Rocky - Das Musical
Jan. 15th, 2013 01:07 pm![[personal profile]](https://www.dreamwidth.org/img/silk/identity/user.png)
Castaufnahme Hamburg
Ich habe den Film nicht gesehen. Aber ich weiß, dass das Ganze in den 70ern spielt, daher hatte ich nicht erwartet, dass mir die Musik viel gibt. Ich kenne "Eye of the Tiger" und dankenswerterweise wird das nicht gesungen. Da ich den Rest des Soundtracks nicht kenne, weiß ich nicht, ob sie andere Teile integriert haben. Also gehe ich mal einfach davon aus, dass ein Original-Score ist. Das ist ja ein Pluspunkt.
Wie erwartet klingt es zum Teil nach Disco, und der Part ist langweilig. Zumal wir das erst vor Kurzem hatten, in "Sister Act", und es da wesendlich besser klang und mehr Power hatte.
Insgesamt ist die Musik belanglos. Poppig bis Schlager, alles plätschert so vor sich hin und ist mir gleichmäßig egal. Die Dampforgel zum romantischen Eislaufsong ist immerhin spaßig und bietet mal ein bißchen Abwechslung in der Orchestrierung (außerdem spielt sie einen Walzer, ich glaube, von Strauss). Ansonsten sticht nur das Boxkampfthema heraus, und das auch nur, weil eben selbst ich das kenne.
Da das also wie erwartet ist, mußte ich mich auf die Texte für Unterhaltung verlassen, und die enttäuschen wahrhaftig nicht. Sie haben auch ihre guten Highlights, gar keine Frage, aber die sind die Ausnahme. Zu leichteren Kriktikpunkten gehören zum Beispiel, dass ich dem leicht dämlichen, ungebildeten Rocky nicht abnehme, auf einer Eisbahn darüber zu philosophieren, dass "Eislaufen ist wie das Leben". Oder dass ich bei dem großen, intimen, romantischen Liebesduett tatsächlich die ersten Zeilen lang glaubte, sie wollten über Sex singen, bevor sich dann als Thema des Songs "wahres Glück" herausstellte. Der Song des alten Boxers, der Rocky trainieren will, setzt Kenntnisse über Boxer voraus, die ich nicht habe - ich habe den Schlusswitz über den Teerfleck jedenfalls nicht verstanden. Und auch wenn ein Song "Wenn es weiter regnet" heißt, fand ich den Gebrauch der Zeile innerhalb dessen Texts doch etwas übertrieben. Vor allem, wo "Wenn es weiter regenet/dann spült es mich fort/an irgeneinen anderen Ort" doch ein bißchen beliebig klingt und danach, als sei dem Texter einfach keine genauere Beschreibung eingefallen. Vermutlich soll es die Hoffnunglosigkeit unterstreichen, aber die Dramatik verpufft damit doch etwas. Ach ja, der Song hat eine Reprise. In der regnets dann nicht mehr.
Da ich den Film nicht kenne, weiß ich nicht, ob "Fight from the heart" eine wichtige Catchphrase ist, die dort mehrfach wiederholt wird und darum zu Allgemeingut gehört und im Musical vorkommen muß. Sollte das der Fall sein, okay, ansonsten finde ich es ein bißchen unpassend, diesen Satz auf "tu, was ich tat" zu reimen. Gabs keine deutsche Möglichkeit? Dass Rocky mit dem Poster über seinem Bett spricht, finde ich nicht seltsam. Und das nicht nur, weil das schon weit hinten auf der Aufnahme ist, und ich mich bis dahin schon an ganz andere Dinge gewöhnt hatte. Gleich im ersten Solo-Song wird einem da nämlich schon richtig was abverlangt - auch da dachte ich, Rocky wollte uns was über sein Idol erzählen, aber er singt dann - über seine Nase. "Die Nase hält noch" und sie "sieht nach vorne, genau wie ich", während "der Rest meines Körpers aufs Abstellgleis" gehört obwohl, der (genau wie die Nase) "sie ist schon fast dreißig" sein sollte. Wir lernen sogar, dass nichtmal Rocky Marciano (das ist der vom Poster) eine so geniale Nase hatte. Man muß ihnen zugute halten, dass das wie erwähnt Rockys erster Song ist. Da kann niemand behaupten, nicht sofort gewarnt worden zu sein, was dieses Stück textlich so in petto haben wird.
Aber ich will nicht unfair sein, die Castaufnahme hat auch ihre guten Seiten: ihre Cast. Drew Sarich als Rocky und Wietske van Tongeren als Adrian sind beide großartige Sänger, singen ihre belanglosen Melodien und furchtbaren Texte mühelos und schön und lassen sogar so etwas wie Gefühl und Interaktion ihrer Charaktere aufkommen. Es hätte mich auch gewundert, wenn einer von beiden das nicht hinkriegen würde, aber sie zeigen beide erneut ihre Klasse. Wenigstens da hat Stage einen guten Griff getan. Beide sprechen und singen auch fast akzenzfrei, sie noch besser als er - das kann von Terence Archie als Apollo nicht mehr behauptet werden, aber auch er schlägt sich tapfer und überzeugt stimmlich. Dafür also großes Lob.
Und auch ihrem Kreativteam muß man zugestehen, dass sie es geschafft haben, einen wirklich guten Song zu schreiben. Einen. Auch wenn ich nicht weiß, ob Rocky in "Standzuhalten" direkt vor dem großen Kampf Adrian besingt oder vielleicht doch in einer Kirche betet, es ist ein echter Showstopper. Hier stimmt die Dramatik der Musik, der simple Text ist klar und wirkt authentisch, und Drew Sarich kann sein Können in Gesang und Interpretation voll ausspielen. Hätten sie mehr davon geschrieben, hätte es ein richtig berührendes, eindringliches Stück werden können. So bleibt es eben oberflächliche Unterhaltung. Beliebig.
PS: Dafür kann das Stück jetzt nichts, aber als Rocky in dem Nasenlied was davon sang, dass er noch Mut hat und seinen Hut, dachte ich tatsächlich "klar, Hut, ist ja ein Stück über Udo Lindenberg". Nein, ist es nicht. Das war das andere. Das hab ich noch nicht gehört, denn dessen Musik mag ich gar nicht.
Ich habe den Film nicht gesehen. Aber ich weiß, dass das Ganze in den 70ern spielt, daher hatte ich nicht erwartet, dass mir die Musik viel gibt. Ich kenne "Eye of the Tiger" und dankenswerterweise wird das nicht gesungen. Da ich den Rest des Soundtracks nicht kenne, weiß ich nicht, ob sie andere Teile integriert haben. Also gehe ich mal einfach davon aus, dass ein Original-Score ist. Das ist ja ein Pluspunkt.
Wie erwartet klingt es zum Teil nach Disco, und der Part ist langweilig. Zumal wir das erst vor Kurzem hatten, in "Sister Act", und es da wesendlich besser klang und mehr Power hatte.
Insgesamt ist die Musik belanglos. Poppig bis Schlager, alles plätschert so vor sich hin und ist mir gleichmäßig egal. Die Dampforgel zum romantischen Eislaufsong ist immerhin spaßig und bietet mal ein bißchen Abwechslung in der Orchestrierung (außerdem spielt sie einen Walzer, ich glaube, von Strauss). Ansonsten sticht nur das Boxkampfthema heraus, und das auch nur, weil eben selbst ich das kenne.
Da das also wie erwartet ist, mußte ich mich auf die Texte für Unterhaltung verlassen, und die enttäuschen wahrhaftig nicht. Sie haben auch ihre guten Highlights, gar keine Frage, aber die sind die Ausnahme. Zu leichteren Kriktikpunkten gehören zum Beispiel, dass ich dem leicht dämlichen, ungebildeten Rocky nicht abnehme, auf einer Eisbahn darüber zu philosophieren, dass "Eislaufen ist wie das Leben". Oder dass ich bei dem großen, intimen, romantischen Liebesduett tatsächlich die ersten Zeilen lang glaubte, sie wollten über Sex singen, bevor sich dann als Thema des Songs "wahres Glück" herausstellte. Der Song des alten Boxers, der Rocky trainieren will, setzt Kenntnisse über Boxer voraus, die ich nicht habe - ich habe den Schlusswitz über den Teerfleck jedenfalls nicht verstanden. Und auch wenn ein Song "Wenn es weiter regnet" heißt, fand ich den Gebrauch der Zeile innerhalb dessen Texts doch etwas übertrieben. Vor allem, wo "Wenn es weiter regenet/dann spült es mich fort/an irgeneinen anderen Ort" doch ein bißchen beliebig klingt und danach, als sei dem Texter einfach keine genauere Beschreibung eingefallen. Vermutlich soll es die Hoffnunglosigkeit unterstreichen, aber die Dramatik verpufft damit doch etwas. Ach ja, der Song hat eine Reprise. In der regnets dann nicht mehr.
Da ich den Film nicht kenne, weiß ich nicht, ob "Fight from the heart" eine wichtige Catchphrase ist, die dort mehrfach wiederholt wird und darum zu Allgemeingut gehört und im Musical vorkommen muß. Sollte das der Fall sein, okay, ansonsten finde ich es ein bißchen unpassend, diesen Satz auf "tu, was ich tat" zu reimen. Gabs keine deutsche Möglichkeit? Dass Rocky mit dem Poster über seinem Bett spricht, finde ich nicht seltsam. Und das nicht nur, weil das schon weit hinten auf der Aufnahme ist, und ich mich bis dahin schon an ganz andere Dinge gewöhnt hatte. Gleich im ersten Solo-Song wird einem da nämlich schon richtig was abverlangt - auch da dachte ich, Rocky wollte uns was über sein Idol erzählen, aber er singt dann - über seine Nase. "Die Nase hält noch" und sie "sieht nach vorne, genau wie ich", während "der Rest meines Körpers aufs Abstellgleis" gehört obwohl, der (genau wie die Nase) "sie ist schon fast dreißig" sein sollte. Wir lernen sogar, dass nichtmal Rocky Marciano (das ist der vom Poster) eine so geniale Nase hatte. Man muß ihnen zugute halten, dass das wie erwähnt Rockys erster Song ist. Da kann niemand behaupten, nicht sofort gewarnt worden zu sein, was dieses Stück textlich so in petto haben wird.
Aber ich will nicht unfair sein, die Castaufnahme hat auch ihre guten Seiten: ihre Cast. Drew Sarich als Rocky und Wietske van Tongeren als Adrian sind beide großartige Sänger, singen ihre belanglosen Melodien und furchtbaren Texte mühelos und schön und lassen sogar so etwas wie Gefühl und Interaktion ihrer Charaktere aufkommen. Es hätte mich auch gewundert, wenn einer von beiden das nicht hinkriegen würde, aber sie zeigen beide erneut ihre Klasse. Wenigstens da hat Stage einen guten Griff getan. Beide sprechen und singen auch fast akzenzfrei, sie noch besser als er - das kann von Terence Archie als Apollo nicht mehr behauptet werden, aber auch er schlägt sich tapfer und überzeugt stimmlich. Dafür also großes Lob.
Und auch ihrem Kreativteam muß man zugestehen, dass sie es geschafft haben, einen wirklich guten Song zu schreiben. Einen. Auch wenn ich nicht weiß, ob Rocky in "Standzuhalten" direkt vor dem großen Kampf Adrian besingt oder vielleicht doch in einer Kirche betet, es ist ein echter Showstopper. Hier stimmt die Dramatik der Musik, der simple Text ist klar und wirkt authentisch, und Drew Sarich kann sein Können in Gesang und Interpretation voll ausspielen. Hätten sie mehr davon geschrieben, hätte es ein richtig berührendes, eindringliches Stück werden können. So bleibt es eben oberflächliche Unterhaltung. Beliebig.
PS: Dafür kann das Stück jetzt nichts, aber als Rocky in dem Nasenlied was davon sang, dass er noch Mut hat und seinen Hut, dachte ich tatsächlich "klar, Hut, ist ja ein Stück über Udo Lindenberg". Nein, ist es nicht. Das war das andere. Das hab ich noch nicht gehört, denn dessen Musik mag ich gar nicht.