blauerfalke: (geschichten)
[personal profile] blauerfalke
Wenn man einen Film mit einem solchen Titel hat, dann muss man einen Hobbit zeigen und eine Schlacht, in die fünf Heere verwickelt sind. Ich gebe zu, ich hab die Heere während des Films nicht gezählt, aber ich denke, es wird schon hinkommen.


Wir beginnen da, wo der letzte Film aufhört: Smaug fliegt auf Seestadt los, um es zu zerstören. Ich konnte mich nicht mal mehr daran erinnern, dass es dabei Nacht war (nicht mal daran, dass Bard im Gefängnis sitzt, das finde ich noch bedenklicher), aber egal. Smaug zündet die Stadt an, alles flieht, optisch ist es über jeden Zweifel erhaben. Auch emotional geht es hoch her, weil Bard am Ende seinen Sohn als Hilfe zum Abschießen des Pfeils braucht, während Smaug sie angreift. Aber der Schuss sitzt natürlich, Smaugs Feuer erlischt in einer sehr beeindruckenden Aufnahme sowohl in ihm als auch in seinen Augen - wirklich toll gefilmt. Dann stürzt er ab und erschlägt als kleines Gimmick den Bürgermeister, indem er auf ihn drauffällt. So weit, so spektakulär. Und dann kommen die opening credits.
Wenn man bedenkt, dass wir uns im letzten Film eine gefühlte halbe Stunde mit dem Kampf mit Smaug im Berg herumgeschlagen haben, fühlt es sich schon ein bisschen komisch an, dass Bard ihn mal eben vor den opening credits erledigt. Nicht, dass ich's Bard nicht gönne, immerhin mag ich den, aber es fühlt sich doch nach "der Drache muss aus dem Weg, wir haben Wichtigeres zu tun" an.

Wenn man's genau nimmt, setzt der Einstieg den Tenor des Films sehr genau: es wird gekämpft. Gefühlt ständig. Es ist ein Kriegsfilm. Heere, Schlachten, Zweikämpfe, Tote, Verletzte, Verzweiflung unter den jetzt heimatlosen Bewohnern von Seestadt. Die haben mir vor allem leidgetan, auch wenn die Masse abgesehen von Bard und seinen Kindern gesichtslos bleibt, und darum finde ich es umso unfairer, dass deren Storyline am Ende einfach im Sande verläuft. Sie haben sich in diese Ruinen geflüchtet, dort ewig verzweifelt gekämpft, und am Ende der Schlacht wird nicht mal in einem Nebensatz ausgesagt, was mit ihnen passiert. Klar, sie bauen die Stadt wieder auf, schließlich habe ich das Buch gelesen, aber das hätte man doch wenigstens in einem Nebensatz erwähnen können, oder? Wäre das wirklich zu viel verlangt gewesen? Für mich ist das schal, denn es zeigt deutlich, was eigentlich jeder Charakter in diesem Film ist, mit Ausnahme von Bilbo und Thorin: Kulisse.

Auch Bilbo und Thorin kriegen nicht viel, aber was sie kriegen, ist zum Großteil vom Feinsten. Sie philosophieren über Freundschaft, Ehre und Verrat, Thorin bekommt eine Sterbeszene, die fast so emotional ist wie die von Boromir (schließlich ist sie ja auch fast genauso gefilmt), und Bilbo bekommt seinen ganz großen Moment, in dem er sich selbst einfach treu bleibt, und das tut, was getan werden muss. Was er für richtig hält, ohne Rücksicht auf sich selbst oder sein Leben, und selbst wenn es bedeutet, einen Freund in dessen Augen zu verraten. Bilbo kommt vielleicht tatsächlich von allen noch am Besten weg, mit der meisten sinnvollen Screentime, der meisten Charakterisierung und als Held.
Dass Martin Freeman wieder ausgezeichnete Arbeit leistet, muss ich wohl nicht erwähnen. Richard Armitage ebenso, aber für ihn tut mir leid, dass sie zwischenzeitlich special effects einsetzen, um Thorins Wahnsinn deutlicher zu machen. Das wäre ohne das echter und berührender gewesen. So wirkt es distanziert und die Sache mit dem ihn verschlingenden Goldboden war mir zu abstrakt.

Luke Evans als Bard macht ebenfalls einen guten Job, aber da er nichts weiter sein muss als tapfer und idealistisch, ist das zwar alles, was ich mir so vorstelle und sehen will, aber nicht besonders herausfordernd. Trotzdem verbessert es für mich persönlich den Film natürlich um einiges. Bard ist der Einzige, der bis zuletzt alles für Frieden tut und noch versucht zu verhandeln, wenn alle anderen schon ihre Wut und Eitelkeit oben an gestellt haben. In dieser Welt aus machtgierigen Verrückten sind er und Bilbo die einzigen mit einem weichen Herz.
Selbst Gandalf kommt schlecht weg, denn wir erfahren, dass die Zwerge den Erebor nie erreichen sollten. Ich hab nicht ganz verstanden, wer diese Reise initiiert hat, aber ich habe den Verdacht, dass es Gandalf, Galadriel, Elrond und Saruman waren. Was auch immer sie damit bezwecken wollten.
Die anderen drei vom Rat kriegen einen Kurzauftritt, in dem sie die Ringgeister und Sauron bekämpfen - Elrond sieht dabei immerhin noch cool aus, Galadriel darf ihre Zauberkraft beweisen, aber das sieht schon wieder nur nach sinnlosen Specialeffects aus, und ob die Szene nun wirklich hätte sein müssen, darüber lässt sich eh streiten. Für mich hätte auch dieser minutenlange Sauron/Auge-layover nicht sein müssen.
Auch von Thranduil lässt sich vor allem das sagen: er sieht cool aus, wenn er Orks abschlachtet. Und am Ende zeigt er doch noch sowas wie Gefühl.

Erinnert sich noch jemand an Legolas' Stunts aus "Der Herr der Ringe"? Die Surfboard-Nummer auf der Treppe oder die Sache mit dem Oliphanten? Vergesst es. Was Legolas in diesem Film zwischen Fliegen mit Super-Fledermäusen, Reiten von Trollen und Kämpfen auf bröckelnden Brücken leistet, toppt all das mühelos. Mit anderen Worten, es ist zu viel des Guten. Unglaubwürdig und darum schon wieder komisch. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass sie mit der "Wir müssen was machen, was noch großartiger ist"-Prämisse da rangegangen sind. Und dabei haben sie das Gefühl für das, was glaubhaft ist, verloren.
Das Legolas trotzdem sowas wie ein Lichtblick in diesem Film ist, macht es irgendwie schon bitter... Am Ende sagt er seinem Vater, dass er nicht zurück in den Düsterwald kann, und der schickt ihn zu den Waldläufern, Aragorn kennenlernen. Dazu bekommen wir einen kleinen Ausschnitt des "Gefährten"-Musikthemas. Ja, das waren noch Zeiten...

Kili stirbt, Fili stirbt, Tauril überlebt. Beorn wird von einem Adler mitten in ein Orkheer geworfen, transformiert zum Bär und beginnt, ein Massaker anzurichten. Die Einstellung dauert ca. 3 Sekunden und ist vollkommen überflüssig. Thorin braucht gute 10 Minuten, um eine Falle zu erkennen, die eigentlich vollkommen eindeutig war, aber gut, wir kennen die Gesetze des Films und sind darum im Vorteil. Dass es eine blöde Idee ist, seinen Gegner im Eis zu versenken, war uns allen auch klar, aber auch das sind die Gesetze des Films, die Thorin nicht kennen kann: bei sowas kommt der Gegner immer wieder. Tut er dann auch. Ebenso den Gesetzen des Films entsprechend lenken sich Tauriel und Kili durch Namensgerufe an den anderen gegenseitig vom Kämpfen ab. Ich habe keine Ahnung, wo Thorin und die anderen mitten in der Schlacht plötzlich die Kampf-Steinböcke herhaben. Die Zweikämpfe mit den beiden nervigen Hauptorks sind einfach zu lang. Und warum Legolas und Tauriel zu dieser seltsamen Festung reisen mussten und was sie da wollten, ist mir auch nicht klar geworden.

Und auch in diesem Film retten wieder die Adler den Tag (auch wenn diesmal Radagast auf ihnen reitet, nicht Gandalf). Der nächste Film beginnt dann hoffentlich gleich mit der Angabe "Ihr (Helden der Wahl) macht mal das-und-das, und am Ende werden es die Adler dann schon richten".
Ja, ich weiß, dass ich das Tolkien ankreiden muss und nicht Peter Jackson, aber es ist halt doch was anderes, das einmal in einem 150-Seiten-Buch zu lesen, oder es in drei Filmen, die jeweils über zwei Stunden dauern, mindestens einmal pro Film zu sehen.

Ich hoffe mal, dass irgendwann in der Extended Edition noch was kommt, was dem Film irgendeine Form von Tiefe gibt, wenigstens ein paar der losen Enden zusammenfasst und dafür sorgt, dass mehr dabei herauskommt als eine Schlacht von 144 Minuten Länge, die in keinem Moment für mich wirklich berührend wird. Die Schlacht von Gondor hatte eine ganz andere Qualität, denn da zogen Charaktere in den Kampf gegen eine Übermacht für etwas, an das sie glaubten, für ein Ideal von einer besseren Welt, gegen Das Böse (TM). Charaktere, die gut ausgearbeitet waren und mit denen man mitleiden konnte. Deren Motivation und deren Mut der Verzweiflung spürbar war.
Hier geht die Schlacht für fast alle Beteiligten nur um eins: Macht, Gold und Edelsteine. Nur für die Seestädter geht es ums Überleben, und wie gesagt, die sind noch mehr Staffage als Thorins Zwergenbande. Und die kriegen schon gar nichts. Aber sie haben halt wenigstens noch den Vorteil, dass wir wissen, dass sie am Ende im Erebor bleiben zu wollen scheinen. Nur eine halb-offene Storyline.

Ich scheue mich, im Bezug auf Mittelerde das Wort "popcorn Kino" zu verwenden, denn dafür war der Gesamttenor zu düster. Und Martin Freeman hat es nicht verdient. Ich glaube, ich habe um Thorin nicht in erster Linie geweint, weil er tot war, sondern weil Bilbo weinte. Das finde ich erstaunlich, denn eigentlich ist mir Thorin als Charakter näher als Bilbo...

Es bleibt dabei: der beste Film der Reihen ist "Die Gefährten".

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