blauerfalke: (geschichten)
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von Kevin Crossley-Holland, illustriert von Chris Riddell


Das Buch ist ein Sammlerstück. Vollillustriert von Chris Riddell, im gewohnt detailreichen und markanten Stil, mit vielen Doppelseiten und in reichen Farben, von Chris Riddel signiert, mit einem Artprint mit noch einem Autogramm dazu und einer Originalzeichnung. Alleine optisch schon toll, zum In-den-Schrank stellen.

Der Text ist von Kevin Crossley-Holland, der nicht nur seine eigene Artus-Trilogie geschrieben hat (habe ich nicht gelesen, aber ich mir kam sein Name bekannt vor), sondern auch ein Fachbuch zum Thema, mit einer Übersicht über die Legende. Das heißt, er kennt seinen Stoff wirklich, wirklich gut, und das merkt auch diesem Buch deutlich an.

Es geht chronologisch von Artus'Geburt bis zu seinem Tod. Naturgemäß geht ein vollilliustriertes Buch von etwa 250 Seiten dabei nicht in die Tiefe, aber die Autoren schaffen es erstaunlich mühelos, einige wichtige Legenden zu integrieren, ohne dass es sich nach Abhaken anfühlt oder oberflächlich wirkt. Im Gegenteil, es gibt sogar eine Menge Details, die zwar kaum Raum einnehmen, die aber eben beweisen, dass Mr. Crossley-Howard, und vielleicht auch Mr. Riddell - bei Zeichnungen ist das schwerer zu sagen - seinen Stoff wirklich kennt. So stimmt zum Beispiel die Heraldik. Man kann bei jedem Bild eines Ritters erkennen, wer er ist, einfach weil er das richtige Wappen trägt. Und Bedivere hat nur einen Arm. Überhaupt, dass die Geschichte vom Riesen von Mt. St Michel vorkommt, zeigt, dass da jemand mehr hat als nur oberflächliche Kenntnisse, denn die ist doch eher obskur.

Andere random Gedanken:
Ector und Familie leben in Tintagel. Es gibt eine Kindheitsepisode für Artus und Kay. Artus und Morgana verlieben sich, ohne zu wissen, dass sie Halbgeschwister sind, Morgana kommt nie über den Bruch hinweg und wird darum zur Artus' erbitterter Gegnerin. Mordred hat Artus aber trotzdem mit Morgause, die einen Zaubertrank genommen hat, damit Artus glaubt, sie sei Morgana. Morgause tritt nie persönlich auf.
Guingaled wird mit Namen erwähnt.
Eine Menge Damen werden namentlich erwähnt. Die Dame vom See fordert nie den Gefallen ein, den sie Artus im Tausch für Excalibur versprechen lässt.
Gaheris und Gareth sind Brüder und Söhne von Lot, Gawain und Agravain sind nur ihre "brothers-in-arms". Trotzdem kann Gawain Lancelot den Mord an den beiden nicht verzeihen.
Der erste Ritter, der die Gralsburg erreicht, ist Gawain. Aber er kriegt zur Frage den Mund nicht auf.
Der zweite Ritter, der die Gralsburg erreicht, ist Lancelot. Aber er kann den Gral nicht sehen.
Bors, Parzival und Galahad - der tatsächlich Lancelots Sohn ist - erringen den Gral gemeinsam. Erstaunlicherweise kehrt Galahad zur Tafelrunde zurück.
Es gibt schon zum Inhaltsverzeichnis ein Porträt zu jedem wichtigen Ritter. Inklusive Schild mit Wappen dahinter.
Die Tafelrunde ist aus weißem Marmor, und wird, je mehr die Gemeinschaft zerbricht, immer brüchiger und fleckiger.

Sehr schönes Buch. Sieht toll aus, ist locker und flüssig geschrieben, vom Stil her eher modern. Die Charakterführung ist gut (wenn auch logischerweise nicht immer ganz meine), es passt zusammen, ist stimmig und wirkt nie absurd. Eine schöne Version des Epos. Die Buchversion eines Abends mit Geschichten vor dem Feuer.

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blauerfalke

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