War Horse, London
May. 22nd, 2011 10:35 pmDie Produktion spielt im New London Theatre und ist mittlerweise auf open end eingerichtet. Eigentlich war es ein Stück des National Theater, das wegen des großen Erfolgs umgezogen ist. Stadttheater goes West End sozusagen - und es ist seit Jahren ausverkauft. Karten am Tag selbst zu kriegen, ist nahezu unmöglich, auch ein oder zwei Tage im Voraus wäre ein Glückstreffer. Darum habe ich mir meine schon vier Wochen vorher mitbringen lassen. Sichergehen, daß es wirklich klappt.
Es geht um die Freundschaft eines Pferdes, Joey, und eines Jungen, Albert. Joey wird eingezogen, um im Ersten Weltkrieg zu dienen, Albert, obwohl erst sechzehn und damit zu jung, folgt ihm die in Hölle der Schützengräben zwischen Frankreich und Deutschland. Am Ende kehren sie beide zusammen wieder nach Hause zurück, denn es ist ein Kinderbuch. (Mein Post zum Buch ist hier.)
Im Buch wird alles aus der Sicht des Pferdes erzählt, was auf der Bühne nicht geht, denn die Tiere sprechen nicht. Das macht es weniger unmittelbar, auch das Unverständnis gegenüber dem Krieg fehlt, und die deutliche Darstellung davon, daß Tiere nicht zwischen Nationalitäten unterscheiden. Joey dient unter verschiedenen Herren und für jeden, der gut zu ihm ist, strengt er sich genauso an, egal ob Brite, Franzose oder Deutscher. Und im Gegensatz zum Stück kennen die Pferde im Buch auch keine Sprachprobleme. Auf der Bühne müssen sie schon aus Handlungsgründen für die Zuschauer englich mit den Pferden sprechen, auch wenn sie sich sonst Mühe geben, die Deutschen deutsch sprechen zu lassen und die Franzosen französisch.
Trotzdem gelingt es ihnen, die Essenz des Buches zu treffen. Das liegt vor allem daran, daß sie eine Möglichkeit gefunden haben, die Pferde darzustellen - je drei Puppenspieler bewegen ein lebensgroßes Tier und erwecken es zum Leben. Das Konzept funktioniert ausgezeichnet - übrigens auch mit der Gans, die über die Begeisterung für die Pferde immer vergessen wird. Erst ist es beeindruckend, dann vergißt man innerhalb von Minuten, daß die Tiere nicht echt sind. Sie bekommen Charakter und sind lebendig. Wenn man darüber nachdenkt, ist es eigentlich unfassbar, daß drei Menschen so eng und perfekt zusammenarbeiten können, daß sie gemeinsam ein einziges Wesen ergeben. Aber während des Stücks denkt man nicht darüber nach, dazu kommt man gar nicht.
Ihre Licht- und Toneffekte tun das Übrige. War Horse kommt ohne echte Kulissen aus, nur mit einer toll spielenden Cast, einem Folksänger und eben den Puppen und ein paar Requisiten. Auch der Panzer am Ende war genau betrachtet nicht wirklich viel mehr als ein paar Stangen, aber trotzdem... in dem Moment, in dem er auf Joey zufährt und der deutsche Soldat in dem Versuch, ihn aufzuhalten und Joey zu retten, stirbt, ist er so real, wie er nur sein kann.
Das Stück ist erschreckend, beängstigend und geht unter die Haut. Echt starker Tobak, emotional sehr anstrengend. Es ist ein Kriegsstück, um das nochmal zu betonen, und trotzdem ist die Empfehlung als Kinderstück gerechtfertigt. Ab sieben, aber nur, weil es so viel Text hat. Brutal in dem Sinne ist es schon, weil es viele Tote gibt, aber es ist kein Gemetzel mit viel Blut und dergleichen. Abstrahiert, aber darum nicht weniger heftig. Ich bin mehr denn je davon überzeugt, daß ich niemals einen Krieg erleben will.
Und vor allem ist "War Horse" einfach ein verdammt starkes Stück Theater.
Es geht um die Freundschaft eines Pferdes, Joey, und eines Jungen, Albert. Joey wird eingezogen, um im Ersten Weltkrieg zu dienen, Albert, obwohl erst sechzehn und damit zu jung, folgt ihm die in Hölle der Schützengräben zwischen Frankreich und Deutschland. Am Ende kehren sie beide zusammen wieder nach Hause zurück, denn es ist ein Kinderbuch. (Mein Post zum Buch ist hier.)
Im Buch wird alles aus der Sicht des Pferdes erzählt, was auf der Bühne nicht geht, denn die Tiere sprechen nicht. Das macht es weniger unmittelbar, auch das Unverständnis gegenüber dem Krieg fehlt, und die deutliche Darstellung davon, daß Tiere nicht zwischen Nationalitäten unterscheiden. Joey dient unter verschiedenen Herren und für jeden, der gut zu ihm ist, strengt er sich genauso an, egal ob Brite, Franzose oder Deutscher. Und im Gegensatz zum Stück kennen die Pferde im Buch auch keine Sprachprobleme. Auf der Bühne müssen sie schon aus Handlungsgründen für die Zuschauer englich mit den Pferden sprechen, auch wenn sie sich sonst Mühe geben, die Deutschen deutsch sprechen zu lassen und die Franzosen französisch.
Trotzdem gelingt es ihnen, die Essenz des Buches zu treffen. Das liegt vor allem daran, daß sie eine Möglichkeit gefunden haben, die Pferde darzustellen - je drei Puppenspieler bewegen ein lebensgroßes Tier und erwecken es zum Leben. Das Konzept funktioniert ausgezeichnet - übrigens auch mit der Gans, die über die Begeisterung für die Pferde immer vergessen wird. Erst ist es beeindruckend, dann vergißt man innerhalb von Minuten, daß die Tiere nicht echt sind. Sie bekommen Charakter und sind lebendig. Wenn man darüber nachdenkt, ist es eigentlich unfassbar, daß drei Menschen so eng und perfekt zusammenarbeiten können, daß sie gemeinsam ein einziges Wesen ergeben. Aber während des Stücks denkt man nicht darüber nach, dazu kommt man gar nicht.
Ihre Licht- und Toneffekte tun das Übrige. War Horse kommt ohne echte Kulissen aus, nur mit einer toll spielenden Cast, einem Folksänger und eben den Puppen und ein paar Requisiten. Auch der Panzer am Ende war genau betrachtet nicht wirklich viel mehr als ein paar Stangen, aber trotzdem... in dem Moment, in dem er auf Joey zufährt und der deutsche Soldat in dem Versuch, ihn aufzuhalten und Joey zu retten, stirbt, ist er so real, wie er nur sein kann.
Das Stück ist erschreckend, beängstigend und geht unter die Haut. Echt starker Tobak, emotional sehr anstrengend. Es ist ein Kriegsstück, um das nochmal zu betonen, und trotzdem ist die Empfehlung als Kinderstück gerechtfertigt. Ab sieben, aber nur, weil es so viel Text hat. Brutal in dem Sinne ist es schon, weil es viele Tote gibt, aber es ist kein Gemetzel mit viel Blut und dergleichen. Abstrahiert, aber darum nicht weniger heftig. Ich bin mehr denn je davon überzeugt, daß ich niemals einen Krieg erleben will.
Und vor allem ist "War Horse" einfach ein verdammt starkes Stück Theater.