King Arthur
Jun. 16th, 2014 06:15 pm![[personal profile]](https://www.dreamwidth.org/img/silk/identity/user.png)
Semiopera von John Dryden und Henry Purcell
Eine Kooperation des Staatsschauspiels Dresden und der Semperoper Dresden
Eine Semioper ist eine besondere Form der englischen Barockoper. Grob gesagt ist es ein Schauspiel mit Musik. Also der direkte Vorläufer des Musicals, aber natürlich viel kultureller, weil aus dem Barock. Und weil man nicht versteht, was die Sänger singen. In Opern wird schön gesungen, aber nicht verständlich, weils da um schönes Singen geht. Darum musste das Staatsschauspiel auch mit der Semperoper kooperieren, denn die wenigsten Schauspieler in Deutschland sind den gesanglichen Anforderungen einer Oper gewachsen.
Aber so ist es gar kein Problem, beide Häuser sind Top-Adressen. Und nur eine Rolle, die singt, muss wirklich spielen. Hut ab also vor Peter Lobart als Grimbald, der diese Doppelbelastung großartig gemeistert hat.
Kurz zur Handlung: Arthur ist König von Britannien und liebt die blinde Emmeline. Oswald ist König von Kent (und ein Sachse) und liebt die blinde Emmeline. Emmeline liebt Arthur. Arthur wird von Merlin unterstützt, Oswald von Osmond. Merlin und Osmond sind Zauberer. Während Merlin offenbar vor allem Tränke braut - unter anderem einen, der Emmeline wieder sehen läßt - verläßt sich Osmond auf die Hilfe diverser Elementargeister. Darunter sind Grimbald, der Erdgeist, und Philiel, der Luftgeist. Philidel läßt sich von Merlin mit der Aussicht auf himmlische Erlösung abwerben und wechselt die Seiten. Oswald entführt Emmeline, Osmond verliebt sich in Emmeline und sperrt seinen König weg. Als Arthur auftaucht, seine Geliebte zu retten, zerrt Osmond Oswald wieder hervor. Es kommt zu Duell. Oswald gewinnt.
Normalerweise gewinnt Arthur und es gibt ein echtes Happy End. Aber wahrscheinlich war das dem Inszenierenden zu platt und darum hat ers geändert. Das ist Kunst und symbolisch und man ist sich nicht sicher, ob mans verstanden hat.
rabensturm meinte, es könnte die Austauschbarkeit der Mächtigen darstellen, ich persönlich fand es eher albern. Bei Opern darf man ja den Text nicht ändern, also singen sie alle von Britannien und einem christlichen König, und wir wir während des Stücks gelernt haben, ist Oswald sächsicher Heide. Nunja.
Aber gut, meine Unzufriedenheit hat vor allem einen Grund: der einzige sympatische Charakter auf dieser ganzen Bühne war Arthur. Und der wird dann am Ende mal eben so einfach entsorgt. Finde ich nicht gerecht.
Auch hat das Stück für mich noch einen weiteren störenden Punkt: Emmeline. Gut, sie ist weder sympatisch, noch scheint sie besonders intelligent oder liebenswert zu sein. Aber um sie geht es ja eigentlich, denn sie ist es, die alle haben wollen. Dabei scheren sich Oswald und -mond kein bißchen um das, was sie will. Beide wollen sie einfach besitzen und Osmond vergewaltigt sie dann sogar. Nicht zu vergessen der Auftritt von Cupido (weiblich), der das dann auch noch forciert und als wahre Erfüllung anpreist. Gekrönt wird das am Ende vom Stück nur noch davon, dass Oswald, als er Emmeline endlich hat, sie für eine unbekleidete Venus links liegenläßt, und sie ihn dann auch noch, als die Venus ihn abblitzen läßt, zurücknimmt. Ja, es ist eine Barockoper, da muss man Abstriche machen. Ich hab auch keine Ahnung, wie die Sache mit der Venus "normalerweise" verläuft, aber da wars für mich vorbei. Emmeline ist nicht ganz zu retten, aber das dann noch... der Einzige auf der Bühne, der ihr Respekt entgegenbrachte, war Arthur. Aber der wird am Ende mal eben einfach so... das hatten wir schon.
Die Besetzung war fantastisch, durch die Bank. Tolle Schauspieler, tolle Sänger, und ein großartiges Orchester, in dem auch Exoten wie Teorben und Erzlauten gespielt wurden. Die Inszenierung an sich kam ohne Bühnenbild aus, abgesehen von Massen an goldenen Strapatentüchern, die aus dem Schnürboden hingen, über den Boden gezerrt wurden und alles darstellen, was gerade gebraucht wurde. Eine brillante Idee, die ausgezeichnet funktioniert. Da war jemand am Werk, der sich sehr gut auskennt. Auch ein tolles Gimmick Philidels Pumphose, in der der Geist sich komplett verstecken konnte, sollte das nötig sein. Da es eine deutsche Inszenierung war, wurde sich auch ausgezogen, wenn auch nie komplett. Aber Arthur und Oswald in Unterwäsche ließen sehen, dass sie beide eine Kniebandage trugen (ist das wichtig, wenn man König sein will?), und damit die Herren auch was zu gucken hatten, durfte auch Emmeline sich bis zur Unterwäsche entkleiden. Geblutet wurde dafür nicht. Auch erstochen wurde nur symbolisch.
Die Kostüme waren durchwachsen - einige gut, einige eher seltsam. Bei den Fantasiewesen waren sie immerhin bunt und lustig, auch wenn die beiden Nixen von ihren seegrünen Haaren singen und blaue haben. Am Ende trugen alle Beteiligten inklusive Chor Abendkleid und weißes Hemd. Grimbald trug sogar schwarzen Anzug und hatte noch immer die Gorilla-Füße. Das fand ich noch unterhaltsam, immerhin spielte er die Rolle durch, aber warum Osmond unter seinem weißen Hemd noch immer seinen künstlichen Bauch tragen musste... war wahrscheinlich auch symbolisch. Wie sicher auch die Tatsache, dass nicht Arthur das Schwert aus dem Boden gezogen hat, sondern sein hyperaktiver Freund Aurelius. Und eine Menge anderer Dinge auch, die mir jetzt nicht mehr einfallen. Wie gesagt, es war ein Könner am Werk. Es war modern, aber doch unterhaltsam, und mit fast allem kann man leben, auch wenn man es nicht versteht. Die Gummibänder um Osmonds Gesicht sollten wahrscheinlich Narben darstellen, aber warum Oswald gleich zu Anfang versucht, sich mit einer Plastiktüte über dem Kopf zu ersticken... Da halfen auch die Übertitel nicht wirklich beim Verständnis. Die wurden zu jedem Lied eingeblendet, und ich fand es gut, dass sie da waren. Auch wenn sie mit dem Bühnengeschehen nicht immer ganz übereinstimmten. Ich habe mich schon gewundert, warum Cupido Grimbald als Gottheit der Liebe erkennt, aber dann stellte sich doch nur heraus, dass sie zu früh eingeblendet hatten und das sein Text war. Beruhigend. Ich dachte schon, ich hätte etwas vollkommen falsch verstanden.
Sehr schöner Theaterabend. Einzig dass das Kartenverkaufsprogramm einem zwei Plätze als nebeneinander anbietet, zwischen denen dann die Treppe ist, finde ich etwas seltsam. Aber wird sind ja erwachsene Menschen. Ansonsten waren die Karten für ihren Preis mehr als gut. Und der Blicke von Zweiter Rang, Seite, gewährte einem auch hin und wieder Einblicke auf die Bühnenseite, wo man sich fragte, ob die nicht auch zum Stück gehören. Nicht, dass ich glaube, dass ein Regisseur etwas Symbolisches nur die Seite der Ränge inszeniert, aber trotzdem... wer war die Dame, die da gemessenen Schrittes herumlief? Und warum tat sie das?
Eine Kooperation des Staatsschauspiels Dresden und der Semperoper Dresden
Eine Semioper ist eine besondere Form der englischen Barockoper. Grob gesagt ist es ein Schauspiel mit Musik. Also der direkte Vorläufer des Musicals, aber natürlich viel kultureller, weil aus dem Barock. Und weil man nicht versteht, was die Sänger singen. In Opern wird schön gesungen, aber nicht verständlich, weils da um schönes Singen geht. Darum musste das Staatsschauspiel auch mit der Semperoper kooperieren, denn die wenigsten Schauspieler in Deutschland sind den gesanglichen Anforderungen einer Oper gewachsen.
Aber so ist es gar kein Problem, beide Häuser sind Top-Adressen. Und nur eine Rolle, die singt, muss wirklich spielen. Hut ab also vor Peter Lobart als Grimbald, der diese Doppelbelastung großartig gemeistert hat.
Kurz zur Handlung: Arthur ist König von Britannien und liebt die blinde Emmeline. Oswald ist König von Kent (und ein Sachse) und liebt die blinde Emmeline. Emmeline liebt Arthur. Arthur wird von Merlin unterstützt, Oswald von Osmond. Merlin und Osmond sind Zauberer. Während Merlin offenbar vor allem Tränke braut - unter anderem einen, der Emmeline wieder sehen läßt - verläßt sich Osmond auf die Hilfe diverser Elementargeister. Darunter sind Grimbald, der Erdgeist, und Philiel, der Luftgeist. Philidel läßt sich von Merlin mit der Aussicht auf himmlische Erlösung abwerben und wechselt die Seiten. Oswald entführt Emmeline, Osmond verliebt sich in Emmeline und sperrt seinen König weg. Als Arthur auftaucht, seine Geliebte zu retten, zerrt Osmond Oswald wieder hervor. Es kommt zu Duell. Oswald gewinnt.
Normalerweise gewinnt Arthur und es gibt ein echtes Happy End. Aber wahrscheinlich war das dem Inszenierenden zu platt und darum hat ers geändert. Das ist Kunst und symbolisch und man ist sich nicht sicher, ob mans verstanden hat.
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Aber gut, meine Unzufriedenheit hat vor allem einen Grund: der einzige sympatische Charakter auf dieser ganzen Bühne war Arthur. Und der wird dann am Ende mal eben so einfach entsorgt. Finde ich nicht gerecht.
Auch hat das Stück für mich noch einen weiteren störenden Punkt: Emmeline. Gut, sie ist weder sympatisch, noch scheint sie besonders intelligent oder liebenswert zu sein. Aber um sie geht es ja eigentlich, denn sie ist es, die alle haben wollen. Dabei scheren sich Oswald und -mond kein bißchen um das, was sie will. Beide wollen sie einfach besitzen und Osmond vergewaltigt sie dann sogar. Nicht zu vergessen der Auftritt von Cupido (weiblich), der das dann auch noch forciert und als wahre Erfüllung anpreist. Gekrönt wird das am Ende vom Stück nur noch davon, dass Oswald, als er Emmeline endlich hat, sie für eine unbekleidete Venus links liegenläßt, und sie ihn dann auch noch, als die Venus ihn abblitzen läßt, zurücknimmt. Ja, es ist eine Barockoper, da muss man Abstriche machen. Ich hab auch keine Ahnung, wie die Sache mit der Venus "normalerweise" verläuft, aber da wars für mich vorbei. Emmeline ist nicht ganz zu retten, aber das dann noch... der Einzige auf der Bühne, der ihr Respekt entgegenbrachte, war Arthur. Aber der wird am Ende mal eben einfach so... das hatten wir schon.
Die Besetzung war fantastisch, durch die Bank. Tolle Schauspieler, tolle Sänger, und ein großartiges Orchester, in dem auch Exoten wie Teorben und Erzlauten gespielt wurden. Die Inszenierung an sich kam ohne Bühnenbild aus, abgesehen von Massen an goldenen Strapatentüchern, die aus dem Schnürboden hingen, über den Boden gezerrt wurden und alles darstellen, was gerade gebraucht wurde. Eine brillante Idee, die ausgezeichnet funktioniert. Da war jemand am Werk, der sich sehr gut auskennt. Auch ein tolles Gimmick Philidels Pumphose, in der der Geist sich komplett verstecken konnte, sollte das nötig sein. Da es eine deutsche Inszenierung war, wurde sich auch ausgezogen, wenn auch nie komplett. Aber Arthur und Oswald in Unterwäsche ließen sehen, dass sie beide eine Kniebandage trugen (ist das wichtig, wenn man König sein will?), und damit die Herren auch was zu gucken hatten, durfte auch Emmeline sich bis zur Unterwäsche entkleiden. Geblutet wurde dafür nicht. Auch erstochen wurde nur symbolisch.
Die Kostüme waren durchwachsen - einige gut, einige eher seltsam. Bei den Fantasiewesen waren sie immerhin bunt und lustig, auch wenn die beiden Nixen von ihren seegrünen Haaren singen und blaue haben. Am Ende trugen alle Beteiligten inklusive Chor Abendkleid und weißes Hemd. Grimbald trug sogar schwarzen Anzug und hatte noch immer die Gorilla-Füße. Das fand ich noch unterhaltsam, immerhin spielte er die Rolle durch, aber warum Osmond unter seinem weißen Hemd noch immer seinen künstlichen Bauch tragen musste... war wahrscheinlich auch symbolisch. Wie sicher auch die Tatsache, dass nicht Arthur das Schwert aus dem Boden gezogen hat, sondern sein hyperaktiver Freund Aurelius. Und eine Menge anderer Dinge auch, die mir jetzt nicht mehr einfallen. Wie gesagt, es war ein Könner am Werk. Es war modern, aber doch unterhaltsam, und mit fast allem kann man leben, auch wenn man es nicht versteht. Die Gummibänder um Osmonds Gesicht sollten wahrscheinlich Narben darstellen, aber warum Oswald gleich zu Anfang versucht, sich mit einer Plastiktüte über dem Kopf zu ersticken... Da halfen auch die Übertitel nicht wirklich beim Verständnis. Die wurden zu jedem Lied eingeblendet, und ich fand es gut, dass sie da waren. Auch wenn sie mit dem Bühnengeschehen nicht immer ganz übereinstimmten. Ich habe mich schon gewundert, warum Cupido Grimbald als Gottheit der Liebe erkennt, aber dann stellte sich doch nur heraus, dass sie zu früh eingeblendet hatten und das sein Text war. Beruhigend. Ich dachte schon, ich hätte etwas vollkommen falsch verstanden.
Sehr schöner Theaterabend. Einzig dass das Kartenverkaufsprogramm einem zwei Plätze als nebeneinander anbietet, zwischen denen dann die Treppe ist, finde ich etwas seltsam. Aber wird sind ja erwachsene Menschen. Ansonsten waren die Karten für ihren Preis mehr als gut. Und der Blicke von Zweiter Rang, Seite, gewährte einem auch hin und wieder Einblicke auf die Bühnenseite, wo man sich fragte, ob die nicht auch zum Stück gehören. Nicht, dass ich glaube, dass ein Regisseur etwas Symbolisches nur die Seite der Ränge inszeniert, aber trotzdem... wer war die Dame, die da gemessenen Schrittes herumlief? Und warum tat sie das?
no subject
Date: 2014-06-16 08:09 pm (UTC)no subject
Date: 2014-06-16 08:20 pm (UTC)