Dec. 21st, 2014

blauerfalke: (geschichten)
von E. M. Foster

Lucy ist eine junge englische Dame der Edwardinischen Ära. Zur Erziehung und Entwicklung ihres Charakters reist sie nach Italien - nach Florenz, um genau zu sein, und später nach Rom - und weil eine Dame zu dieser Zeit das nicht alleine kann, kommt ihre ältliche Cousine als Gouvernante mit. Lucy lernt die andere Kultur kennen und außerdem die andere Lebensweise von Mr. Emerson und seinem Sohn George, die beide sehr modern sind. Das scheint bei George aber eher dazu geführt zu haben, dass er zynisch ist und keinen rechten Halt im Leben hat. Auf einem Ausflug in die Umgebung von Florenz küsst George Lucy, was weiter kein Problem wäre, wenn sie es vor ihrem Verlobten geheim hält. Doch dann ziehen George und sein Vater in England in Lucys Nachbarschaft und eine Autorin, die in Florenz Teil der Reisegruppe war, hat die Szene in ihrem letzten Roman verarbeitet, offenbar nach dem die Cousine ihr davon erzählt hat.

Ich kenne den Film mit Julian Sands, und der ist sehr schön fotographiert, wenn ich ihn auch eher anstrengend finde und ein wenig lasch in seiner Charakterisierung der Figuren. Nachdem ich jetzt das Buch gelesen habe, kann ich es dem Film nicht mehr wirklich ankreiden, denn das Buch ist genauso. Mir persönlich helfen auch weder das sehr lange Vorwort zur Entstehung des Werkes noch der folgende Appendix darüber hinweg, dass das Buch vor allem eine Gesellschaftsstudie bleibt, die nicht einmal ihrem Hauptcharakter Lucy genug Entwickungsraum gibt, um nachzufühlen, wie sich eingeengt fühlt und schließlich an Georges Seite befreit. Das "warum" ist in unserer heutigen Zeit keine Frage mehr, denn schließlich hat eine Frau heute sehr viel mehr Freiheiten und darum versteht jeder sofort die Enge und Unterdrückung, unter der Lucy leidet. Wie das zur Entstehungszeit des Romans war... vielleicht war er damals gewagt und revolutionär... Unnötig erschwert wird das Lesen meiner Meinung nach dadurch, dass der Autor Lucy und ihre Cousine nach einem mir nicht nachvollziehbaren Muster mal mit ihrem Vor- und mal mit ihrem Nachnamen benennt. Das hat mich gerade in den ersten Kapiteln, wo doch sehr viele Personen innerhalb weniger Seiten zum ersten Mal auftreten, sehr verwirrt.

Interessant wird das Buch vor allem dann, wenn es die Werte und das Verhalten der Briten in ihrer eigen Gemeinschaft und im fremden, unkultivierten Italien beschreibt. Gesellschaftsstudie eben.

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