Der Sinn der Sünde

von Simon M.Laham

Untertitel: "Die sieben Todsünden und warum sie gut für uns sind"

Dr. Laham ist Sozialpsychologe und beschäftigt sich vor allem mit menschlichen Moralvorstellungen. Außerdem ist er Australier, aber das ist nur insofern von Bedeutung, dass sein Buch unterhaltsam und humorvoll geschrieben ist. Das ist bei deutsche Autoren ja eher selten der Fall, wenn es um solche schwerwiegenden Themen wie Moral geht.

Das Buch beschäftigt sich zunächst mit der Frage, warum Wollust, Völlerei, Habgier, Trägheit, Zorn, Neid und Hochmut als Sünde gelten und was das für unsere allgemeine Sicht auf die Welt bedeutet. Die sieben Todsünden sind ein Kulturgut und darum fest in unserem Unterbewusstsein verankert. Und auch die falschen Schlüsse, die wir daraus ziehen. Adipositas und Völlerei sind zwei verschiedene Dinge und stehen nicht im kausalen Zusammenhang, aber trotzdem ist die Assoziation in der westlichen Welt beinahe automatisch.

Danach folgt ein eigenes Kapitel über jede Todsünde und, wie der Titel verspricht, ihre positiven Eigenschaften und den Nutzen, die sie für einen Person bringen können. Natürlich folgt die Argumentation dabei nicht irgendwelchen Moralvorstellungen sondern den Ergebnissen einer Reihe von Studien, die von Sozialpsychologen durchgeführt wurden. (Merke: Sozialpsychologen lügen immer, wenn sie einer Versuchsperson eine Aufgabe stellen.) Dabei kommen sehr erstaunliche Ergebnisse heraus. Lust macht hilfsbereiter, Neid erhört die Konzentrationsfähigkeit, Wut die Beharrlichkeit und Stolz macht erfolgreich. Natürlich muss man alles richtig anwenden und darf sich nicht unkritisch vereinnahmen lassen. Wie immer macht das Maß einen entscheidenden Faktor aus.

Wie schon gesagt ist das Buch sehr unterhaltsam, aber wirklich interessant wird es durch die Masse an Studien, die Dr. Laham bemüht und erklärt. Zu den Versuchsplanungen, den Durchführungen, wie die Ergebnisse waren und was das für den Alltag bedeutet. Man lernt eine Menge über menschliche "Grundprogrammierung" und - natürlich - auch über Geschlechterrollen. Und dass Herrenunterwäsche nicht die gleichen Effekte erzielen kann wie BHs.

Sehr spaßig und sehr spannend.