Handlung natürlich dieselben sind. Sonst wärs ja blöd.
Sie haben Sherlock in der Endfassung extremer gemacht. Er ist kälter, rücksichtsloser und grausamer. Dadurch fällt es schwerer, nachzuvollziehen, was er an John findet. Andersrum auch, was John an Sherlock findet. Der Beginn der Freundschaft ist im Pilot schlüssiger. Auch Johns Motivation ist im Pilot stimmiger, das "Sie vermissen den Krieg." fand ich ein bißchen seltsam. Aber vielleicht kommt da später noch Information hinterher, die uns eine Erklärung liefert. Zumindest eine bessere als die, dass John ein Adrenalinjunkie ist, denn die gefällt mir nicht. Er ist ein Gegenpol zu Sherlock, die Freundschaft beruht auf Unterschieden.
Lestrade bekommt in der Endfassung mehr Zeit. Das find ich gut, denn ich mag ihn. Er wirkt in der Endfassung menschlicher als im Pilot und echter, weniger formelhaft.
Das ganze Hantier mit Mycroft, das sie in der Endfassnung haben, fand ich überflüssig. Wahrscheinlich mußten sie ihn einführen, um ihn später erklärungslos benutzen zu können. Leider killt sein zweiter Auftritt die Schlussequenz, die ich im Pilot sehr viel besser finde. Vielleicht gerade, weil sie kürzer ist und darum weniger weitschweifig. Sie verzettelt sich nicht. Auch ist mein schöner Schlußdialog aus dem Pilot, der in der Endfassung fast wortgleich vorkommt, an der Stelle sinnlos, weil die Grundfrage schon lange geklärt ist. Immerhin sind Sherlock und John schon eine halbe Stunde vorher quer durch London gerannt. Die Sequenz war übrigens lustig. Sie hätten die Dialog einfach an deren Ende legen sollen, das wär stimmiger gewesen.
Oh, und das Mädel in Mycrofts Auto ist total überflüssig. Nichts weiter als eine Stichwortgeberin für den letzten Satz.
Die Restaurantszene ist kürzer und weniger auf Klamauk gerichtet, das finde ich gut. Auch haben sie die Idee, Sherlock unter Drogen zu setzen, rausgenommen. Das fand ich im Pilot blöd, die Änderung gefällt mir also. Auch wenn der Hinweis, dass Sherlock zumindest mal drogenabhängig gewesen zu sein scheint, dadurch untergeht. Die Diskussion mit Lestrade und seinem drug squad ist zu durcheinander, dass das wirklich deutlich durchkommt, da war die direkte Anschuldigung durch den Taxifahrer schon deutlicher.
Das Duell zwischen Sherlock und dem Killer ist in der Endfassung länger und detaillierter und wird Sherlock gerechter als im Pilot. Auch ist es logischer, kälter und dichter. Trotzdem finde ich den Verweis auf Moriatry blöd - immer der. Muß der wirklich hinter jedem Quatsch stecken? Gibts keine Kriminellen mehr, die auf eigene Faust operieren?
Im Pilot fällt der Schuss aus heiterem Himmel und überraschend, das gefiel mehr sehr viel besser als in der Endfassung mit ihren zwischengeblendeten Vorbereitungsszenen. Natürlich sehen wir John auch jetzt nicht schießen, aber wir sehen ihn im Gebäude und hinter dem Fenster und wir wissen, dass er bewaffnet ist. Also ist alles klar, schon bevor Sherlock beginnt, Lestrade die Eigenschaften des mysteriösen Schützen vorzubeten und sich dann unterbricht, als er begreift, wen er da im Begriff ist zu überführen. "Ich stehe unter Schock - sehen Sie, ich habe eine Decke." ist übrigens eine großartige Beweisführung dafür, dass er Unsinn redet. *g*
Also, das fand ich im Pilot sehr viel besser gelöst, weil es da für den Zuschauer aprupter kommt. Die Information und auch das Deutlichmachen, wenn wir da eigentlich vor uns haben - jemanden mit Ehrgefühl, Top-Schütze, Kriegsveteran, mit Nerven aus Stahl. John geht "im Vergleich" mit Sherlock als Charakter ja gerne mal unter, weil er "normaler" ist, und ich mag es, dass er in dieser Version der Geschichten auch Qualitäten hat, die über Loyalität, medizinische Brillanz und menschliche Moral hinausgehen. Ich mag John, mir ist wichtig, wie er porträtiert wird.
Ich gebe also keiner von beiden Versionen uneingeschränkt den Vorzug. In beiden gibts Dinge, die ich besser finde, und in beiden gibts Dinge, die ich blöd finde. Leider kann ich mir daraus keine perfekte Kombination zusammenschneiden. ;)
Sie haben einen 60minütigen Pilot gedreht, ihn der BBC gezeigt, und die haben gesagt "Super. Gebt uns drei 90-Minüter." Also mußten/durften sie "A Study in Pink" nochmal drehen. Das heißt, sie haben Szenen, die vollkommen identisch sind, Szenen, die identisch sind, aber woanders spielen, Szenen, die anders sind, und natürlich auch neue Szenen. Auch wenn die Grundkonstellation und die Handlung natürlich dieselben sind. Sonst wärs ja blöd.
Sie haben Sherlock in der Endfassung extremer gemacht. Er ist kälter, rücksichtsloser und grausamer. Dadurch fällt es schwerer, nachzuvollziehen, was er an John findet. Andersrum auch, was John an Sherlock findet. Der Beginn der Freundschaft ist im Pilot schlüssiger. Auch Johns Motivation ist im Pilot stimmiger, das "Sie vermissen den Krieg." fand ich ein bißchen seltsam. Aber vielleicht kommt da später noch Information hinterher, die uns eine Erklärung liefert. Zumindest eine bessere als die, dass John ein Adrenalinjunkie ist, denn die gefällt mir nicht. Er ist ein Gegenpol zu Sherlock, die Freundschaft beruht auf Unterschieden.
Lestrade bekommt in der Endfassung mehr Zeit. Das find ich gut, denn ich mag ihn. Er wirkt in der Endfassung menschlicher als im Pilot und echter, weniger formelhaft.
Das ganze Hantier mit Mycroft, das sie in der Endfassnung haben, fand ich überflüssig. Wahrscheinlich mußten sie ihn einführen, um ihn später erklärungslos benutzen zu können. Leider killt sein zweiter Auftritt die Schlussequenz, die ich im Pilot sehr viel besser finde. Vielleicht gerade, weil sie kürzer ist und darum weniger weitschweifig. Sie verzettelt sich nicht. Auch ist mein schöner Schlußdialog aus dem Pilot, der in der Endfassung fast wortgleich vorkommt, an der Stelle sinnlos, weil die Grundfrage schon lange geklärt ist. Immerhin sind Sherlock und John schon eine halbe Stunde vorher quer durch London gerannt. Die Sequenz war übrigens lustig. Sie hätten die Dialog einfach an deren Ende legen sollen, das wär stimmiger gewesen.
Oh, und das Mädel in Mycrofts Auto ist total überflüssig. Nichts weiter als eine Stichwortgeberin für den letzten Satz.
Die Restaurantszene ist kürzer und weniger auf Klamauk gerichtet, das finde ich gut. Auch haben sie die Idee, Sherlock unter Drogen zu setzen, rausgenommen. Das fand ich im Pilot blöd, die Änderung gefällt mir also. Auch wenn der Hinweis, dass Sherlock zumindest mal drogenabhängig gewesen zu sein scheint, dadurch untergeht. Die Diskussion mit Lestrade und seinem drug squad ist zu durcheinander, dass das wirklich deutlich durchkommt, da war die direkte Anschuldigung durch den Taxifahrer schon deutlicher.
Das Duell zwischen Sherlock und dem Killer ist in der Endfassung länger und detaillierter und wird Sherlock gerechter als im Pilot. Auch ist es logischer, kälter und dichter. Trotzdem finde ich den Verweis auf Moriatry blöd - immer der. Muß der wirklich hinter jedem Quatsch stecken? Gibts keine Kriminellen mehr, die auf eigene Faust operieren?
Im Pilot fällt der Schuss aus heiterem Himmel und überraschend, das gefiel mehr sehr viel besser als in der Endfassung mit ihren zwischengeblendeten Vorbereitungsszenen. Natürlich sehen wir John auch jetzt nicht schießen, aber wir sehen ihn im Gebäude und hinter dem Fenster und wir wissen, dass er bewaffnet ist. Also ist alles klar, schon bevor Sherlock beginnt, Lestrade die Eigenschaften des mysteriösen Schützen vorzubeten und sich dann unterbricht, als er begreift, wen er da im Begriff ist zu überführen. "Ich stehe unter Schock - sehen Sie, ich habe eine Decke." ist übrigens eine großartige Beweisführung dafür, dass er Unsinn redet. *g*
Also, das fand ich im Pilot sehr viel besser gelöst, weil es da für den Zuschauer aprupter kommt. Die Information und auch das Deutlichmachen, wenn wir da eigentlich vor uns haben - jemanden mit Ehrgefühl, Top-Schütze, Kriegsveteran, mit Nerven aus Stahl. John geht "im Vergleich" mit Sherlock als Charakter ja gerne mal unter, weil er "normaler" ist, und ich mag es, dass er in dieser Version der Geschichten auch Qualitäten hat, die über Loyalität, medizinische Brillanz und menschliche Moral hinausgehen. Ich mag John, mir ist wichtig, wie er porträtiert wird.
Ich gebe also keiner von beiden Versionen uneingeschränkt den Vorzug. In beiden gibts Dinge, die ich besser finde, und in beiden gibts Dinge, die ich blöd finde. Leider kann ich mir daraus keine perfekte Kombination zusammenschneiden. ;)