May. 11th, 2024

Macbeth

May. 11th, 2024 01:45 pm
blauerfalke: (erzählen)
von William Shakespeare

Es spielen The HandleBards im Rahmen des Shakespeare Festivals Neuss

Macbeth - oder, wie das aberfgläubische Theatervolk sagt "The Scottish Play" - hat laut Einführung zum Stück 16 Rollen. (Ich verlasse mich da mal auf die Experten, ich hab das nicht nachgeprüft. Auch wenn die Experten auch gesagt haben, dass Malcolm am Ende König von England ist.) Wie viele Leute braucht man also, um das Stück zu spielen? Fünf hätte mich nicht überrascht, schließich sind ja nicht immer alle Rollen gleichzeitig auf Bühne, aber sie hatten zwei. Ja, das reicht, um Macbeth zu spielen. Vielleicht sogar, um es komplett "straight and serious" zu spielen. Was sie nicht getan haben, und das war auch genau so angeschlagen. Nicht grade als Komödie, aber in der Berschreibung standen Dinge wie "turbulente Komik" und "augenzwinkernd", und da haben sie nicht zu viel versprochen. Es war chaotisch, es war rasant, es hatte viele absurde Momente und es war sehr oft sehr komisch. Und langweilig war es keine Sekunde.

Ich habe Macbeth tatsächlich zuvor schonmal gesehen, und es im Vorfeld damals als Vorbereitung gelesen. Bei beidem hatte ich das Gefühl, dass es sehr oberflächlich ist, Dinge einfach im Sande verlaufen, Handlungsstränge nicht wirklich Sinn machen und die Charakterführung auch nicht grade die stimmigste ist. Aber es ist von Shakespeare, darum ist es wertvoll, und darum sagt man das besser nicht zu laut. Aber vielleicht wird es darum auch leichter, das Ganze eben nicht bierernst zu spielen. Weil es eh schon nicht dicht ist, lässt es mehr Freiheiten...
Natürlich folgt das Stück trotzdem ganz genau dem vorgeschriebenen Verlauf und es hat den vorgeschriebenen Dialog, mit nur wenigen kurzen Einschüben (die dafür auch gerne mal im sehr modernen Tonfall, was als Bruch ganz großartig funktioniert) und ein bisschen audience participation dazu (für ein Bankett braucht man halt Gäste). Ansonsten reichen aber die beiden Schauspielerinnen vollkommen aus, alle Charaktere darzustellen, die Rollen auch gerne mal im Zeilentakt wechselnd und immer kreativ und deutlich angezeigt durch das Wechseln von Kostümteilen oder Requisiten. Die einzige Kulisse ist ein bunter Vorhang mit einem braun-grauen löchrigen dahinter, der immer dann freigelegt wird, wenn eine Hexenszene ansteht, auch Requisiten sind minimal - ich habe mir sagen lassen, dass die Truppe "HandleBards" heißt, weil sie traditionell alles auf Fahrrädern transportieren. Daher gehört es auch dazu, dass die Schwerter Luftpumpen sind - und teilweise auch so verwendet werden - und dass Banquos Sohn durch einen Fahrradsattel mit Augen dargestellt wird (ich gebe zu, da habe ich einen Moment gebraucht, um zu erkennen, was das sein sollte).

Gespielt wurde von Lucy Green und Roisin Brehony (ich habe leider keine Ahnung, wer von beiden wer war) - und da Macbeth die größe Rolle des Stücks ist, konnte dessen Darstellerin ihre Vielseitigkeit weniger unter Beweis stellen, da daneben nur noch kleine Rollen wie Malcolm oder Lady Macduff übrig blieben. Die andere Darstellerin hatte darum den deutlich anspruchvolleren Part, von Duncan über Banquo, die Hexen und Lady Macbeth bis hin zu Macduff, und konnte so die gesamte Bandbreite schauspielerischer Kunst zeigen. Sehr beeindruckend und mit sehr viel Liebe zum Detail, egal ob sie dabei "Employee of the Month"-Plaketten verteilte, als getreuer Sidekick geheime Handschläge mit Macbeth tauschte, Prophezeihungen geschäftsmäßig anhand von laminierten Clip-Art-Folien verkündete oder im Finalduell noch Zeit fand, cool mit Damen in der ersten Reihe zu flirten.

Es war sehr spaßig, sehr unterhaltsam und ein richtig schönes Theatererlebnis. Und wie viele Dudelsäcke braucht man für "Scotland the Brave"? Richtig. Keinen. Man braucht nur zwei Schauspielerinnen.
blauerfalke: (geschichten)
"Emily Wilde's Encyclopaedia of Faeries"
"Emily Wilde's Map of the Otherlands"

von Heather Fawcett

Spoiler )
blauerfalke: (erzählen)
von Britney Spears

Angabe vorab: Ich habe die deutsche Übersetzung gelesen. Die Bücherei hatte das Original nicht.

Es ist eine Autobiographie. Ich wusste vorher nicht besonders viel über Ms Spears Leben. Ich erkenne sie, wenn ich ein Foto von ihr sehe, ich kenne einige ihrer Lieder und ich weiß, das sie von ihr sind (was bei mir auch schon nicht selbstverständlich ist, ich kenne oft Songs und erkenne Künstler, weiß aber nicht, dass die zusammen gehören). Ich erinnere mich an Skandale wie den, dass sie spontan irgendeinen Jugendfreund geheiraten hat oder sich ebenso spontan die Haare abrasiert hat. Und ich erinnerte mich vage daran, dass sie mal was mit Justin Timberlake hatte.

Immerhin waren alle diese Erinnerungen korrekt. Jetzt habe ich etwas Kontext dazu und noch andere Dinge dazugelernt. Vieles davon ist sehr deprimierend, und einiges auch sehr erschreckend. Wie zum Beispiel die Tatsache, dass amerikanische Anwälte, noch dazu vom Staat für jemand bestimmte Anwälte, offenbar ihren Klienten gegenüber eindeutig falsche Angaben machen dürfen und niemand sie dafür belangt. In Deutschland, so bilde ich mir wenigstens ein, würde so jemand dafür den Job verlieren. Oder gar die Lizenz.

Es ist ein sehr persönliches Buch, darum ist es sehr subjektiv. Es ist offenbar auch mehr oder weniger unlektoriert und unzensiert, denn es ist stilistisch nicht besonders gut (Erinnerung: Es war die Übersetzung. Vielleicht hat der Verlag auch einfach schlecht übersetzt. Warum auch immer.). Es ist auch vom Aufbau her sehr anstrengend, denn es springt oft in den Zeitebenen und Verweisen, so dass ich oft keine Ahnung hatte, was wann passiert ist, in welcher Reihenfolge und wie lange etwas gedauert hat - aber da das Buch genau genommen nicht für Menschen wie mich geschrieben ist, sondern für Fans der Autorin, spielt das wahrscheinlich keine Rolle, denn die kennen die zeitlichen Abfolgen.
Diesem Zielpublikum ist es auch geschuldet, dass vieles nur stichpunktartig und in wenigen Sätzen erwähnt wird - ich denke, es ging Ms Spears vor allem darum, ihre Gedanken niederzuschreiben. Vielleicht für ihre Fans, vielleicht auch nur für sich selbst. Darum ist es in Ordnung, dass es ein etwas wirres Buch mit vielen Wiederholungen ist, darum ist es in Ordnung, dass es sich vor allem auf Schicksalschläge und persönliche Katastrophen konzentriert. Denn das ist das, was dazu bringt, darüber zu reden. Wie die einzelnen Verhältnisse sich wirklich darstellen, kann und will ich nicht beurteilen.

Anstrengend, sehr düster, sehr erschreckend auf mehreren Ebenen. Als psychologischer Einblick interessant, aber wahrscheinlich nur für Fans lohnend.
blauerfalke: (Default)
von Joe Miller, mit Özlem Türeci und Uğur Şahin

Özlem Türeci und Uğur Şahin sind die Köpfe hinter BioNtech, der Firma, die gemeinsam mit Pfizer den für Deutschland wichtigsten Covid-19 Impfstoff entwickelt hat. Und genau darum geht es in diesem Buch: Um die Entwicklung dieses Impfstoffs (der übrigens mit korrektem Namen Comirnaty heißt) und wie es möglich war, dass er so schnell zur Verfügung stand.

Es ist ein Buch über Visionen, über harte Arbeit, über den Glauben an eine Sache und über Durchhaltevermögen. Eins über Kompromisse, eins darüber, das Geld die Welt regiert, und dass manchmal einfach nur das Glück darüber entscheidet, ob etwas weiterkommt oder nicht. Und auch, was weiterkommt. Ein Buch über Idealismus. Eine deutsche Erfolgsgeschichte, das natürlich auch. Und ein bisschen auch ein Buch über Genetik, sicher mit dem Hintergedanken, den Menschen zu erklären, was genau ein RNA-Impfstoff so macht, um ihr Vertrauen in den Impfstoff zu erhöhen und sich impfen zu lassen. Es ist ein mehrere hundert Seiten langer Werbespot, wenn man so will. Ein großartiger Impfstoff, entwickelt mit Hilfe einer großartigen Technik, die eigentlich dafür geplant war, Krebs zu bekämpfen, von zwei großartigen Menschen mit einem großartigen Team und einer großartigen Vision, die selbst einen Pharmariesen wie Pfizer dazu gebracht hat, nicht nur auf Gewinnmaximierung zu schielen (abgesehen davon, dass immer klar war, dass, wenn sie schnell genug sind und es funktioniert, richtig viel Geld zu holen sein wird - aber es war eben nie klar, dass es schnell genug ist und funktioniert). Und ein Buch darüber, das zeigt, wie viel Glück wir gehabt haben, weil es an ein paar entscheidenen Stellen ein paar Menschen gab, die im entscheidenden Moment die richtige Entscheidung getroffen haben oder auch nur zufällig die entscheidende Entdeckung gemacht haben. Wissenschaft, Wirtschaft, Menschlichkeit, das Buch hat von allem etwas.

Trotzdem habe ich es als unglaublich langweilig empfunden. Auch als sehr repetitiv. Und da ich über die Wirkungsweise von RNA-Imfstoffen und ihre Grundtheorie schon vorher sowas wie informiert war, kann ich auch nicht sagen, wie zugänglich oder verständlich dieser Teil ist.

Es ist sicher nicht falsch, es zu lesen. Es enthält viele wichtige Informationen. Aber für mich war es doch eher zäh, darum tue ich mir schwer damit, es zu empfehlen. Vielleicht zu unrecht.

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