Apr. 8th, 2012

blauerfalke: (narnia)
Palace Theatre, London

"Singin' in Rain" ist ein sehr bekannter Musicalfilm mit Gene Kelly in der Hauptrolle. Der bekannteste Song der Show heißt ebenfalls "Singin' in the Rain", und sobald ein Theater die Show aufführt, stellt sich eigentlich nur die Frage: "Nehmen sie Wasser und wenn ja, wie machen sies?"
Nun, das Palace ist ein großes West End Theater, und die lassen sich natürlich nicht lumpen. Sie haben eine Bühne mit einer abgesenkten Mitte und sie haben acht Düsen, aus denen es zum Song nicht nur einfach regnet, sondern regelrecht schüttet. Adam Cooper hat dann auch einen Heidenspaß dabei, in dem Wasser herumzuspringen und es in Richtung des Publikums zu treten. Er selbst ist innerhalb von Sekunden vollkommen durchnäßt, und die ersten Reihen sind es zum Ende des Songs genauso. Selbst am Rand in Reihe fünf kamen noch einzelne Tropfen an... ob die Leute mit den wirklich teuren Karten in der Pause im Foyer Handtücher bekommen?
Die Bühne wird jedenfalls in der Pause abgezogen und aufgewischt, sechs Leute sind damit die gesamte Pause beschäftigt, damit sie wieder trocken genug ist, dass die Show weitergehen kann. Für Unterhaltung ist also in jeder Sekunde bestens gesorgt.

Adam Cooper ist übrigens ihr Hauptdarsteller und spielt den Don Lockwood. Genauso wie Daniel Crossley als Cosmo Brown ist er ein fantastischer Tänzer. Beide meistern die nahezu exzessiven Tanzszenen mit Begeisterung und einer Leichtigkeit, dass es einfach Spaß macht, ihnen zuzusehen. Beide sind sympathisch, spielen gut zusammen und singen gut. Ihre wahre Stärke ist und bleibt aber das Tanzen, und darum ist es noch besser, dass das Stück so viele Tanzszenen hat. Die Choerographien sind übrigens durchweg fantastisch. Tolle Arbeit von Andrew Wright.

Das Hauptrollen-Trio wird komplettiert von Scarlett Strallen als Kathy Seldon, die süß aussieht, ebenfalls toll tanzt und viel Spielfreude mitbringt. Naturgemäß steht Kathy als weibliche Rolle aber auf recht verlorenem Posten, denn alles wartet auf den Auftritt der Diva - Lina Lamont, alias Katherine Kinsley, und die ist nun wirklich ein Ereignis. Sie quietscht und fiept, und spricht einen Dialekt, den ich nur schwer verstehe, aus dem sie aber die Schlüsselsätze deutlich herausstellt, ohne dass es wirklich nach Brüchen klingt. Im zweiten Akt singt sie "What's wrong with me?", ein Lied, das ich noch nie gehört habe, und das ist wirklich eine Tortur. Sie heult und quietscht und singt so schief, dass es wehtut. Ich war wirklich froh, als sie fertig war, aber genau genommen ist es genau das, was von Lina erwartet wird. Eine Bombenbesetzung also, die sich noch dazu den ganzen Abend nahezu die Seele aus dem Leib spielt zwischen Stummfilmstil, Naivchen und Biest. Grandios.

Auch der Rest vom Ensemble ist großartig, die Schauspielrollen ebenso wie die Tänzer, und alle sind mit einer Begeisterung bei der Sache, die großen Spaß macht. Die Show ist liebevoll inszeniert, einfach traumhaft schön, mit Sorgfalt und Beachtung für Details, altmodisch genug, sich für alles ausreichend Zeit zu lassen. Sie bringen sogar die Broadway-Sequenz im zweiten Akt in voller Länge, was bei ihrer tollen Tanzcast plus Mr.Cooper eine wirklich gute Entscheidung war.
Einziger Wermutstropfen ist, dass Mr.Cooper, Mr.Crossley und Ms.Strallen vor allem eben Tänzer sind, in zweiter Linie Sänger und in dritter Schauspieler. Eine Show wie "Singin' in the Rain" lebt auch von ihren Gags und deren punktgenauem Timing, und daran hapert es doch ein ganz kleines bißchen. Da sieht man erst, wie hoch der Standard bei dieser Show tatsächlich ist... wenn sie das noch in den Griff bekommen, dann ist sie absolut perfekt. Und wahrscheinlich ist es mir auch nur aufgefallen, weil ich natürlich mal wieder nicht auf die Hauptrolle stehe, sondern auf den besten Freund. Und für Cosmo ist es umso wichtiger, dass das Timing stimmt. Das genau zu treffen, gehört zu seinem Charakter. "Make 'em laugh".

Zum Finale regnen sie übrigens nochmal. Mit der ganzen Tanzcast im Wasser. Wenn man genug Geld ausgibt, bekommt man also sogar zwei Duschen gratis. Auch sonst ist die Show sehr ergiebig - ich hab die Songs eine Woche später noch im Kopf gehabt. Und das alles für nur 25 Pfund.

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