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Die Kunstsammlung Düsseldorf ist ein Museum für zeitgenössische Kunst, das wechselnde Exponate zeigt. Im Moment ist das vor allem das Werk "in Orbit" des Künstlers Tomás Saraceno. Dabei handelt es sich um ein Geflecht aus Drahtnetzen, dass in 25 m Höhe unter der Kuppes des Innenhof des Ständehauses hängt. Man muss alle beweglichen Gegenstände einschließen, kriegt Brillenbänder, muss einen Overall anziehen und, falls man keine Wanderschuhe trägt, auch Schuhe mit tiefem Profil gestellt, und dann kann man da drauf. Auf Drahtnetze. In 25 m Höhe.


Also, man kann das, wenn die eigenen Nerven das mitmachen. Meine haben es nicht mitgemacht, ich habe es nicht über die Balustrade hinaus geschafft. Dabei habe ich eigentlich keine Höhenangst - ich glaube, das Problem war genau das, was die Absicht des Kunstwerks darstellt: die Resonanz und synchrone Kommunikation, von der sie in der Beschreibung sprechen. Wenn sich jemand irgendwo auf einem der Netze bewegt, dann schwingen sie. Alle. Immer. Ich glaube, wenn es fest gewesen wäre, wäre es kein Problem gewesen, aber dieses Geschwinge ging leider gar nicht. Also habe ich meinen Eltern dabei zugesehen, wie sie mutig und mühelos alle Ebenen beklettert haben und bin halt mit ihren Schritten mitgeschwungen, weil ich ja immerhin im Netz saß. Naja. War auch so unterhaltsam. Nur die tolle Aussicht ganz oben aus der Kuppel auf die Stadt ringsum habe ich nicht zu sehen bekommen.

Ich hab es nicht so mit moderner Kunst, aber die Absicht dieses begehbaren Kunstwerks hat sich mir nicht nur erschlossen - oder ich glaube das zumindest - sondern ich finde es auch noch eine gut gemachte Idee. Eben dadurch, dass man es begehen und darum am eigenen Leibe erfahren kann. Sich, wie das sehr nette Aufsichtspersonal sagte, die Kunst mit Schweiß, Blut und Tränen erarbeiten. Geschwitzt haben wir in den Overvalls, vor Angst in Tränen ausbrechen kann man da sicher auch, oder sich am Draht die Finger aufritzen, wenn man nicht aufpasst.. Doch, war nett. Hat sich gelohnt.

Darüber hinaus hat das Haus noch eine Reihe anderer Exponate, mit denen ich nichts anfangen konnte. Bei ein oder zwei hatte ich das Gefühl, dass es da einen Zugang für mich gibt, einen Raum hat der zuständige Museumsanstellte sehr nett und gut erklärt. Das war aber auch der einzige Raum, in dem etwas hing, was mir sehr gut gefiel: Bilder mit Meereswellen. Einfach nur Wellen, mit Himmel dazu und Licht drauf. Der nette Herr hat uns erklärt, dass es sich um Bilder handelt, auf denen eigentlich Schiffe waren, aber der Künstler hat sie neu gemalt (malen lassen?) ohne die Schiffe. Die waren sehr schön, davon hätte ich auch gerne eins oder zwei gehabt. Oder eine Postkarte.
Außerdem gab es im dem Raum noch den Inhalt von verschiedenen Handtaschen und Schnellzeichnungen des Künstlers von verschiedenen Strassenmalern in Madrid. Drei verschiedene Arten von Porträts, und das war dann auch das Thema. Wie gesagt, man hat es uns erklärt. Das ist Service. :)

Am wenigsten anfangen konnte ich mit der sehr großen und sehr lauten Installation mit den Fußbänken und Fernsehschirmen, aber ich kann ja Installationen eher noch weniger abgewinnen als modernen Gemälden und Statuen... Im Keller gab es noch eine Ausstellung zum Thema "Unter der Erde", da habe ich auch die meisten Exponate nicht verstanden, aber die Strassenlaterne in der Wand war hübsch. Keine Ahnung, was sie aussagen sollte, aber die hat mir gefallen.

Das Ganze gibt es für einen Komplettpreis von 12 Euro pro Person, was ich nicht zu teuer finde, zumal ein Audioguide für den Keller drin gewesen wäre, wenn wir den gewollt hätten, und eine Taschenbuchausgabe von Kafkas "Der Bau". Was die mit den Ausstellungen zu tun hatte, weiß ich noch nicht, aber noch habe ich sie ja auch nicht gelesen. Garderobe war nötig wegen "in orbit", aber es gibt Pfand-Schließfächer.
Das Personal war durch die Bank nett, freundlich, hilfsbereit und humorvoll. Vor allem die Dame im begleitenden Raum zu "in orbit", wo die Spinnen ihre Netze bauten, und der eben erwähnte Herr von den Künstlerräumen in der zweiten Etage haben sich da wirklich sehr viel Mühe gegeben. Große Klasse.
(Mir tun ja immer die armen Angestellten in solchen Museen leid, denn da kommen ja sicher pro Tag noch mehr solche Banausen vorbei wie ich, die genau so viel alberne Dinge zu den Exponaten sagen wie ich...)

Danach waren wir dann noch im Park von Schloß Benrath. Schloß Benrath ist ein rosa Barockschloß im Süden Düsseldorfs, das auch drei Museen zu bieten hat, in denen wir dann aber nicht mehr waren. Der Park ist eine Mischung aus Barockgarten und Englischem Landschaftspark, der durch die vom Pfingssturm verursachten Schäden zur Zeit noch ein bisschen wüst aussieht und teilweise gesperrt ist. Aber sie haben einen tollen Küchengarten und sehr schöne Bäume. Und Schloß Benrath war auch sowas, wo ich schon zu Studienzeiten gesagt habe, dass ich da mal hin müsste. Von der Uni wäre es ja auch nicht so weit weg gewesen... wer weiß, vielleicht schaffe ich es dann jetzt auch mal zu den römischen Ausgrabungen nach Neuss. ;)

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