Mätressen der Weltgeschichte
Aug. 9th, 2024 08:27 pmvon Hermann Schreiber
"Weltgeschichte" ist relativ. "Mätressen der europäischen Geschichte (inkl. russisches Zarenreich) zwischen 1500 und 1945" wäre ein besserer Titel, aber halt auch ziemlich lang. Außerdem ist das Buch von 1967 (aber die Auflage von 2003, so dass ich mal davon ausgehe, dass die geschichtlichen Angaben noch recht gut dem Stand der Wissenschaft entsprechen).
Ein Buch mit diesem Alter über Frauen birgt Tücken. Man muss es im Kontext der Zeit lesen, denn hin und wieder erwährt Herr Schreiber die typischen Veralangungen einer Frau, die typische Intelligenz einer Frau oder weist darauf hin, dass Frauen naturgemäß nicht in der Lage sind, X zu tun/lernen/wissen/durchzusetzen... Die Grundeinstellung ist, dass Frauen emotional, intrigant, unbeherrscht, rachsüchtig und machtversessen sind. Auf der anderen Seiten muss man Herrn Schreiber aber auch zugestehen, dass er die meisten dieser Adjektive auch für die erwähnten Herren verwedent, und dass es sich um ein Buch über berühmte Mätressen hoher Herren (und einer Dame - Katharina die Große) handelt, und dass man so einen Posten nicht leicht bekommt und schon gar nicht mal eben so lange hält, ohne da die entsprechenden Qualitäten mitzubringen. Eine gehörige Portion Kaltschnäuzigkeit und Rücksichtslosigkeit gehört da sicher dazu, schließlich muss man die Konkurrenz ausschalten.
Ebenfalls zu Gute halten muss man Herrn Schreiber, dass die Aussage "eine Mätresse kann sich nur die in Staatsgeschäfte einmischen, wenn der Herrscher schwach genug ist, das zu erlauben" eine gewisse Gleichverteilung der Schuld beinhaltet. Denn selbstverständlich sollte eine Frau, auch eine Mätresse, sich eben nicht in Staatsgeschäfte einmischen, denn Politik ist Männersache. Auch wenn Herr Schreiber einräumt, dass einige Mätressen da gar nicht mal ungeschickt waren und gute Entscheidungen in Gang gesetzt haben. Oder gute Ratschläge gegeben haben, auf die der Monarch dann mal besser gehört hätte.
Das Buch ist unterhaltsam geschrieben, gut zu lesen und kurzweilig. Hin und wieder habe ich die Übersicht verloren, weil Herr Schreiber - wie das früher häufig und auch gerne heute immer noch gemacht wird - die Namen der Monarchen eindeutscht. Da ist mir dann schonmal nicht klar, ob der gerade erwähnte Franz König von Frankreich ist oder doch ein deutscher Fürst...
Gelernt habe ich auch einiges, unter anderem, dass nicht alle berühmten französischen Mätressen Mätressen von Lous XIV. waren. Und dass es immer wieder spaßig ist, was man sich so merkt - das Kapitel über die Mätressen von August dem Starken erwähnt Aurora von Königsmark. Von der hatte ich noch nie gehört, aber bei "Königsmark" habe ich mich sofort daran erinnert, dass der Liebhaber von Sophie-Dorothea von Braunschweig-Lüneburg so hieß ("Mein geliebtes Celle!"). Wie sich dann herausstellte, war das der Bruder von Aurora, und sie kam nach Dresden, weil sie sich Hoffnungen gemacht hat, dass August der Starke ihr dabei helfen würde, die Wahrheit über das Schicksal ihres Bruders herauszufinden. (Was er nicht getan hat.)
Gutes Buch. Wie gesagt, im Kontext der Zeit lesen, aber das kann man problemlos. Klare Empfehlung.
"Weltgeschichte" ist relativ. "Mätressen der europäischen Geschichte (inkl. russisches Zarenreich) zwischen 1500 und 1945" wäre ein besserer Titel, aber halt auch ziemlich lang. Außerdem ist das Buch von 1967 (aber die Auflage von 2003, so dass ich mal davon ausgehe, dass die geschichtlichen Angaben noch recht gut dem Stand der Wissenschaft entsprechen).
Ein Buch mit diesem Alter über Frauen birgt Tücken. Man muss es im Kontext der Zeit lesen, denn hin und wieder erwährt Herr Schreiber die typischen Veralangungen einer Frau, die typische Intelligenz einer Frau oder weist darauf hin, dass Frauen naturgemäß nicht in der Lage sind, X zu tun/lernen/wissen/durchzusetzen... Die Grundeinstellung ist, dass Frauen emotional, intrigant, unbeherrscht, rachsüchtig und machtversessen sind. Auf der anderen Seiten muss man Herrn Schreiber aber auch zugestehen, dass er die meisten dieser Adjektive auch für die erwähnten Herren verwedent, und dass es sich um ein Buch über berühmte Mätressen hoher Herren (und einer Dame - Katharina die Große) handelt, und dass man so einen Posten nicht leicht bekommt und schon gar nicht mal eben so lange hält, ohne da die entsprechenden Qualitäten mitzubringen. Eine gehörige Portion Kaltschnäuzigkeit und Rücksichtslosigkeit gehört da sicher dazu, schließlich muss man die Konkurrenz ausschalten.
Ebenfalls zu Gute halten muss man Herrn Schreiber, dass die Aussage "eine Mätresse kann sich nur die in Staatsgeschäfte einmischen, wenn der Herrscher schwach genug ist, das zu erlauben" eine gewisse Gleichverteilung der Schuld beinhaltet. Denn selbstverständlich sollte eine Frau, auch eine Mätresse, sich eben nicht in Staatsgeschäfte einmischen, denn Politik ist Männersache. Auch wenn Herr Schreiber einräumt, dass einige Mätressen da gar nicht mal ungeschickt waren und gute Entscheidungen in Gang gesetzt haben. Oder gute Ratschläge gegeben haben, auf die der Monarch dann mal besser gehört hätte.
Das Buch ist unterhaltsam geschrieben, gut zu lesen und kurzweilig. Hin und wieder habe ich die Übersicht verloren, weil Herr Schreiber - wie das früher häufig und auch gerne heute immer noch gemacht wird - die Namen der Monarchen eindeutscht. Da ist mir dann schonmal nicht klar, ob der gerade erwähnte Franz König von Frankreich ist oder doch ein deutscher Fürst...
Gelernt habe ich auch einiges, unter anderem, dass nicht alle berühmten französischen Mätressen Mätressen von Lous XIV. waren. Und dass es immer wieder spaßig ist, was man sich so merkt - das Kapitel über die Mätressen von August dem Starken erwähnt Aurora von Königsmark. Von der hatte ich noch nie gehört, aber bei "Königsmark" habe ich mich sofort daran erinnert, dass der Liebhaber von Sophie-Dorothea von Braunschweig-Lüneburg so hieß ("Mein geliebtes Celle!"). Wie sich dann herausstellte, war das der Bruder von Aurora, und sie kam nach Dresden, weil sie sich Hoffnungen gemacht hat, dass August der Starke ihr dabei helfen würde, die Wahrheit über das Schicksal ihres Bruders herauszufinden. (Was er nicht getan hat.)
Gutes Buch. Wie gesagt, im Kontext der Zeit lesen, aber das kann man problemlos. Klare Empfehlung.